Ein Fall für Perry Clifton
steig ein.“
„Und der Dackel?“ Doch Dickis Frage erledigt sich von selbst. Der Dackel hat Perry erkannt und ist mit einem einzigen Satz in den Wagen gesprungen. Lachend schiebt sich Dicki hinterher.
„Ich hatte schon geglaubt, Sie kämen nicht mehr, Mister Clifton.“
Während Perry anfährt und sich in den laufenden Verkehr einreiht, berichtet er:
„Ich habe im Yard so lange auf Mister Skiffer gewartet. Und dann war es doch umsonst. Man sagte mir, daß er in irgendeiner Sache nach Ilford mußte. Aber ich habe ihm eine Nachricht hinterlassen. Er wird anschließend in die Kaefer-Street kommen.“
Dickis Augen glänzen.
„Mir klopft direkt das Herz, wenn ich daran denke, daß wir gleich die Dame mit dem schwarzen Dackel festnehmen.“
„Nun, festnehmen kann sie nur Scotty“, dämpft Perry Dickis Unternehmungsgeist, „aber immerhin wird sie uns bis zu seinem Eintreffen Gesellschaft leisten. Und allein das ist schon die Sache wert. Jfr
Eine gute halbe Stunde dauert die Fahrt.
Als Perry in die Kaefer-Street einbiegt, spürt er, daß die Spannung in ihm ihren Höhepunkt erreicht hat. Der Gedanke, in Kürze der vielgesuchten und raffiniertesten Trickdiebin der letzten Jahre gegenüberzustehen, löst eine Lawine der verschiedenartigsten Gefühle in ihm aus.
Perry hat den bewußten Tabakladen sofort entdeckt. Es ist ihm gleich, daß weit und breit keine Parkmöglichkeit zu sehen ist und daß er den Wagen direkt unter einem Parkverbotsschild abstellen muß.
„Gehen wir gleich hinein, Mister Clifton?“ erkundigt sich Dicki und reibt sich dabei die vor Erregung feuchten Hände an der Hose ab.
„Warte hier, Dicki. Ich werde mich im Tabakladen erkundigen, ob der sagenhafte Mister Pickles zu Hause ist!“
Die Tapetentür
Perry betritt mit einem freundlichen Gruß den kleinen Laden.
Die Frau, bei der es sich offensichtlich um die Inhaberin handelt, ist klein und rundlich. Perry bemerkt sofort den bitteren Zug um ihre Lippen. Da auch aus ihren Augen ein gewisser Kummer spricht, verzeiht es ihr Perry, daß die Erwiderung auf seinen Gruß nicht sehr freundlich ausfällt.
„Bitte, Sir, welche Sorte wünschen Sie?“
„Ich hoffe, daß Sie es mir nicht verübeln, daß ich weder Zigaretten noch Zigarren möchte... Ich nehme doch an, daß Sie ziemlich genau wissen, was hier im Hause vorgeht?“
„Wenn Sie glauben, Mister, daß ich den Leuten hinterherspioniere, so sind Sie im Irrtum“, antwortete die Ladeninhaberin gekränkt und hat mit einem Male ein verschlossenes Gesicht.
„Sie haben mich mißverstanden, Mistreß“, versucht Perry zu beschwichtigen. „Mich interessiert weiter nichts als die Auskunft, ob Mister Pickles zu Hause ist.“
Jetzt wird es sich zeigen, ob Miß Wimmerford einem Irrtum zum Opfer gefallen ist. Ebenso könnte es sein, daß Mister Pickles sich gar nicht Pickles nennt. Gebannt hängen seine Augen an den Lippen der Frau.
„Da schauen Sie wohl am besten selber nach. Er ist mitunter tagelang nicht zu sehen. Woher soll ich da wissen, ob er jetzt da ist. Erster Stock, Gang nach rechts.“
„Ich danke Ihnen...“
Perry atmet befreit auf, als er wieder im Freien steht. Die merkwürdig gedrückte Atmosphäre hatte sich ihm auf die Brust gelegt. Oder war es nur die Angst, es könne sich alles als Irrtum erweisen? Perry denkt im Augenblick nicht weiter darüber nach.
Mit einem Handzeichen gibt er Dicki zu verstehen, daß er kommen soll.
„Ist sie da?“ will Dicki wissen, während er krampfhaft versucht, seine Aufregung zu verbergen.
„Keine Ahnung. Ich muß erst nachsehen...“
Kein Wort sprechen sie, als sie die ausgetretenen Stufen zum ersten Stockwerk hinaufgehen. Perry drängen sich dabei unwillkürlich Vergleiche zu dem Treppenaufgang in der Whitman-Street auf. Auch hier ist vieles erneuerungsbedürftig. Dazu kommt noch eine miserable Beleuchtung, denn das winzige Hausfenster ist so verschmutzt, daß sich Licht und Sonne vergeblich um ein Eindringen bemühen.
An der Biegung zum Etagengang weist Perry Dicki an, zurückzubleiben, während er sich nach rechts wendet.
Die zweite Tür ist die gesuchte. Auf einem kleinen weißen Pappkärtchen steht es: MR. JOHN PICKLES.
Perry lauscht mit angehaltenem Atem. Doch kein Geräusch läßt darauf schließen, daß sich jemand in der Wohnung befindet.
Als er klopft, dröhnt es durch das halbe Haus. Die darauffolgende Stille ist fast greifbar.
Perry wiederholt sein Klopfen.
Nichts... Doch da... Die Haustüre wurde geöffnet...
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