Ein Feuer Auf Der Tiefe
Fenstern zeigten die Schnitzereien aus der Nähe; Pham schien zu glauben, es könnte nützlich sein, die Kunst zu verstehen.
Sie kamen langsam voran. Triskweline war die gemeinsame Sprache, aber gute Übersetzungsgeräte funktionierten so tief im Jenseits nicht, und die Leute von Sankt Rihndell kannten die Handelssprache nur oberflächlich. Ravna war an saubere Übersetzungen gewöhnt. Sogar die Netzbotschaften, mit denen sie zu tun hatte, waren in der Regel verständlich, wenngleich manchmal auf irreführende Weise.
Sie redeten seit zwanzig Minuten und hatten bisher nur festgestellt, dass Sankt Rihndell möglicherweise imstande war, die ADR zu reparieren. Es lag an der üblichen Neigung der Skrodfahrer zu Abschweifungen, und an noch etwas. Pham schien die langweilige Unterredung zu gefallen. »Rav, das ist fast wie ein Unternehmen der Dschöng Ho, Auge in Auge mit fremden Geschöpfen und kaum eine gemeinsame Sprache.«
»Wir haben ihnen schon vor Stunden eine Beschreibung unseres Reparaturproblems geschickt. Warum sollte ein einfaches Ja oder Nein so lange dauern?«
»Weil sie feilschen«, sagte Pham, und sein Grinsen wurde breiter. »Der ›ehrliche‹ Sankt Rihndell hier« – er zeigte auf den Einheimischen mit den Ornamenten – »will uns klarmachen, wie schwierig der Auftrag ist… Bei Gott, ich wünschte, ich wäre da draußen.«
Sogar Blaustiel und Grünmuschel wirkten jetzt ein wenig sonderbar. Ihr Triskweline war rudimentär, kaum komplexer als das von Sankt Rihndell. Und ein großer Teil der Unterredung schien sehr umständlich zu laufen. Bei der Arbeit für die Vrinimi hatte Ravna einige Erfahrung mit Verkauf und Handel gesammelt. Aber feilschen? Man hatte seine Datenbanken mit den Preisen und strategische Unterstützung, dazu Richtlinien von Grondrs Leuten. Entweder man machte den Handel, oder man ließ es. Was zwischen der Skrodfahrern und Sankt Rihndell vor sich ging, gehörte zu den fremdartigsten Dingen, die Ravna jemals gesehen hatte.
»Eigentlich kommen sie ganz gut voran – glaube ich. Du hast gesehen, als wir ankamen, hat das Knochenbein Blaustiels Muster genommen. Mittlerweile wissen sie exakt, was wir haben. Unter diesen Mustern ist etwas, das sie gern hätten.«
»Ach ja?«
»Gewiss. Sankt Rihndell macht unser Zeug nicht zu seinem puren Vergnügen schlecht.«
»Verdammt, es kann sein, wir haben überhaupt nichts an Bord, was sie haben wollen. Das sollte ja nie eine Handelsexpedition sein.« Blaustiel und Grünmuschel hatten ›Warenmuster‹ aus den Schiffsvorräten locker gemacht, Dinge, ohne die die ADR überleben konnte. Dazu gehörten Sensorgeräte und etwas Computerausrüstung fürs Untere Jenseits. Manches davon wäre ein ernster Verlust. Aber so oder so, wir brauchen die Reparatur.
Pham kicherte. »Nein. Da ist etwas, das Sankt Rihndell haben möchte. Sonst würde er nicht immer noch quatschen… Und siehst du, wie er immer wieder mit den Wünschen seiner ›anderen Kunden‹ stichelt? Sankt Rihndell ist eine menschliche Sorte Kerl.«
Etwas wie menschlicher Gesang erklang über die Verbindung zu den Skrodfahrern. Ravna richtete Grünmuschels Kamera auf den Klang. Von ›Waldboden‹ auf der Seite gegenüber Blaustiel erschienen drei neue Wesen.
»Oh… sind die schön! Schmetterlinge«, sagte Ravna.
»Hä?«
»Ich meine, sie sehen aus wie Schmetterlinge. Du weißt? Hm. Insekten mit großen bunten Flügeln.«
Riesenschmetterlinge, wirklich. Die Neuankömmlinge hatten einen im allgemeinen humanoiden Körperbau. Sie waren etwa 150 Zentimeter groß und mit weich aussehendem braunem Pelz bedeckt. Ihre Flügel breiteten sich hinten von den Schulterblättern her aus. Sie hatten eine Spannweite von fast zwei Metern, in weichen Blau- und Gelbtönen, manche feiner gemustert als andere. Sicherlich waren sie künstlich oder eine genetisch hergestellte Marotte; bei fast jeder halbwegs normalen Gravitation wären sie zum Fliegen ungeeignet gewesen. Doch hier in der Schwerelosigkeit… Die drei schwebten nur einen Moment lang am Eingang, die großen, sanft blickenden Augen zu den Skrodfahrern emporgerichtet. Dann bewegten sie die Flügel mit gemessenen Schlägen und schwebten graziös in die Luft über dem Wald. Die ganze Wirkung erinnerte an ein Kindervideo. Sie hatten kecke Stupsnasen wie Schmuse-Jorakorns und Augen, so groß und schüchtern, wie sie nur je ein menschlicher Trickfilmer gezeichnet hatte. Ihre Stimmen klangen wie der Gesang von Kindern.
Sankt Rihndell und seine
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