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Ein Earl mit Mut und Leidenschaft

Titel: Ein Earl mit Mut und Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Quinn
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dort los war, nur dass es mit jeder Menge Geschrei einherging, ziemlich viel Gestöhne und ein paar Geräuschen, die sich erschreckend nach Faustschlägen anhörten.
    Bis auf den Fußboden gab es nichts, wo sie sich hätte hinsetzen können, und so ließ sie sich auf dem kalten, blanken Holzfußboden nieder, lehnte sich an ein freies Stück Wand neben der Tür und beschloss einfach abzuwarten, bis die Rauferei vorüber war. Was auch immer da draußen los sein mochte, Anne wollte nichts damit zu tun haben, vor allem aber wollte sie nicht in der Nähe sein, wenn die anderen entdeckt wurden. Und das konnte nicht mehr lang dauern, bei dem Krach, den sie veranstalteten.
    Männer. Das waren doch Idioten, allesamt.
    Obwohl dort draußen auch eine Frau zu sein schien - dem Gekreische nach zu schließen. Anne glaubte, sie habe den Namen Daniel verstanden, und dann möglicherweise Marcus, in dem sie dann den Earl of Chatteris vermutete, den sie früher am Abend kennengelernt hatte. Er schien ganz verrückt nach Lady Honoria zu sein ...
    Wenn sie es sich recht überlegte, klang das Gekreische tatsächlich ein wenig nach Lady Honoria.
    Anne schüttelte den Kopf. Das ging sie nichts an. Niemand würde es ihr verübeln, wenn sie sich heraushielt.
    Jemand knallte gegen die Wand direkt hinter ihr, worauf Anne erschrocken zusammenfuhr und das Gesicht in den Händen barg. Sie würde nie wieder hier herauskommen. Jahre später würde man ihren leblosen, vertrockneten Körper hier finden, über einer Tuba liegend, während zwei Flöten ein Kreuzzeichen bildeten.
    Wieder schüttelte Anne den Kopf. Sie musste wirklich damit aufhören, vor dem Schlafengehen in Harriets melodramatischen Erzählungen zu schmökern. Ihre junge Schutzbefohlene betrachtete sich als Schriftstellerin, und ihre Geschichten wurden von Tag zu Tag schauerlicher.
    Schließlich verebbte der Lärm auf dem Korridor, und die Männer ließen sich an der Wand nach unten gleiten (sie konnte es spüren, direkt durch die Wand hindurch). Einer war direkt hinter ihr; ohne die Mauer würden sie nun Rücken an Rücken hocken. Anne konnte sie keuchen hören, dann hörte sie sie in der für Männer so typischen Art reden, in kurzen, knappen Sätzen. Auch wenn sie eigentlich nicht lauschen wollte, konnte sie gar nicht anders, schließlich saß sie hier fest.
    Und in diesem Augenblick wurde es ihr klar.
    Der Mann, der sie geküsst hatte - er war Lady Honorias großer Bruder, der Earl of Winstead! Sie hatte sogar schon einmal ein Bild von ihm gesehen, sie hätte ihn gleich erkennen müssen. Vielleicht auch nicht. Das Porträt stimmte zwar grundsätzlich -kaffeebraunes Haar und fein geschwungener Mund -, doch es gab ihn nicht richtig wieder. Er war ziemlich attraktiv, das konnte man nicht leugnen, aber weder Farbe noch Pinselstrich konnten das lässige, elegante Selbstvertrauen eines Mannes einfangen, der seinen Platz auf der Welt kannte.
    Himmel, nun befand sie sich wahrhaftig in Schwierigkeiten. Sie hatte den berüchtigten Daniel Smythe-Smith geküsst! Anne wusste alles über ihn, wie jeder. Er hatte sich vor ein paar Jahren duelliert und war vom Vater seines Kontrahenten aus dem Land gejagt worden. Aber anscheinend waren sie jetzt zu einer Einigung gekommen. Lady Pleinsworth hatte erwähnt, dass der Earl endlich nach Hause zurückkehren würde, und Harriet hatte Anne all den Klatsch dazu erzählt.
    In dieser Hinsicht war Harriet wirklich recht nützlich.
    Doch wenn Lady Pleinsworth erfuhr, was an diesem Abend geschehen war ... Nun, damit wäre Anne als Gouvernante erledigt, sowohl für die Pleinsworth-Schwestern als auch für alle anderen. Schon nach dieser Stellung hatte Anne lange suchen müssen; niemand würde sie nehmen, wenn herauskäme, dass sie mit einem Earl getändelt hatte. Keine besorgte Mama stellte eine Gouvernante von zweifelhafter Moral ein.
    Und es war noch nicht einmal ihre Schuld. Diesmal konnte sie absolut nichts dafür.
    Sie seufzte. Draußen war es ruhig geworden. Waren sie endlich gegangen? Sie hatte Schritte vernommen, doch war es schwer zu sagen, von wie vielen Menschen sie rührten. Sie wartete noch ein paar Augenblicke, und als sie dann sicher war, dass sie draußen nichts als Stille antreffen würde, drehte sie den Türknopf und trat vorsichtig hinaus auf den Gang.
    „Da sind Sie ja!“, sagte er. Zum zweiten Mal an diesem Abend.
    Bestimmt hatte sie vor Schreck einen Satz in die Höhe gemacht. Nicht weil Lord Winstead sie überrascht hatte, obwohl das auch

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