Ein frivoler Plan
viel verdiente wie sie. Der Titel der Lockharts mochte mit keinem Vermögen verbunden sein, doch sie gehörten den Peers an, und Peers schlossen keine Ehen mit Männern aus der Stadt.
„Fünfzehntausend Pfund, sagen Sie? Das ist sehr großzügig, ein sehr respektables Angebot. Ich bin sicher, dass wir zu einer Übereinkunft kommen werden.“ Onkel Barnaby lächelte resigniert und vermied es offenbar mit Absicht, seine Nichte anzusehen.
Julia war wie vor den Kopf geschlagen. Was war in ihn gefahren, dass er sie an diesen alten Mann verkaufte? Es war an der Zeit, etwas dazu zu sagen. Dieser lächerliche Handel – nein, dieser abscheuliche Handel! – war für ihren Geschmack schon viel zu weit fortgeschritten. Sie nahm sich zusammen und versuchte, höflich zu bleiben.
„Mit allem Respekt – ich lehne ab.“
Ihre Stimme war laut genug, um gehört zu werden. Sie übertönte das Gespräch der Männer. Unglaublicherweise warfen beide ihr nur kurz einen strafenden Blick zu und sprachen dann weiter.
„Fünftausend Pfund jetzt und zehntausend, nachdem mein Arzt sie untersucht hat. Ich werde einen Vertrag aufsetzen und ihn Ihnen heute Nachmittag zuschicken. In fünf Tagen kommt mein Arzt zurück in die Stadt. Wir lassen die notwendigen Untersuchungen vornehmen, dann werde ich einen zweiten Vertrag aufsetzen, sobald ihr Zustand bestätigt wurde.“ Trotz dieses sehr intimen Themas klang Oswalts Stimme sehr geschäftsmäßig.
Julia erbleichte bei seinen groben Forderungen. Sie sah ihren Onkel an und stellte zufrieden fest, dass er bei diesen Worten zu schwanken schien. Allerdings nur kurz.
„Ich stehe für die Keuschheit meiner Nichte ein. Ich versichere Ihnen, dass solch peinliche Maßnahmen nicht nötig sind.“ Onkel Barnaby hustete verlegen.
Mortimer Oswalt schüttelte den kahlen Kopf. „Ich muss darauf bestehen. Ich habe mit meinen Geschäften nur deshalb ein Vermögen gemacht, weil ich stets auf die Qualität meiner Investitionen achte. Darf ich Sie daran erinnern, dass ich im November sechzig werde? Meine ersten beiden Frauen waren nicht in der Lage, mir den Erben zu schenken, den ich verlangte. Meine ärztlichen Ratgeber versicherten mir, dass eine jungfräuliche Gemahlin die Probleme beseitigen würde, die es bisher auf diesem Gebiet gegeben hat. Ich muss rasch einen Erben bekommen. Meine Braut muss noch Jungfrau sein und in der Lage, schnell ein Kind zu empfangen und zu gebären.“ Er warf Onkel Barnaby einen einschüchternden Blick zu. „Bei der Geburt meines Kindes werde ich Ihrer Familie fünftausend Pfund zusätzlich bezahlen.“
Entsetzt sah Julia zu, wie ihr Onkel bei dieser erneuten Summe innerlich kapitulierte. Doch sie ließ sich nicht so leicht beeinflussen.
„Ich denke nicht daran!“ Sie stampfte mit dem Fuß auf, damit die Männer sie nicht noch ein zweites Mal ignorieren konnten. „Onkel, du kannst mich nicht zwangsweise verheiraten. Es gibt neue Gesetze. Das Verlobungsgesetz von 1823 gestattet Menschen, aus freiem Willen zu heiraten.“ Es war ein schwacher Versuch, und sie wusste es. Gesetze ließen sich nur durchsetzen, wenn man einen Anwalt hatte oder das Geld, einen zu engagieren. Sie verfügte weder über das eine noch über das andere.
Onkel Barnaby setzte dazu an, sie zu schelten, doch Oswalt hob eine Hand, um ihn zu unterbrechen. „Lockhart, gestatten Sie mir, es ihr zu erklären. Bald schon wird sie meine Frau sein, und sie muss lernen, Anweisungen von ihrem Gatten entgegenzunehmen. Junge Damen wachsen sehr behütet auf, und man muss sie lehren, wie es abläuft in der Welt.“
Julia unterdrückte ein Schaudern. Sie fühlte sich angewidert von der Art und Weise, wie Onkel Barnaby sich fügte. Eher würden sie den jüngsten Tag erleben, als dass sie selbst Anweisungen oder sonst irgendetwas von einem so verworfenen Mann wie Mortimer Oswalt entgegennahm.
Oswalt sprach weiter. „Miss Prentiss, die Einzelheiten dieser Übereinkunft mögen Ihrer Aufmerksamkeit entgangen sein. Junge Damen wie Sie sind sich oftmals nicht darüber im Klaren, wie kostspielig der Lebensstil ist, den Sie für selbstverständlich halten – die Pferde, der Landsitz, die Kleider, die Unterhaltungen und all das, was eine junge Frau als ihren rechtmäßigen Anspruch ansieht. Besonders schwierig ist es, ein schönes Mädchen wie Sie aufzuziehen, denn es ist weitaus teurer, dessen Ansprüche zu erfüllen. Eine reizvolle junge Dame sticht heraus. Sie kann es sich nicht leisten, zweimal dasselbe Kleid zu
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