Ein Fall für Perry Clifton
glaube, daß ich die
zweitausend Pfund verdienen werde, Sir. Erlauben Sie mir, daß ich bei meinen
Nachforschungen notfalls erwähne, daß ich mit Wissen der Versicherung handle?“
„Nur wenn es unbedingt nötig
ist“, kommt Stanfords Antwort zögernd. Ein bißchen entgegenkommender könnte er
schon sein, denkt Perry. Aber er ist trotz allem zufrieden. Was er erreichen
wollte, hat er erreicht. Und fast ein bißchen zu übermütig verkündet er dem
reserviert Zuhörenden: „Dann darf ich mich jetzt verabschieden, Sir. Und sollte
Ihnen heute noch etwas Merkwürdiges passieren, dann können Sie damit rechnen,
daß meine Mitarbeit Ihnen viel Geld erspart...“
„Wenn Ihre Erfolge so groß
sind, wie Ihre Andeutungen geheimnisvoll, dann müßte ich zufrieden sein. Auf
jeden Fall werde ich mich überraschen lassen.“
Wenn er nur nicht so
überheblich tun würde, schimpft Perry innerlich. Und was die Überraschung
anbetrifft, so soll er sie haben.
Die Gelegenheit dazu ergibt
sich schneller als gedacht.
Will Perry Clifton von
Stanfords Direktionszimmer auf den Korridor gelangen, muß er Miß Perkins’
Sekretariat durchqueren. Als er nun Stanfords Tür schließt, umfassen seine
Finger den Zauberwürfel.
Miß Perkins, die das Geräusch
der Tür wahrgenommen hat, wendet sich für einen Augenblick um, als sie jedoch
niemanden sieht, hämmern ihre Finger weiter auf die Schreibmaschine ein.
Perry verdrückt sich auf
spitzen Zehen in eine Ecke. Er muß nicht lange warten. Nach zehn Minuten erscheint
Stanford mit einer Akte unter dem Arm. Die Tür zu seinem Zimmer bleibt
offenstehen. Im Vorbeigehen teilt er Miß Perkins mit, daß er in die Registratur
gehe.
Behend und geräuschlos huscht
Perry in Stanfords Zimmer zurück. Er kichert lausbübisch in sich hinein, als er
beginnt, Stanfords Büroutensilien planvoll dorthin zu bugsieren, wohin sie
nicht gehören.
Zwei Radiergummis finden sich
auf Kaktusstacheln wieder, mehrere Bleistifte werden aufrecht stehend in
diversen Blumentöpfen verteilt. Die Heftmaschine wandert auf den Gipskopf des
Begründers der Silver-General-Agentur - Sir Henry Loopings —
, während ein Briefbeschwerer unter dem Sitzkissen des Direktionssessels
seinen Platz einnimmt.
Noch ein Blick in die Runde —
und schon hat Perry seinen alten Platz in Miß Perkins’ Zimmer wieder
eingenommen. Zwei Minuten später kehrt Robert P. Stanford zurück.
Perry beginnt zu zählen. Eins —
zwei — drei... bei sieben dröhnt es:
„Miß Perkins!!!“
Miß Perkins ist erschrocken
zusammengefahren. Rasch greift sie nach Bleistift und Block und eilt hinüber.
„Was soll dieser Blödsinn ?... Haben Sie heute ihren witzigen Tag?“
Perry schüttelt sich innerlich
vor Lachen. Er hat genug gehört und beschließt zu verschwinden. Miß Perkins
wird sich ihrer Haut schon wehren, tröstet er sich und nimmt sich vor, ihr bei
Gelegenheit eine große Packung Pralinen zu schicken.
Perry macht an diesem Morgen
noch einen zweiten Besuch. Diesmal ist es kein glas- und chromblitzendes
Versicherungsgebäude. Diesmal ist die Fassade grau und häßlich. Und Perry kann
sich eines leichten Fröstelns nicht erwehren, als er den Torbogen
durchschreitet. Scotland Yard könnte sich auch ein wenig freundlicher
etablieren, geht es ihm durch den Kopf.
Zehn Minuten später sitzt er
seinem alten Schulfreund Scotty Skiffer gegenüber. Detektivsergeant Scotty
Skiffer.
„Hallo, Perry. Das freut mich,
daß du mal vorbeikommst. Wie geht es?“
„Danke, Scotty. Ich mache zur Zeit vierzehn Tage Urlaub.“
„Beneidenswert. Willst du
verreisen?“
Perry probiert gemächlich den
Gin, den ihm Scotty hingeschoben hat. Er läßt sich Zeit. Als er das Glas
endlich absetzt, lächelt er seinen Freund an, als wolle er ihm zum Geburtstag
gratulieren.
„Nein, Scotty. Ich habe eine
Aufgabe übernommen. Und wenn ich ehrlich sein soll“ — er macht eine effektvolle
Pause — „so uneigennützig komme ich gar nicht.“
„Habe ich mir doch gedacht,
alter Gauner“, brummt Detektiv Skiffer verdrießlich. „Willst du uns wieder mal
Konkurrenz machen?“
„Spotte nicht! Ich habe einen
dicken Fisch vor der Angel!“ Scotty wiegt ungläubig den Kopf.
„Und wer ist dieser Jemand, der
dir mehr zutraut als der Polizei?“
Perry wächst um drei
Zentimeter, als er jetzt, jedes Wort genießerisch auf der Zunge zergehen lassend, antwortet:
„Die Silver-General-Versicherung.
Ich werde die Kandarsky-Diamanten wieder
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