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Ein Fest der Liebe – Nacht der Wunder

Ein Fest der Liebe – Nacht der Wunder

Titel: Ein Fest der Liebe – Nacht der Wunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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Diamantring schimmerte. Also hatte Whitley wirklich vorgehabt, an den Feiertagen um ihre Hand anzuhalten. Lizzie stopfte ihre alten Träume zusammen mit dem Ring in die Schachtel, verschloss sie wieder und legte sie sorgfältig zurück in Whitleys Truhe.
    Nachdem sie sich etwas Zeit gelassen hatte, um sich zu erholen, machte sie sich mit dem Bündel unterm Arm auf den Rückweg. Auch jetzt achtete kaum jemand auf sie. Sie legte das Bündel zur Seite, stellte sich vor den Ofen und versuchte, die Schürze ihres Kleides zu trocknen. John Brennan hatte bereits eine Lungenentzündung. Whitleys Bein war gebrochen, Mrs. Halifax trug den Arm in einer Schlinge, und der arme Mr. Christian starb beinahe an seinen Erfrierungen. Da durfte sie nicht auch noch krank werden.
    Als die Schürze trocken war, drehte sie sich um und sah aus den Fenstern. Die Sonne ging gerade unter, von einer Rettungsmannschaft war weit und breit nichts zu sehen. Sie atmete tief durch. Immerhin war Heiligabend, und unabhängig von den Umständen war Lizzie wild entschlossen, auf irgendeine Weise zu feiern.
    Kurz darauf war der Himmel mit Sternen übersät. Jeder einzelne schimmerte so hell wie der Diamantring von Whitley. Der Schnee glitzerte klar und rein unter den Sternen, und der Duft des kleinen Tannenbaums, den Mr. Christian irgendwie gefällt und mitgebracht hatte, erfüllte den Wagen.
    Morgan durchwühlte noch einmal den Frachtwaggon und kam mit einem Stapel weiterer Decken und dem wunderbaren Weihnachtsschinken zurück, den sie alle gestern noch abgelehnt hatten. Dann machte er ein größeres Feuer, und sie begannen zu schlemmen – selbst John Brennan und Mr. Christian aßen ein paar Bissen.
    Als der Mond aufging und sein silbernes Licht über den Schnee ergoss, steckte Morgan den Stamm des winzigen Baumes zwischen die Latten von Mr. Christians leerer Kiste. Whitley spendete seine Uhrkette als Dekoration, Lizzie ein paar Haarbänder aus ihrer Handtasche und einen kleinen Spiegel und Mrs. Thaddings ihre Ohrringe. Dann begann Lizzie zu singen, Mrs. Halifax fiel mit schwankender Stimme ein, gefolgt von John, Whitley und den Kindern. Sogar Woodrow sang mit.
    “Stille Nacht …”
    “Wir bekommen unsere Orangen nicht”, erklärte Jack tonlos, als seine Mutter ihn und Ellen später mit dem Quilt zudeckte. “Wir haben keine Strümpfe zum Aufhängen, und der Weihnachtsmann wird uns hier draußen sowieso nicht finden.”
    Ellen blickte zu dem kleinen Baum, als ob er das Schönste wäre, was sie je gesehen hatte. “Trotzdem ist Weihnachten. Und dieser Baum ist wunderbar. Es hat Mr. Christmas viel Mühe gekostet, ihn zu besorgen.”
    Jack schloss seufzend die Augen.
    Aber Ellen betrachtete den Baum, bis sie einschlief.
    Die ganze Zeit über sah Morgan abwechselnd nach John Brennan und Mr. Christian. Er hatte Whitley nach dem Abendessen eine weitere Dosis Laudanum verabreicht, als die Schmerzen im verletzten Bein sein Gesicht verzerrt und ihm den Schweiß auf die Stirn getrieben hatten. Mr. und Mrs. Thaddings, die Woodrow für die Nacht in den Käfig zurückgesetzt hatten, lasen in einer alten Bibel.
    Lizzie bewunderte das alte Ehepaar für seine Gelassenheit. Es schien, als könnten sie alles ertragen, solange sie nur zusammen waren. Sie wusste so wenig über die zwei, und doch war für jeden ersichtlich, dass die Ehe beiden einen echten Hafen bot.
    Sie wollte auch so sein. Wollte mit jemandem alt werden, Jahr um Jahr mit einem Menschen zusammenleben, so zufrieden wie die beiden.
    “Ich dachte wirklich, sie würden kommen”, gestand sie kurz darauf Morgan. Sie kniete vor dem kleinen Baum und atmete dessen Duft ein. “Ich dachte, meine Familie würde kommen.”
    Morgan setzte sich im Schneidersitz neben sie. Er sagte nichts, hörte ihr nur zu.
    Eine Träne rollte über Lizzies Wange. Sie wischte sie mit dem Handrücken weg und streckte den Rücken durch.
    “Vielleicht morgen früh”, sagte sie.
    “Vielleicht”, nickte er.
    Nach einem Moment stand Lizzie auf, holte das Bündel, faltete Whitleys teuren Übermantel sorgfältig zusammen und legte ihn unter den Baum. Dann folgten John Henrys Malkasten, die Taschenuhr, ihr schöner Mantel mit dem Samtkragen, die Pfeife, das Buch und noch ein paar andere Dinge.
    Als sie fertig war, setzte sie sich auf die Fersen und arrangierte die Geschenke noch ein wenig. Als Morgan nach ihrer Hand griff, sah sie überrascht hoch.
    “Lizzie McKettrick”, sagte er. “Sie sind wirklich was Besonderes.”
    Verlegen

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