Ein frivoler Plan
mit dem blassgrünen Schirm, um ihre Worte zu unterstreichen.
„Du bist auch ohne ihn wunderschön.“ Paine lächelte sie an, genoss den Anblick ihrer wiegenden Hüften unter dem dünnen Sommerkleid aus Musselin, als sie nach unten kam. Das mintgrüne Kleid und das tannengrüne Muster passten hervorragend zu ihrer Haut und ihrem Haar.
„Du bist zu freundlich“, neckte Julia ihn und legte eine Hand auf seinen Arm. „Wohin fahren wir?“
Sie klang wie seine Julia, aber als sie zu ihm aufsah, wirkte ihr Blick noch verängstigt. Ihre Augen funkelten nicht so, wie er es bei ihr kannte. Noch nicht. Doch bald würden sie das wieder tun, das nahm er sich fest vor. Sein ganzes Leben würde er dem Umstand widmen, dass sie das taten.
„Zu einem wunderbaren Ort“, sagte Paine geheimnisvoll.
Sie fuhren durch Hyde Park. Paine nickte den vorüberkommenden Bekannten heiter zu und hielt dann und wann an, um mit neuen Bekannten zu plaudern. Geduldig saß Julia neben ihm und spielte mit Bravour die Rolle der Bankiersgattin, indem sie dann und wann kluge Bemerkungen einwarf. Eine Bankiersgattin! Der Gedanke erfüllte Paine mit kindlicher Freude. Wer hätte vor zwölf Jahren – oder noch vor einem Jahr – gedacht, dass er seinen inneren Frieden finden würde mit einer Ehefrau und einem Beruf, indem er wieder ein Teil seiner Familie und der Gesellschaft wurde – alles Dinge, von denen er geglaubt hatte, er würde sie nicht benötigen?
Paine lenkte den Wagen aus dem Park und in eine stille Allee hinein. Die Straße war breit, sauber und leer, vollkommen unberührt von dem Verkehr im Park. Einige wenige große Stadthäuser beherrschten die Gegend. Ganz offensichtlich handelte es sich um eine wohlhabende und sehr exklusive Wohnstraße, vielleicht weniger für den Adel, sondern mehr für neu erworbenen Reichtum und Macht, die in England mehr und mehr Bedeutung erlangen würden, während es in das Industriezeitalter hineinwuchs. Ein Zeitalter, das Paine bereits am Horizont heraufziehen und sich auf den Zenit zubewegen sah.
„Wo sind wir?“, fragte Julia und blickte staunend auf all die beeindruckenden Gebäude.
Paine lenkte den Wagen an den Straßenrand und sprang hinaus. „Komm und sieh dir dieses Haus mit mir zusammen an, Julia.“
Er half ihr beim Aussteigen und zog einen Schlüssel aus der Tasche – das erste Stück.
Er öffnete die Vordertür und beobachtete angespannt, wie Julia das Vestibül begutachtete, bis ihr Blick gefangen wurde von dem riesigen Messingkronleuchter, der oben von der Decke hing. „Es ist großartig!“
„Ich denke, du solltest alles gesehen haben, ehe du urteilst.“ Paine lachte leise.
Julia ging ihm voran und betrachtete mit großen Augen die sanften Farben der Wände, die im Ton des reifen Winterweizens gehalten waren. Beim Anblick des Speiseraumes entfuhr ihr ein hörbares „Ah!“. Dann fügte sie hinzu: „An diesem Tisch finden bestimmt mindestens fünfzehn Personen Platz!“
Paine betrachtete lächelnd den glänzenden Mahagonitisch, den er eine Woche zuvor bestellt hatte in Vorfreude auf genau diese Reaktion. „Genau genommen sind es zwanzig.“
„Zwanzig?“, bemerkte Julia erstaunt. Sie stieg die Treppe hinauf, die Hand auf dem geschnitzten Geländer. „Es ist alles so detailgetreu!“
Sie tanzte förmlich durch die Schlafzimmer, bemerkte, wie geräumig und luftig sie waren, wie schön die Aussicht von den privaten Wohnräumen, deren Fenster auf den Garten an der Rückseite hinausgingen.
Als sie das letzte Schlafzimmer sehen wollte, stellte Paine sich ihr in den Weg, indem er einen Arm quer über den Türrahmen streckte. „Bevor du dort hineingehst, muss ich dich etwas fragen.“
Julia wirkte misstrauisch, und er sprach weiter. „Würdest du gern hier wohnen?“
Anstatt mit der freudigen Überraschung, die er erwartet hatte, schien sie nur verwirrt. „Du willst mir ein Haus kaufen?“
„Genau genommen habe ich schon ein Haus gekauft. In dem Augenblick, da ich es betrat, sah ich dich darin vor mir. Ich sah dich beim Dinner am Tisch sitzen, ich sah dich im Garten spazieren gehen und Lavendel sammeln. Und genau wie in meinem Traum sah ich dich vorhin im Vestibül stehen.“
Julia wirkte nicht sehr erfreut. „Ich brauche kein Haus. Und vor allem brauche ich keines, das so groß ist. Es ist viel zu groß für eine Person, und ganz gewiss werde ich niemals zwanzig Gäste auf einmal zum Essen bei mir haben.“
Sie plapperte. Vielleicht war das ein gutes Zeichen.
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