Ein Fall für die Weihnachtsdetektive: Ein Weihnachtskrimi in 24 Kapiteln (German Edition)
Stadtplan rausgesucht: Erich-Kästner-Straße. Die Besitzer des Terriers wohnen in der Nummer 13 und heißen Emil.
»Bescheuerter Name«, sagt Jasper, als wir vor der Haustür stehen und nach dem richtigen Klingelschild suchen. Das Haus ist ein großes, altes Gebäude aus dunkelroten Klinkersteinen und es gibt jede Menge Klingelschilder.
»Da!«, ruft Moritz, »ganz oben! Über Klassenzimmer und neben Kleinmann!«
»Lauter bescheuerte Namen«, kommt es von Jasper. »So heißt doch keiner.«
»Offensichtlich doch«, sage ich und drücke auf den Klingelknopf von Emils.
Wir warten.
Aber es passiert nichts.
»Klingel noch mal«, sagt Jasper.
Diesmal hefte ich meinen Daumen für mindestens eine Minute auf den Klingelknopf.
Aber wieder passiert nichts.
»Wir fragen mal bei den Nachbarn«, schlage ich vor. »Vielleicht wissen die ja irgendwas.«
Ich versuche es zuerst bei Klassenzimmer.
Nichts.
»Vielleicht wohnt in dem ganzen Haus überhaupt niemand«, überlegt Moritz. »Vielleicht steht das Haus leer und soll abgerissen werden. Besonders schön ist es sowieso nicht.«
»Quatsch«, sagt Jasper. »Da hängen doch überall Gardinen an den Fenstern. Natürlich wohnt da jemand. – Lass mich mal«, meint er dann und klingelt bei Kleinmann.
Aber auch bei Kleinmann hört keiner.
»Langsam wird es komisch«, sagt Jasper. Er streckt die flache Hand aus und drückt alle Klingeln gleichzeitig.
Aber es passiert trotzdem nichts.
»Wetten, dass ich recht habe?«, meint Moritz. »Da wohnt keiner! Das Haus ist leer, weil es abgerissen werden soll. Oder vielleicht ist es ein Geisterhaus«, flüstert er. »Wo lauter Vampire wohnen, die tagsüber alle schlafen und deshalb die Klingeln abgestellt haben.«
Weiter kommt er nicht. Weil wir im selben Moment den Schatten auf der Türscheibe sehen. Einen ziemlich großen Schatten, mit einem Hut und …
»Ein Vampir!«, kreischt Moritz. »Hilfe!«
Wir drehen uns erschreckt um und – stehen einem Mann gegenüber, der uns neugierig mustert. So groß ist der Mann übrigens gar nicht, eher klein, und er ist auch schon ziemlich alt. Aber er hat einen Hut auf!
»Habt ihr irgendwas ausgefressen, oder weshalb erschreckt ihr euch so, nur weil jemand kommt und in sein Haus will?«
Er hält einen Schlüssel hoch.
Gleichzeitig bemerken wir alle den Knoblauchgeruch, der uns entgegenweht.
»Kein Vampir«, sagt Jasper leise neben mir und grinst.
»W… wohnen Sie etwa hier?«, stottert Moritz und ist immer noch so bleich, als wäre er selber ein Gespenst.
»Genau hier«, sagt der Alte und tippt auf das Schild mit dem Namen Kleinmann. »Das bin nämlich ich.«
»Aha«, sagt Moritz und guckt sich Herrn Kleinmann genau an, als würde er noch nicht so ganz glauben, dass er wirklich ein ganz normaler Mensch ist und kein Vampir.
»Und da kommt auch meine Frau«, erklärt Herr Kleinmann jetzt und zeigt auf den Plattenweg, der von der Straße zum Haus führt. »Frau Kleinmann.«
»Wohl eher Frau Großmann«, flüstert Jasper neben mir und kichert.
Jasper hat recht. Herrn Kleinmanns Frau überragt ihren Mann um mindestens zwei Köpfe!
Sie kommt auf uns zu und stellt dann schnaufend eine vollgepackte Einkaufstasche neben sich ab. Von der ich finde, dass Herr Kleinmann sie ruhig selber hätte tragen können!
»Wir wollten eigentlich zu Emils«, erklärt Jasper jetzt unaufgefordert. »Aber es hört keiner. Und bei Klassenzimmer haben wir auch schon geklingelt, aber da hört auch keiner.«
»Natürlich hört da keiner«, erwidert Herr Kleinmann. »Hier hört nirgends einer. Die Klingeln sind kaputt. Und das schon seit Wochen! Das Haus soll nämlich demnächst abgerissen werden und deshalb wird auch nichts mehr repariert. Wenn jemand zu Besuch kommen will, muss er vorher anrufen, sonst kommt er nicht rein.«
»Ach, so ist das«, sagt Moritz. »Wir dachten schon …«
»Aber bei Emils ist sowieso keiner da«, meldet sich jetzt Frau Großmann zu Wort. Nein, Frau Kleinmann natürlich. »Die sind im Urlaub.«
»Was?!«, rufen meine Brüder und ich gleichzeitig.
»Im Urlaub«, wiederholt Frau Kleinmann. »Schon seit ein paar Tagen. Ich glaube, sie wollten jetzt am Wochenende wiederkommen. Da müsst ihr also noch ein bisschen warten.«
»Im Urlaub«, stammelt Jasper neben mir. »Das macht doch keinen Sinn …«
»Wissen Sie denn irgendwas von dem kleinen Hund, den Emils vermissen?«, frage ich.
»Was für ein Hund?«, fragt Herr Kleinmann zurück.
»So ein kleiner Terrier. Ein
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