Ein ganz besonderer Sommer
Volltreffer für Karl-Anton
„Schöner kann’s doch gar nicht sein!“ Mini seufzte glücklich. „Ein strahlend blauer Himmel, ein schneeweißes Schloss, ein leichter Wind, der in den Parkbäumen rauscht, überall blühende Rosen und Jasmin und der überwältigende Duft von . . . von ..
„Pferdemist“, vollendete Niko die romantische Anwandlung des zierlichen Mädchens lachend. „Nun komm, du stehst mit Zottel am Anfang des Spaliers. Lena gegenüber, ihr sollt den Triumphbogen halten. Florian bringt ihn euch.“
„Aufstellen, Leute, es geht gleich los!“ Caroline hatte sichtbar Lampenfieber. „Christine, komm hier rüber, dein Platz ist links neben mir!“
Nach und nach formierte sich das Ehrenspalier aus jungen Reitern vor der breiten Treppe zum Portal des Schlosses Groß-Willmsdorf. Jeder hielt einen lustig flatternden Wimpel an einer langen Stange in der Hand, leuchtend rote, gelbe, grüne und blaue Fähnchen wechselten sich ab. Das Zaumzeug der Pferde war mit Sommerblumen besteckt. Zu Ehren der erfolgreichen Abiturienten hatten die Schüler trotz der Sommerhitze sogar ihre Turnierkleidung angelegt. Die Reithosen strahlten in tadellosem Weiß, und der Glanz der Reitstiefel verriet doppelt gründliches Polieren für diesen Festtag.
Allmählich kehrte Ruhe ein. Niko und Florian, die Regisseure dieses Aufmarschs, stiegen als Letzte in den Sattel. Sie stellten sich mit ihren Pferden einander gegenüber ans Ende der Reihe. Jeden Augenblick musste sich die schwere Tür öffnen und Direktor Hütter , gefolgt von den Lehrern und den Prüflingen, auf der Treppe erscheinen.
„Alles in Ordnung, Lena?“, rief Mini zu ihrer behinderten Freundin hinüber, die ihre schwarz-weiß gefleckte Ponystute Panja ritt und mit beiden Händen das untere Ende des Blumenbogens umklammerte. „Das Ding ist ja nicht gerade leicht. Es schwankt, als hätten sie die Blumen mit dem Sekt für die Abiturienten begossen“, fügte sie kichernd hinzu.
„Schon okay.“ Lena nickte ihr tapfer lächelnd zu. Panja stand genauso vorbildlich still wie gegenüber Zottel, Billes rot-weiß geschecktes Pony. Gerade so, als wüssten die beiden, worum es hier ging.
In weitem Halbkreis um das Ehrenspalier hatten die übrigen Schüler des Reiterinternats Aufstellung genommen, um Bille und ihre Klassenkameraden mit Applaus und Hochrufen zu empfangen. Und wenige Meter entfernt hinter der Taxushecke, die die Auffahrt zum Hof hin abschirmte, bereitete sich Karl-Anton auf seine besondere Überraschung vor.
„Achtung! Sie kommen!“, ging ein Wispern durch die Reihen.
Vor ihnen wurden die schweren Flügel des Portals nach beiden Seiten feierlich aufgeschoben. Als Erster trat Direktor Hütter heraus. Er blieb einen Augenblick von der Sonne geblendet stehen, blickte blinzelnd in die Runde und strahlte, als hätte er selbst gerade das Abitur bestanden. Dann nickte er den versammelten Schülern noch einmal zu und trat zur Seite.
Gleich hinter ihm folgte der Klassenlehrer der Prüflinge. Ignaz der Schreckliche, wie sich der riesenhafte Mann selber gern nannte, vermutlich, um sein eher sanftes Gemüt zu verstecken, füllte mit seinem mächtigen Leibesumfang fast die ganze Tür aus. Er breitete freundlich lächelnd die Arme aus wie ein Herrscher, der sich seinem jubelnden Volk zeigt, grüßte fröhlich nach allen Seiten und machte dann den übrigen Lehrern und den Abiturienten Platz.
Und da kamen sie: Bille, Bettina, Peter, Beppo und die anderen. Ihre Gesichter wirkten im Gegensatz zu dem ihres Lehrers ungewöhnlich ernst, in einer Mischung aus Erleichterung, Erschöpfung, Freude aber auch Abschiedsschmerz und heimlicher Sorge um das, was die Zukunft ihnen bescheren mochte. Die Rede, die Direktor Hütter ihnen vor wenigen Minuten gehalten hatte, wirkte offensichtlich noch nach. Doch angesichts der angetretenen Reiter begannen auch sie zu strahlen und winkten fröhlich mit ihren Abschlusszeugnissen .
„ Hurraahhh !“, stimmte Florian den Begrüßungsjubel an. „ Huurraaahhh !“, fielen die anderen im Chor ein und applaudierten heftig. Die Pferde zuckten zusammen, beruhigten sich aber schnell und standen in vollendeter Haltung in der Reihe. Man hatte sie in mehreren Proben auf das Gebrüll vorbereitet. Während die Hochrufe und der Applaus nicht enden wollten, nahmen die Abiturienten neben ihren Lehrern und Direktor Hütter auf den Treppenstufen Aufstellung, um den Fotografen Gelegenheit für ihre Aufnahmen zu geben.
Zottel war sanft wie ein
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