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Ein Feuer Auf Der Tiefe

Ein Feuer Auf Der Tiefe

Titel: Ein Feuer Auf Der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
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ausgeprägte Druckanzüge – die Kraftfeld-Anzüge des Hohen Jenseits würden hier unten nur ein paar Wochen halten.
    Sie fuhren an Bäumen vorbei, die wie Reben wuchsen. Manche von den Stämmen liefen rings um die Wände des Bogens, andere folgten Hunderte Meter weit ihrem Weg. Hauerbein-Gärtner schwebten überall über den Pflanzen, doch es gab keine Anzeichen von Landwirtschaft. Das alles war eine Verzierung. In der Ringebene jenseits der Fenster gab es ab und zu Türme, Bauwerke, die tausend Kilometer über die Ebene aufragten und die spitzen Schatten auf die Ringe warfen, die sie gegen Ende ihrer Annäherung an das System gesehen hatten. Ravnas Stimme und die Phams surrten gegen ihren Stiel, sie fragten Grünmuschel leise nach den Türmen und spekulierten über den Zweck solch instabiler Vorrichtungen. Sie speicherte die Theorien der beiden zur späteren Betrachtung ab…, doch sie zweifelte daran: manche würden nur im Hohen Jenseits funktionieren, und andere waren einfach unwirtschaftlich.
    Grünmuschel hatte in ihrem Leben acht Ringsystem-Zivilisationen besucht. Sie waren eine verbreitete Folge von Unfällen und Kriegen (und gelegentlich von gezielter Habitatformung). Der Bibliothek der ADR zufolge war Harmonische Ruhe bis vor zehn Millionen Jahren ein normales Planetensystem gewesen. Dann hatte es dort einen richtigen Besitzstreit gegeben: Eine junge Rasse von Unten hatte sich angeschickt, eine Kolonie zu gründen und die siechen Bewohner auszurotten. Der Angriff war eine Fehlkalkulation gewesen, denn die Siechen konnten noch töten, und das System wurde kurz und klein geschlagen. Vielleicht überlebte die junge Rasse. Wenn aber nach zehn Millionen Jahren noch etwas von jenen jungen Mördern übrig war, dann waren sie jetzt die gebrechlichste unter den älteren Rassen des Systems. Wohl tausend neue Rassen waren in dieser Zeit vorübergegangen, und fast jede hatte etwas getan, um die Ringe und die Gaswolke, die von dem Debakel zurückgeblieben waren, zurechtzustutzen. Was übrig war, war durchaus keine Ruine, aber alt… alt. Die Schiffsbibliothek behauptete, dass in den letzten tausend Jahren keine Rasse von Harmonische Ruhe transzendiert war. Dieser Umstand war wichtiger als alle anderen. Die gegenwärtigen Zivilisationen befanden sich in ihrer Abenddämmerung und verfeinerten das Mittelmaß. Mehr als an alles andere erinnerte das System an einen alten und schönen Gezeitentümpel, herausgeputzt und gepflegt, abgeschirmt gegen die aufregenden Wellen, die seine Bonsai-Federn behelligen könnten. Höchstwahrscheinlich waren die Hauerbeine die lebhafteste Art hier, vielleicht die Einzigen, die sich für Handel mit der Außenwelt interessierten.
    Ihr Wagen wurde langsamer und bog in einen kleinen Turm ein.
     
    »Bei der Flotte, was würde ich darum geben, mit ihnen da draußen zu sein!« Pham Nuwen deutete auf die Bilder, die von den Skrodkameras kamen. Seit die Skrodfahrer fort waren, hing er ständig an den Bildschirmen und starrte abwechselnd mit großen Augen die Ringlandschaft an und schnellte geistesabwesend zwischen Boden und Decke des Steuerdecks hin und her. Ravna hatte ihn nie derart gefesselt, derart intensiv erlebt. Wie unecht die Erinnerungen an seine Tage als Händler sein mochten, er glaubte wirklich, etwas beeinflussen zu können. Und vielleicht hat er Recht.
    Pham kam von der Decke herunter und zog sich nahe an den Bildschirm heran. Es sah aus, als würde der Handel gleich ernstlich beginnen. Die Skrodfahrer waren in einem kugelförmigen Raum von vielleicht fünfzig Metern Durchmesser angelangt. Anscheinend schwebten sie nahe bei der Mitte. Ein Wald wuchs aus allen Richtungen einwärts, und die Fahrer schienen nur ein paar Meter über den Baumkronen zu schweben. Hier und da sahen sie zwischen den Zweigen den Boden: ein Blumenmosaik.
    Die Händlerwesen von Sankt Rihndell waren über die größten Bäume verstreut. Jeder saß da, seine Elfenbeinglieder um einen Baumwipfel geklammert. Hauerbein-Rassen waren in der Galaxis weit verbreitet, doch dies waren die ersten, die Ravna kennen lernte. Der Körperbau war ganz anders als alles, was sie von daheim kannte, und selbst jetzt hatte sie keine klare Vorstellung von ihrer Gestalt. Wie sie so auf den Bäumen saßen, ähnelten ihre Beine eher Knochenfingern, die den Stamm umklammerten. Ihr Hauptvertreter – der behauptete, Sankt Rihndell selbst zu sein – hatte geschnitzte Ornamente, die zwei Drittel seines Elfenbeins bedeckten. Zwei von den

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