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Ein Ganz Besonderer Fall

Ein Ganz Besonderer Fall

Titel: Ein Ganz Besonderer Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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frei, als er sah, daß es nicht nötig war.
    Nicholas drehte sich mit sternenklaren Augen, benommen und blendend, zu ihm um und flüsterte hastig: »Keine Angst! Jetzt bin ich der Stumme!«
    Ein so wendiger und schneller Geist, dachte Cadfael wohlwollend, läßt sich nicht durch Widrigkeiten abschütteln.
    Und das Mädchen war höchstens dreiundzwanzig. Sie hatten Zeit. Warum sollte ein Mädchen, das die ergebene Gesellschaft eines braven Mannes genossen hatte, den Wert eines zweiten nicht schätzen können? Ich frage mich, dachte er, was Humilis an jenem letzten Tage in Salton zu ihr gesagt hat. Ob er am Ende wußte, was und wer sie war? Ich hoffe, er wußte es.
    Gewiß erkannte er die Kerzenhalter und das Kreuz, nachdem Hugh sie beschrieben hatte, denn sie nahm diese Dinge natürlich mit nach Hyde, und in Hyde müssen sie zu Staub zerfallen sein. Aber andererseits mag er unsicher gewesen sein; ängstlich, daß sein Fidelis mit Julians Tod zu tun haben konnte, verwundert… Aber am Ende muß das Licht gekommen sein. Er hat die Wahrheit erfahren.
    Rhun, der neben Bruder Urien im Chorgestühl stand, beugte sich zu ihm und flüsterte: »Dort! Sieh nur, die Dame! Das ist die, die Bruder Humilis’ Frau hätte werden sollen.«
    Urien blickte zu ihr, doch mit abgestumpften Augen, die nur sahen, was sie sehen sollten. Er schüttelte den Kopf.
    »Du kennst sie«, sagte Rhun. »Sieh noch einmal hin!« Er sah noch einmal hin, und jetzt erkannte er sie. Die Last der Schuld, des Kummers und der Buße wichen von ihm wie eine auffliegende Lerche. Er hörte einen Augenblick zu singen auf, denn seine Kehle wurde eng und seine Zunge stumm. Er stand, verloren zwischen Wissen und Verwunderung, als Erbe ihres Schweigens im Gestühl.
    Julian trat aus der Kirche in das milde Sonnenlicht.
    Erstaunen, Entbehrung und Verlust standen ihr noch im Gesicht geschrieben. Nicholas, der sie aus den Schatten des Kreuzganges beobachtete, gab jeden Gedanken daran auf, sich ihr zu nähern. Nun, da er endlich die Großartigkeit dessen begriffen hatte, was sie getan hatte, schien es ihm unmöglich, ihr eine gewöhnliche Heirat und eine gewöhnliche Liebe anzubieten. Noch nicht, noch lange nicht. Aber er konnte seine Zeit abwarten, mit ihrem Bruder in Verbindung bleiben, sich ihr Schritt um Schritt nähern und ihr erst sein Herz eröffnen, wenn das ihre versöhnt und im Frieden war.
    Sie war stehengeblieben und sah sich um. Sie entzog ihrem Bruder die Hand, als suchte sie jemand, den sie begrüßen mußte. Sie lächelte fast unmerklich und näherte sich Nicholas mit ausgestreckter Hand. Ihr Mittelfinger wurde zweimal von der kleinen goldenen Schlange umschlungen; er bemerkte das winzige Glitzern der Rubinaugen.
    »Mein Herr«, sagte Julian mit fast kindlich hoher, aber leiser und süßer Stimme, »der Sheriff erzählte mir von den Mühen, die Ihr für mich auf Euch genommen habt. Es tut mir leid, daß ich Euch und anderen soviel nutzlose Sorge und Mühe bereitet habe. Mein Dank reicht kaum aus, um diese Freundlichkeit zu vergelten.«
    Ihre Hand lag fest und kühl in der seinen. Sie lächelte immer noch leicht und distanziert und verriet nichts anderes, als daß sie schon immer Julian Cruce und nie jemand anderer gewesen sei. Er hätte denken können, daß sie ihr anderes Selbst verleugnete, wäre da nicht der gerade, klare Blick ihrer weit geöffneten grauen Augen gewesen, die zu ihm von einem gemeinsamen Wissen sprachen, das nicht durch Worte vermittelt werden mußte. Nichts mußte mehr gesagt werden, nachdem alles bekannt und verstanden war.
    »Gnädige Frau«, erwiderte Nicholas, »Euch gesund und munter hier zu sehen, das ist mir Lohn und Entschädigung genug.«
    »Aber ich hoffe, daß Ihr uns bald in Lai besuchen werdet«, sagte sie. »Das wäre sehr freundlich von Euch und würde mir die Gelegenheit geben, Euch zu entschädigen.«
    Und das war alles. Er küßte ihre Hand, und sie wandte sich um und entfernte sich von ihm. Es war im Grunde nichts weiter als ein höflicher Dank gewesen, denn sie zahlte alles zurück, was sie schuldig war, den ganzen Schmerz, die Hingabe und die Liebe. Aber sie hatte eine Frage gestellt, und sie war keine Frau, die oberflächliche Fragen stellen. Er würde bald nach Lai reisen, sehr bald schon. Er wollte ihre Hand halten und ihr bleiches Lächeln sehen und das unerschütterliche Vertrauen genießen, das sie gerade in ihn gesetzt hatte, bis es recht und ehrenhaft war, auf mehr zu hoffen.
    Sie saßen in der Stille nach

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