Ein Ganz Besonderer Fall
für alle Mal, als ewig von der Unsicherheit gequält zu werden. Aber ›böse Neuigkeiten‹, das konnte nur das Schlimmste bedeuten.
Nicholas erreichte das High Cross, das im strömenden Regen in allen Farben schillerte, und bog auf die abschüssige Straße zur Burg ein. Vor dem Torhaus, auf dem äußeren Wall, stand das Wasser knöcheltief, denn die Abflüsse waren viel zu schmal, um der Fluten Herr zu werden. Ein Offizier steckte den Kopf aus dem Wachraum und rief den Fremden herein.
»Zum Herrn Sheriff? Er ist in der Halle. Wenn Ihr den inneren Gang nehmt, könnt Ihr dem Schlimmsten entgehen. Ich lasse Euer Pferd unterbringen. Oder wartet eine Weile hier im Trockenen, wenn Ihr wollt, denn es kann nicht ewig dauern…«
Aber nein, er konnte nicht warten. Der Ring brannte in seiner Börse, und in seinen Gedanken brannte eine beißende Bitterkeit. Er mußte seine Geschichte sofort den zuständigen Behörden übermitteln und die Zähne in Adam Heriets Hals schlagen. Er wagte nicht, innezuhalten und seinem Haß Raum zu geben, weil sonst der Kummer übermächtig geworden wäre.
Er wandte sich nach einer knappen Begrüßung und einem kurzen Ruf in der großen dunklen Halle sofort an den Sheriff und ging wie er war, mit wirrem braunem Haar, das naß an Stirn und Schläfen klebte, auf Hugh los.
»Herr, ich komme aus Winchester zurück, wo ich klare Beweise dafür fand, daß Julian tot ist und ihr Besitz schon vor langer Zeit fortgeschafft wurde. Wir müssen hier alles stehen und liegen lassen und jeden Mann, den wir ausheben können, nach Süden schicken, um Adam Heriet zu jagen. Es war sein Werk - Heriet und ein gedungener Mörder, ein Gauner, der mit dem Erlös aus dem Verkauf von Julians Schmuck bezahlt wurde. Wenn wir ihn gefaßt haben, wird er nicht mehr leugnen können. Ich habe Beweise, ich habe Zeugen dafür, daß er selbst sagte, sie sei tot!«
»Langsam, langsam!« sagte Hugh mit großen Augen. »Das ist eine schwerwiegende Behauptung. Wie ich sehe, habt Ihr Euch im Süden gründlich umgehört, aber das haben wir auch getan. Kommt, setzt Euch und laßt mich die ganze Geschichte hören. Aber zieht zuerst die nassen Kleider aus und sucht Euch einen Mann von Eurer Größe, der Euch trockene Sachen leihen kann, sonst holt Ihr Euch noch den Tod.« Er rief nach den Dienern und ließ Handtücher und eine Jacke und eine Hose holen.
»Das ist nebensächlich«, protestierte Nicholas fiebernd, indem er seinen Arm faßte. »Wichtig sind nur die Beweise, die ich habe. Alles paßt auf einen Mann, und er läuft noch frei herum, Gott weiß, wo…«
»Ah, aber Nicholas, wenn Ihr wirklich hinter Adam Heriet her seid, dann braucht Ihr Euch nicht zu sorgen. Adam Heriet sitzt hier auf der Burg hinter Schloß und Riegel, und zwar schon seit einigen Tagen.«
»Ihr habt ihn? Ihr habt Heriet gefunden? Ihr habt ihn verhaftet?« Nicholas holte tief Luft und seufzte schwer.
»Wir haben ihn und werden ihn behalten. Seine Schwester ist mit einem Handwerker in Brigge verheiratet, und er war bei seinen Verwandten auf Besuch wie ein ehrbarer Mann. Jetzt ist er der Gast des Sheriffs, und das wird er bleiben, bis wir alles wissen. Seinetwegen brauchen wir uns nicht zu beeilen.«
»Habt Ihr etwas aus ihm herausbekommen? Was hat er gesagt?«
»Nichts Sachdienliches. Er hat nur gesagt, was jeder ehrbare Mann an seiner Stelle auch gesagt hätte.«
»Das wird sich bald ändern«, sagte Nicholas grimmig. Er bemerkte erst jetzt, in welchem Zustand er war, und schien nun doch bereit, die kleine Kammer und die trockenen Kleider in Anspruch zu nehmen, die man ihm angeboten hatte. Aber er hatte seine Geschichte schon halb erzählt, ehe er sich das Gesicht und das wirre Haar abgetrocknet und saubere Kleider angelegt hatte.
»… keine Spur vom Kirchenschmuck, der am auffälligsten gewesen wäre, wenn man ihn zum Verkauf angeboten hätte.
Ich war nicht sicher, ob es sich lohnte, weiter nachzufragen, aber dann kam die Frau des Mannes herein, und ich erkannte den Ring, den sie trug, als Julians Eigentum. Nein, das wäre zuviel gesagt, ich weiß - ich will lieber sagen, daß er sehr gut zu der Beschreibung paßte, die wir haben. Erinnert Ihr Euch?
Rundherum mit Emaille belegt, mit gelben und blauen Blumen bemalt…«
»Ich kenne die Beschreibung auswendig«, sagte Hugh trocken.
»Dann werdet Ihr gleich sehen, warum ich so sicher war. Ich fragte, woher sie ihn hätte, und sie erklärte, daß er zusammen mit zwei anderen Schmuckstücken von
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