Ein gefährliches Geschenk
was nötig war, um zu überleben. Willy würde das bestimmt verstehen. Erst das eine, sagte sie sich, und dann denkst du über den Rest nach.
Sie holte tief Luft und stieß sie zitternd wieder aus, dann ergriff sie die Kaffeebecher.
Ihre Hände waren beinahe ruhig, als sie in den Verkaufsraum trat. Sie war auf ihre Falschaussage vor dem Polizeichef von Angel’s Gap vorbereitet.
»Entschuldigung, dass es so lange gedauert hat.« Sie lächelte schief, als sie Vince Burger, der an dem kleinen, verklinkerten Kamin stand, seinen Becher reichte.
Er war gebaut wie ein Bär, mit dichten, weißblonden Haaren, die fast senkrecht hochstanden, als seien sie überrascht darüber, sich über einem so breiten, freundlichen Gesicht zu befinden. Aus seinen blassblauen Augen, die von Lachfältchen umgeben waren, blickte er Laine mitfühlend an.
Er war Jennys Mann und für Laine fast so etwas wie ein Bruder. Aber jetzt, dachte sie, war er in erster Linie Polizist. Und alles, wofür sie gearbeitet hatte, stand auf dem Spiel.
»Willst du dich nicht setzen, Laine? Du hast einen schlimmen Schock erlitten.«
»Ich fühle mich wie betäubt.« Das zumindest stimmte - sie brauchte also nicht nur zu lügen. Sie wich jedoch seinem Blick aus und trat ans Fenster, um in den Regen hinauszustarren. »Danke, dass du extra hierher gekommen bist, um meine Aussage aufzunehmen, Vince. Ich weiß, dass du viel zu tun hast.«
»Ich hab mir gedacht, es ist angenehmer für dich.«
Man lügt besser einen Freund als einen Fremden an, dachte sie bitter. »Ich weiß gar nicht, was ich dir sagen soll. Den eigentlichen Unfall habe ich ja nicht gesehen. Ich hörte … ich hörte Bremsen, Schreie, einen schrecklichen Aufprall, dann sah ich …« Sie schloss die Augen nicht. Wenn sie sie zumachte, würde sie alles wieder vor sich sehen. »Ich sah, wie er gegen das Fenster prallte, als hätte ihn jemand dagegengeworfen. Ich rannte hinaus und blieb bei ihm, bis die Sanitäter kamen. Sie waren schnell da. Mir kam es zwar wie Stunden vor, aber es hat nur Minuten gedauert.«
»Er war vor dem Unfall hier drin.«
Jetzt schloss sie doch die Augen, entschlossen, das zu tun, was sie tun musste, um sich zu schützen. »Ja. Ich hatte heute früh eine Menge Kunden - was beweist, dass ich Jenny nie einen Tag hätte freigeben dürfen. Die Zwillinge waren hier und ein Pärchen auf der Durchfahrt nach D.C. Ich hatte zu tun, als er hereinkam. Deshalb schaute er sich ein bisschen um.«
»Die Frau, die nicht von hier war, sagte, sie hätte geglaubt, ihr beide kennt euch.«
»Tatsächlich?« Laine drehte sich um und zauberte ein verwirrtes Lächeln auf ihr Gesicht. Sie trat zu den beiden Lehnstühlen, die sie vor den Kamin gestellt hatte, und setzte sich. »Wie kommt sie darauf?«
»Sie hatte nur den Eindruck«, erwiderte Vince achselzuckend. Bedächtig und vorsichtig setzte er sich in den anderen Stuhl. »Sie sagte, er hat deine Hand genommen.«
»Nun, wir schüttelten uns die Hände, und er hat mir seine Karte gegeben.« Laine zog sie aus der Tasche, wobei sie sich zwang, Vince in die Augen zu schauen. Das Feuer prasselte, und obwohl sie die Hitze auf den Wangen spürte, war ihr kalt. Sehr kalt. »Er sagte, er würde gerne mit mir sprechen, wenn ich nicht so viel zu tun hätte. Er habe mir etwas zu verkaufen. Das passiert häufig«, fügte sie hinzu und reichte Vince die Karte. »So bleibe ich im Geschäft.«
»Klar.« Er steckte die Karte in seine Brusttasche. »Ist dir irgendetwas an ihm aufgefallen?«
»Nur dass er einen teuren Regenmantel trug und einen albernen Schirm dabei hatte - und dass er sich normalerweise wohl nicht in Kleinstädten aufhielt. Er hatte etwas Großstädtisches an sich.«
»Das war bei dir vor ein paar Jahren auch so. Eigentlich …«, er kniff die Augen zusammen und rieb ihr mit dem Daumen über die Wange, »klebt es irgendwie immer noch an dir.«
Sie lachte, weil er das erwartete. »Ich wünschte, ich könnte hilfreicher sein, Vince. Es ist eine so grauenhafte Geschichte.«
»Das kann ich dir sagen. Wir haben vier Zeugenaussagen. Alle haben gesehen, wie der Typ direkt auf die Straße gerannt ist, genau vor das Auto. Als ob ihn etwas erschreckt hätte. Kam er dir ängstlich vor, Laine?«
»Darauf habe ich nicht geachtet. Um ehrlich zu sein, Vince, ich habe ihn abgewimmelt, als ich merkte, dass er nichts kaufen wollte. Ich hatte Kundschaft im Laden.« Sie schüttelte den Kopf, und ihre Stimme brach. »Jetzt kommt es mir so gefühllos
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