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Ein endloser Albtraum (German Edition)

Ein endloser Albtraum (German Edition)

Titel: Ein endloser Albtraum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Marsden
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anderen waren schlecht ausgebildet und ausgerüstet und einige von ihnen waren richtig bösartig. Seltsamerweise behandelten die Berufssoldaten die Bevölkerung besser.
    Die Soldaten waren nicht zahlreich genug, um die Stadt gründlich Haus für Haus zu durchsuchen. Ihnen ging es darum, um jeden Preis am Leben zu bleiben. Wenn sie den Verdacht hatten, dass ihnen in einem Haus Gefahr drohte, stellten sie einen Raketenwerfer auf und zerstörten es, um ja nicht in einen Hinterhalt zu geraten. Es gab einige Dutzend Leute, die sich genauso versteckten wie Mr Clement, aber nachdem sie gesehen hatten, was mit Leuten geschah, die »Helden sein wollten«, wie er es ausdrückte, hielten sie sich alle außer Sichtweite. Robyn hatte den Eindruck gehabt, dass Mr Clement seine Familie irgendwo in der Nähe versteckt hatte, aber er wollte keine persönlichen Fragen beantworten und sie hörten auf zu fragen. Dann ging eine Patrouille am Gebäude vorbei und Mr Clement wurde ganz aufgeregt und sagte ihnen, sie sollten gehen.
    Sie schlichen die Straße entlang, aber es gab nur wenig Deckung und kaum Dunkelheit, da in einigen Geschäften das Licht an war. Sie wichen zur Tür der Nachrichtenagentur aus, als sie Schüsse hörten. Robyn sagte, sie klangen so laut, als würden sie zehn Meter hinter ihnen abgefeuert, doch in Wirklichkeit wussten sie nicht, woher die Schüsse kamen und wer schoss. Die Ziele waren eindeutig Robyn und Lee.
    »Wir waren zwei Schritte von dem verglasten Eingang entfernt, durch den man zur Tür der Agentur gelangt«, erklärte Robyn. »Das war das Einzige, was uns rettete. Es war, als hätten wir bereits den Impuls, um diese beiden Stufen hinaufzugehen. Selbst wenn uns ein Dutzend Kugeln getroffen hätte, wären wir noch immer die beiden Stufen hinaufgegangen.«
    Die beiden erreichten das bisschen Deckung und gingen durch die zerschmetterte Tür der Agentur weiter. Robyn übernahm die Führung. Ihr war nicht klar, dass Lee getroffen worden war. In der Nachrichtenagentur war es dunkel, aber von der Straße fiel so viel Licht herein, dass sie deutlich sahen, wohin sie gehen mussten. Das Problem war, dass das Licht auch ausreichte, um sie zu leichten Zielen zu machen.
    Beide wussten natürlich, dass die Agentur sich bis zum Parkplatz und zur Glover Street erstreckte. Sie hatten vor, durch die Hintertür zu verschwinden und dann jene Richtung einzuschlagen, die sie für die beste hielten. Doch als Robyn die Hintertür erreichte, bemerkte sie zwei Dinge: Die Tür war versperrt und Lee war weit hinter ihr. »Ich nahm an, dass er stehen geblieben war, um sich die Pornos anzusehen«, sagte sie. Als sie sich umdrehte, erkannte sie jedoch an Lees blassem Gesicht, dass er verletzt war. Er hinkte schwerfällig, starrte sie an und biss sich auf die Lippen, um nicht aufzuschreien. Sie hoffte, dass er sich nur einen Muskel gezerrt hatte, fragte aber: »Bist du getroffen?«, und er nickte.
    Robyn überflog den nächsten Teil rasch, aber einer der Gründe, warum ich all das aufschreibe, ist, dass ich den Menschen zeigen will, was alles passiert ist und wie tapfer Robyn in dieser Nacht war. Ich will keine Medaillen für sie und sie würde sie auch nicht wollen – na ja, ich weiß es nicht, ich habe sie nicht gefragt, wahrscheinlich würde sie sich sehr darüber freuen –, aber ich halte sie für eine verdammte Heldin. Sie packte den Fotokopierer, der neben dem Lotteriepult stand und schleuderte ihn durch die Tür. Dann lief sie zu Lee, hob ihn auf Rücken und Schultern und trug ihn durch die zertrümmerte Tür, wobei sie die Glasscherben wegschob. Ich weiß zwar, dass Robyn fit und stark ist, aber dass sie so stark ist, wusste ich nicht. Verlangt nicht, dass ich es erkläre.
    Wahrscheinlich ist es so wie bei den Geschichten über Mütter, die Autos hochstemmen, um darunterliegende Babys herauszuholen. Wenn man sie am nächsten Tag auffordert es wieder zu tun, ist es nicht mehr nötig und sie können das Auto nicht einmal bewegen. Robyn ist religiös und hat eine andere Erklärung dafür – und wer weiß? Ich bin nicht so dumm zu sagen, dass sie nicht Recht hat.
    Sie trug also Lee und stolperte die fünf Gebäude entlang, um zum Restaurant zu gelangen. Die Hintertür gegenüber vom Parkplatz war aufgebrochen worden, also gelangte sie ohne weiteres hinein. Sie ließ Lee auf die Laderampe fallen, zog den Rollladen hoch und schleppte ihn in die Dunkelheit. Dann rannte sie zur Vorderseite und warf einen Blick in die Barker Street.

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