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Ein Ganz Besonderer Fall

Ein Ganz Besonderer Fall

Titel: Ein Ganz Besonderer Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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zu Ehren.«
    »Und Ihr glaubt, daß er eben dieser Mann ist? Der gefallen ist?«
    »Warum nicht? Die Großen sind nicht weniger verletzlich als die Kleinen. Um so mehr«, sagte Cadfael, »wenn sie als Anführer vorne stehen und nicht hinten. Man sagt, daß dieser stets der Erste war.«
    In seinen Adern floß immer noch das Kreuzfahrerblut, und er konnte nicht anders als erwachen und es spüren, wenn auch damals in den langen Jahren seine Träume und Hoffnungen zerstört worden waren. Andere hatten geglaubt und vertraut wie er, um sich schließlich schaudernd wie er von Dingen abzuwenden, die im Namen des Glaubens getan wurden.
    »Prior Robert liest wahrscheinlich schon die Chronik der Herren von Salton nach«, sagte Cadfael, »und er wird zweifellos auf den Namen dieses Mannes stoßen. Er kennt die Nachkommen aller Gutsherren in dieser Grafschaft und weit darüber hinaus, und zwar bis dreißig Jahre und weiter in die Vergangenheit. Bruder Humilis wird keine Schwierigkeiten haben, sich hier einzurichten; er wirft sogar einen Abglanz seines Ruhms auf uns und braucht von sich aus gar nichts zu tun.«
    »Gut so«, bemerkte Hugh trocken, »denn ich glaube, viel mehr kann er auch nicht tun, außer höchstens, hier zu sterben und begraben zu werden. Kommt, Ihr habt für schwere Kankheiten ein besseres Auge als ich. Der Mann scheint im Begriff, diese Welt zu verlassen. Er hat es nicht eilig, aber das Ende ist ihm sicher.«
    »Genau wie Euch oder mir«, gab Cadfael scharf zurück.
    »Und was die Eile angeht, so steht es weder mir noch Euch zu, das Tempo zu bestimmen. Es kommt, wenn es kommen muß.
    Bis dahin ist jeder Tag wichtig, und der letzte nicht weniger als der erste.«
    »So soll es sein!« erwiderte Hugh lächelnd und unbeeindruckt. »Aber er wird in Eure Obhut kommen, ehe noch viel Tage vergangen sind. Was ist mit seinem Jungen - mit dem Stummen?«
    »Das weiß ich nicht! Nichts als Schweigen und Zurückweichen in die Schatten. Laßt uns Zeit«, sagte Cadfael.
    »Wir werden ihn schon kennenlernen.«
    Ein Mann, der seinen Besitz aufgegeben hat, kann sich frei von einem Asyl zum nächsten bewegen und sich überall zu Hause fühlen und ohne weltliche Bindung in Shrewsbury ebensogut zurechtkommen wie in Hyde Mead. Ein Mann, der die gleiche Kutte trägt wie alle anderen, die der gleichen Disziplin folgen, bleibt kaum länger als einen Tag auffällig.
    Bruder Humilis und Bruder Fidelis nahmen hier in den Midlands den vertrauten Tagesrhythmus wieder auf, dem sie schon im Süden gefolgt waren, und der alltägliche Stundenplan spannte sie hier ebenso fest und heiter ein wie dort. Doch Prior Robert hatte seine Forschungen über den Feudalbesitz und die Familienstammbäume der Grafschaft zu seiner Zufriedenheit beendet, und sein treuer Schatten Bruder Jerome tat bald darauf allen kund, daß die Abtei einen höchst verdienten Bruder aufgenommen habe, einen Kreuzfahrer, dessen Ruhm weithin bekannt sei. Er habe sich im letzten Kampf gegen den erstarkenden Atabeg Zenghi von Mosul, der das Königreich von Jerusalem bedrohte, durch seine Tapferkeit einen Namen gemacht. Prior Roberts persönlicher Ehrgeiz galt vor allem dem Kloster, aber dennoch beobachtete er das Schicksal der Welt dort draußen genau. Vor vier Jahren war Jerusalem durch die Niederlage des Königs im Kampf gegen Zenghi bis in die Grundfesten erschüttert worden, doch das Königreich hatte durch seine Allianz mit dem Emirat von Damaskus überlebt. In dieser unglücklichen Schlacht, so ließ Robert diskret verlauten, habe Godfrid Marescot eine ruhmvolle Rolle gespielt.
    »Er hat an jedem Gottesdienst teilgenommen und in den der Arbeit vorbehaltenen Stunden eifrig geholfen«, sagte Bruder Edmund, der Krankenwärter, während er den neuen Bruder beobachtete, der auf der anderen Seite des Hofes in der strahlenden Stille und der drückenden Wärme des Abends zur Komplet in die Kirche ging. »Und er hat weder Euch noch mich um Hilfe gebeten. Ich wünschte nur, er hätte eine gesündere Farbe und ein wenig mehr Fleisch auf den großen Knochen.
    Die Bronze ist blaß geworden, es fließt kein Blut darunter…«
    Und neben ihm ging der junge, geschmeidige, treue Schatten mit kräftigen, fließenden Schritten, die Hand ein wenig gehoben, um den Ellbogen zu stützen, falls der ältere Mann schwach wurde, oder um den ganzen schlanken Körper aufzufangen, falls er straucheln oder fallen sollte.
    »Dort geht einer, der alles weiß«, erwiderte Cadfael, »und der dennoch nicht

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