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Ein Ganz Besonderer Fall

Ein Ganz Besonderer Fall

Titel: Ein Ganz Besonderer Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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einem etwa fünfzigjährigen Mann zum Verkauf angeboten worden wäre. Vor drei Jahren, am zwanzigsten August, denn das war ihr Geburtstag. Sie erbat sich den Ring als Geschenk und bekam ihn von ihrem Mann. Die beiden anderen Stücke, die inzwischen verkauft sind, beschrieb sie mir als Halskette aus polierten Steinen und als silbernes Armband, das mit Erbsen-oder Wickenranken geschmückt war. Drei solche Stücke zusammen! Sie konnten nur Julian gehören.«
    Hugh nickte zustimmend. »Und der Mann?«
    »Die Beschreibung der Frau paßte zu dem wenigen, das ich über Adam Heriet wußte; ich habe ihn ja bis heute nicht gesehen. Fünfzig Jahre alt, gebräunt wie vom Leben im Freien, als wäre er Förster oder Jäger… Ihr habt ihn gesehen. Ihr wißt mehr als ich. Mit einem braunen Bart, das Haar etwas schütter, sagte sie, und ein Gesicht wie eine Eiche… paßt das?«
    »Sehr genau.«
    »Und den Ring habe ich hier. Seht! Ich erbat ihn mir von der Frau, und sie vertraute ihn mir an, obwohl sie ihn sehr schätzte und nicht verkaufen wollte. Ich muß ihn zurückbringen - wenn unsere Arbeit getan ist! Kann dies ein Irrtum sein?«
    »Das ist ausgeschlossen. Cruce und alle seine Leute könnten es bestätigen, aber ich denke, wir brauchen sie nicht.
    Gibt es noch mehr?«
    »Allerdings! Denn der Juwelier fragte nach den Besitzverhältnissen, da er sah, daß diese Dinge einer Frau gehörten. Er wollte wissen, ob die Dame, der die Dinge gehörten, sie nicht mehr brauchte. Und der Mann sagte, was diese Dame anging, so brauchte sie die Sachen nicht mehr, weil sie tot sei!«
    »Das sagte er? So schlimm steht es?«
    »Das sagte er. Wartet, das ist noch nicht alles! Die Frau wurde neugierig und folgte ihm, als er den Laden verließ. Und sie sah, daß er sich mit einem jungen Burschen traf, der draußen im Schatten der Mauer wartete, um ihm etwas zu übergeben - einen Teil des Geldes oder alles, dachte sie. Und als die beiden bemerkten, daß sie beobachtet wurden, huschten sie rasch um die Ecke.«
    »Und das kann sie bezeugen?«
    »Ich bin sicher, daß sie das tun wird. Und sie ist eine gute Zeugin, umsichtig und klar.«
    »So scheint es«, sagte Hugh, indem er entschlossen den Ring in die Hand nahm. »Nicholas, Ihr müßt jetzt etwas essen und etwas Wein trinken, solange das Gewitter anhält - denn warum solltet Ihr ein zweites Mal ertrinken, da wir doch den Mann schon in Gewahrsam haben? Doch sobald das Unwetter aufhört, werden wir Herrn Heriet mit diesem hübschen Ding konfrontieren und sehen, ob wir diesmal nicht mehr aus ihm herausbekommen als das Märchen, daß er die Wunder von Winchester begafft hätte.«
    Seit dem Mittagessen war Bruder Cadfael zwischen Mühle und Torhaus gependelt, denn die sich zusammenballenden Wolken warnten ihn schon lange vor dem Regen selbst vor möglichen Schwierigkeiten. Als das Unwetter ausbrach, stellte er sich in der Mühle unter, denn von dort aus konnte er den Teich und den Abfluß in den Bach und zugleich die Straße von der Stadt im Auge behalten. Madog mochte es für geraten gehalten haben, seine Schutzbefohlenen in Frankwell an Land zu bringen, statt dem langen Bogen um die Stadt zu folgen. In diesem Fall würde er zu Fuß kommen, um Bescheid zu geben.
    In der Mühle gab es um diese Jahreszeit nicht mehr viel zu tun, und im Innern war es still und dunkel. Kein Geräusch war zu hören außer dem monotonen Trommeln des Regens. Und hier fand Madog ihn auch, ein klatschnasser Madog, der allein kam. Er hatte den Weg außerhalb der Enklave benutzt, auf dem die Kunden aus der Stadt das Torhaus umgingen, wenn sie nur ihr Mehl mahlen lassen wollten. Er erschien düster in der offenen Tür und blieb stumm stehen, seine langen, hilflosen Arme pendelten müde. Kein Mann konnte mit seiner Körperkraft den Gewalten von Wetter und Sturm und Donner widerstehen.
    Auch Madogs Standvermögen hatte Grenzen.
    »Nun?« sagte Cadfael, der unter einer bösen Vorahnung erschauerte.
    »Nicht gut, sondern sehr schlimm.« Madog kam langsam herein, und das wenige Licht, das es gab, zeigte sein bitteres Gesicht. »Alles, was mich verwundern könnte, sagtet Ihr! Ich hatte genug Verwunderung, und ich will Euch wie gewünscht alles mitteilen. Guter Gott«, sagte er, während er Bart und Haar auswrang und Rinnsale von den Schultern schüttelte, »ich weiß nicht, was ich tun soll. Wenn Ihr eine Ahnung hattet, dann könnt Ihr vielleicht auch jetzt vorausblicken - aber ich bin blind!« Er holte tief Luft und erzählte alles in

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