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Ein gefährliches Geschenk

Ein gefährliches Geschenk

Titel: Ein gefährliches Geschenk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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Gesicht vor dem Regen zu schützen. »Bewegen Sie sich nicht. Holen Sie einen Krankenwagen!«, schrie sie und zog sich das Jackett aus, um ihn ein wenig zu schützen.
    »Ich habe ihn gesehen. Ich habe ihn gesehen. Hätte nicht kommen sollen, Laine.«
    »Gleich kommt Hilfe.«
    »Hab’s für dich dagelassen. Er wollte, dass ich es dir gebe.«
    »Ist schon gut.« Sie schob sich die tropfenden Haare aus den Augen und nahm den Schirm entgegen, den ihr jemand hinhielt. Er zupfte an ihrer Hand, und sie beugte sich dichter zu ihm herunter.
    »Sei vorsichtig. Es tut mir Leid. Sei vorsichtig.«
    »Ja, natürlich. Reden Sie nicht so viel, versuchen Sie durchzuhalten, Mr. Peterson. Der Krankenwagen kommt gleich.«
    »Du erinnerst dich nicht.« Blut tröpfelte aus seinem Mund, als er lächelte. »Kleine Lainie.« Zitternd holte er Luft und hustete Blut. Sie hörte schon die Sirenen, als er mit dünner, keuchender Stimme zu singen begann.
    »Pack up all my care and woe, here I go, singing low. Bye, bye, blackbird.«
    Sie starrte in sein blutüberströmtes Gesicht, und ihre Haut begann zu prickeln. Tief vergrabene Erinnerungen stiegen in ihr auf. »Onkel Willy? Oh mein Gott.«
    »Das hab ich immer besonders gerne gemocht, es machte so fröhlich«, röchelte er. »Tut mir Leid. Dachte, es wäre ungefährlich. Hätte nicht kommen sollen.«
    »Ich verstehe nicht.« Tränen brannten ihr in der Kehle, strömten über ihre Wangen. Er starb. Er starb, weil sie ihn nicht erkannt und in den Regen hinausgeschickt hatte. »Es tut mir Leid. Es tut mir so Leid.«
    »Er weiß, wo du jetzt bist.« Seine Augäpfel verdrehten sich. »Versteck den Köter.«
    »Was?« Sie beugte sich so dicht über ihn, dass ihre Lippen seine fast streiften. »Was?«
    Die Hand, die ihre umklammert hielt, wurde schlaff.
    Sanitäter schoben sie beiseite. Sie hörte ihren kurzen, prägnanten Dialog - medizinische Ausdrücke, die sich durch das Fernsehen so eingeprägt hatten, dass sie sie beinahe schon selbst rezitieren konnte. Aber dies hier war real. Das Blut, das der Regen davonschwemmte, war real.
    Sie hörte eine Frau schluchzen und immer wieder mit erstickter Stimme sagen: »Er ist mir direkt vors Auto gelaufen. Ich konnte nicht mehr bremsen. Er ist mir direkt vors Auto gelaufen. Ist er in Ordnung? Ist er in Ordnung? Ist er in Ordnung?«
    Nein, hätte Laine am liebsten geschrien. Er ist nicht in Ordnung.
    »Kommen Sie hinein, Liebchen.« Darla legte Laine den Arm um die Schultern und zog sie zurück. »Sie sind ja völlig durchnässt. Hier draußen können Sie sowieso nichts mehr tun.«
    »Ich sollte aber etwas tun.« Sie blickte auf den zerbrochenen Regenschirm, dessen fröhliche Streifen jetzt voller Schmutz und Blut waren.
    Sie hätte ihn vors Feuer setzen sollen. Ihm etwas Heißes zu trinken geben und ihn vor dem kleinen Ofen warm und trocken sitzen lassen sollen. Dann wäre er jetzt noch am Leben und würde ihr Geschichten und alberne Witze erzählen.
    Aber sie hatte ihn nicht erkannt, und deshalb starb er jetzt.
    Sie konnte nicht hineingehen und ihn alleine mit fremden Leuten draußen im Regen liegen lassen. Aber sie konnte auch nichts anderes tun, als hilflos zuzusehen, während die Sanitäter vergeblich um das Leben des Mannes kämpften, der früher einmal über ihre Kinderwitze gelacht und alberne Lieder gesungen hatte. Er starb genau vor dem Laden, den sie mit harter Arbeit aufgebaut hatte, und ließ an ihrer Türschwelle all die Erinnerungen zurück, denen sie entkommen zu sein glaubte.
    Sie war eine Geschäftsfrau, ein solides Mitglied der Gemeinde und eine Betrügerin. Als sie im Hinterzimmer ihres Ladens zwei Tassen Kaffee einschenkte, wusste sie genau, dass sie gleich einen Mann anlügen würde, den sie als Freund betrachtete. Und sie würde abstreiten, den Mann zu kennen, den sie geliebt hatte.
    Mühsam rang sie um Fassung, fuhr sich durch die feuchte Masse leuchtend roter Haare, die sie normalerweise in einem schulterlangen Bob trug. Sie war blass. Der Regen hatte das Make-up, das sie stets so sorgfältig auftrug, abgewaschen, und auf ihrer schmalen Nase und den Wangenknochen traten die Sommersprossen hervor. Ihre Augen, von einem hellen Wikingerblau, waren glasig vor Schock und Trauer, und ihr Mund, der nur eine Spur zu breit für ihr eckiges Gesicht war, hätte am liebsten gebebt.
    In dem kleinen Spiegel mit vergoldetem Rahmen, der an der Wand ihres Büros hing, musterte sie ihren Gesichtsausdruck. Sie machte sich nichts vor. Sie würde tun,

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