Ein Fall für Perry Clifton
in der Kaefer-Street ..
„An die Hausnummer können Sie sich wohl nicht mehr erinnern?“ Die Spannung in Perry ist fast unerträglich geworden.
„Nein... aber in dem Haus war ein Tabakladen... Dort hole ich manchmal für Mister Gibbon Priem...“
Perry Clifton atmet tief auf... Es stört ihn nicht, daß Miß Jane Wimmerford wieder nach ihrem Instrument greift und sagt:
„So, jetzt werde ich eine neue Saite aufziehen und Ihnen den zweiten Satz Vorspielen...“
Perry winkt ab. „Später, liebe Miß Jane, später... Sie können mir dann Ihre ganze Ameisenserenade Vorspielen...“
„Und Sie werden Ihrem Verlag von mir berichten?“ verlangt Miß Wimmerford zu wissen,
„Ganz gewiß... Sagen Sie noch, Miß Wimmerford: Besaß Ihr reizender Musikprofessor auch einen Hund?“
„Ja, einen schwarzen Dackel.“ Ihre Stimme wird um eine Nuance kälter. „Er hatte keinen Anstand... er hat meinen Nelson in den Schwanz gebissen...“
Mit einer tiefen Verbeugung eilt Perry zur Tür. Noch einen letzten Blick, dann ist er draußen. Er ist in Schweiß gebadet, und sein Gaumen ist ausgetrocknet wie nach einer langen Wüstenwanderung. Aber er fühlt sich glücklich. Glücklich und zufrieden. Das Opfer scheint sich gelohnt zu haben.
Ein neuer Diebstahl
Es ist zwölf Uhr vierzig, als Perry Clifton wieder in seiner Wohnung in Norwood eintrifft. Er kocht sich eine Suppe, während er für seinen vierbeinigen Gast wiederum eine Schale Milch wärmt.
Perry pfeift vergnügt vor sich hin, als Dicki zu ihm kommt.
„Tag, Mister Clifton...“
„Tag, Dicki... na, was gelernt in der Schule?“
„Das meiste habe ich schon gewußt“, gibt Dicki großspurig zur Antwort.
Da fällt sein Blick auf den Dackel.
„Oh, Jocky ist ja noch da“, stellt er glückstrahlend fest. „Wie du siehst, ja, Dicki. Im übrigen heißt er nicht Jocky... Madame Porelli hat ihn noch nie gesehen.“
„Aber...“ Dicki kann es nicht fassen. Wo er doch kei nen Augenblick daran gezweifelt hatte, daß es nur der Zirkusdackel Jocky sein könne.
Perry pfeift noch immer fröhlich vor sich hin. Als er Dickis verwunderten Blick sieht, lächelt er ihm zu.
„Die Dinge spitzen sich zu, Dicki ..
„Wissen Sie schon, wer die Frau mit dem Dackel ist?“ fragt Dicki fassungslos.
„Noch nicht. Aber heute nachmittag werde ich mehr wissen — vielleicht schon alles.“
Dicki macht große Augen. Und als Perry ihn jetzt fragt, ob er auch einen Teller Champignon-Suppe möchte, schüttelt er den Kopf. Wer kann schließlich essen, wenn so große Ereignisse bevorstehen?
„Kann ich heute nachmittag mitgehen, Mister Clifton?“
Perry sieht nachdenklich auf Dicki.
„Ich weiß es noch nicht ..
Dicki zieht eine beleidigte Schnute, während er mißmutig mault:
„Überall war ich dabei... und entdeckt habe ich sie auch... und jetzt soll ich nicht mitgehen... Wo ich heute nicht einmal Schularbeiten auf habe...“
Perry Clifton kann sich diesen logischen Einwänden kaum verschließen. Und so läßt er Dicki hoffen.
„Wir werden sehen, Dicki.“
Und sein kleiner Freund scheint zufrieden. Dann erinnert er sich der Geschichte vom vergangenen Abend.
„Waren Sie heute schon auf dem Hausboot?“
Perry nickt.
„War ich. Und noch jemand habe ich kennengelernt. Miß Wimmerford!“ Dazu lächelt er vielsagend.
Man sieht es Dicki an, daß ihm dieser Name nichts sagt.
„Sie ist eine große Violinkünstlerin. Ich hatte sogar das Vergnügen, ihre letzte große Komposition anhören zu dürfen...“
„Hat sie was mit dem Dackel zu tun?“
„Nicht direkt. Aber sie hat mich auf eine neue Spur geführt
Und dann erzählt Perry seinem Freund Dicki in allen Einzelheiten von seinem Besuch bei Jane Wimmerford.
Dicki amüsiert sich königlich, und man sieht es seinem verschmitzten Lausbubengesicht an, wie er es förmlich miterlebt. Am liebsten würde er auch einen Besuch in der Whitman-Street machen, und Perry hat Mühe, ihm klarzumachen, daß das nicht geht.
„Ich habe aber eine große Bitte an dich, Dicki“, lenkt er ab.
„Was soll ich machen?“ fragt Dicki mißtrauisch, denn er hat Perry durchschaut und dessen Ablenkungsmanöver erkannt.
„Würdest du dich in den nächsten Stunden einmal meines vierbeinigen Besuchers annehmen?“
„Oh, ja“, strahlt Dicki. Doch plötzlich verfinstert sich seine Miene.
„Sie wollen mich nur nicht mitnehmen... deshalb soll ich mit dem Dackel wandern...“
„Hunde gehen gern spazieren“, gibt Perry lächelnd zu
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