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Ein gefährliches Werkzeug

Titel: Ein gefährliches Werkzeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Christie Murray
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Ihnen sofort ein Bein.«
    »Ich werde mein Bestes thun, Herr Prickett,« antwortete der andre ruhig und damit ging er fort.
    »So eine Fratze wie sie der Bursche von der Vorsehung mitbekommen hat, ist eine wahre Gottesgabe, er ist beinahe ein so großer Gauner als Reuben selbst. Mein Gott, was sich die Leute doch durch Gesichter täuschen lassen!«
    Nachdem er noch eine Weile nachdenklich dagesessen hatte, ging er aus und gab folgendes Telegramm an Wyncott Esden auf:
    »Spur gefunden. Verfolge sie. Benachrichtigen Sie mich, sobald mit der Grainger zu sprechen ist. – Prickett. Scotland Yard.«
    Dies gethan, begab er sich zum Polizeiarzt und entwickelte vor diesem seine Zweifel über die Agraphie und Aphasie.
    »Wenn Doktor Elphinstone den Fall so ansieht, Prickett,« erwiderte der Arzt, »so können Sie sich drauf verlassen, daßer recht hat. Er war ein berühmter Spezialist für Nervenkrankheiten, ehe er sich von der Praxis zurückgezogen hat.«
    Für den Augenblick ließ sich nichts weiter thun, allein noch vor Mittag wurde Prickett durch ein Telegramm nach Wootton Hill gerufen.
    Bei seiner Ankunft fand er die ganze Familie versammelt. Mit Ausnahme von Wyncott erschienen alle gewaltig ernst, aber der Anwalt sah belustigt aus.
    »Dies ist heute morgen angekommen,« sagte er zu Prickett, indem er ihm einen erbrochenen Brief übergab. »Wir möchten Ihre Meinung darüber hören.«
    Prickett betrachtete erst den Umschlag ganz genau, dann zog er ein beschmutztes und zerknittertes Blatt Papier heraus und überflog dessen Inhalt schweigend.
     
    »Geehrtes Freillein,« lautete der Brief, »betriebten Hertsens muß ich gesdähen, daß mein einziger Sonn an dem Ferbrächen heide war die staine sind jedst in sein Besits ond opglaich ihmer ein sorg fier eines Vaters herts hab ich doch nihmer gefierchtet er werde sich an främdem sach vergraife. er sagt, geehrtes Freillein obbgleich von guter Erziehung er wolle aines Vaters bihten nicht volken die Sachen ohne eine Bellonnung nichd herausgäbben. Er will dausend nemmen ont saken kitt wen geehrtes freillein sakt morken in der zaitung Standard das es rächt ist
    Ain bedriebder Vater.«
    Nachdem er es gelesen, untersuchte Prickett dies sonderbare Schriftstück noch eine geraume Weile.
    »Nun, Prickett, was denken Sie davon?« fragte Wyncott lächelnd.
    »Ich denke ziemlich viel davon, Herr Esden,« antwortete er, »Bis zu einem gewissen Grad ist die Sache bona fide gehalten. Der Absender dieses Briefes ist tatsächlich im Besitz der Steine, weil dies Schriftstück vorige Nacht in London aufgegeben wurde, ehe irgend jemand außer uns hier von dem Einbruch etwas gewußt hat. Davon abgesehen aber ist der Brief eitel Schwindel.«
    »Was wollen Sie damit sagen, Herr Prickett?« fragte Janet.
    »Wenn Sie den Brief genauer ansehen, gnädiges Fräulein,« erwiderte er, »so werden Sie finden, daß das Papier erst befleckt und zerknittert wurde, nachdem schon darauf geschrieben war. Diese Flecken sind keine Schmutz-, sondern Kaffeeflecken und sind nachträglich darauf gemacht worden. Sie können es deutlich sehen, wo die Tinte dadurch geflossen ist.«
    »Aber was schließen Sie daraus?« fragte sie weiter.
    »Ich schließe daraus, daß der Schreiber unwissend und arm erscheinen will. Es ist unzweifelhaft falsches Spiel. Einer, der wirklich arm wäre, würde sich nicht so viel Mühe geben, es zu zeigen. ›Erziehung‹, ›ohne‹, ›Vater‹ und ›geehrt‹ ist richtig geschrieben. Es ist nicht wahrscheinlich, daß ein Mann ›Belohnung‹ buchstabiert wie dieser Mensch und dann wieder weiß, wie man ›Erziehung‹ schreibt. Wie Sie sehen, hat er auch seine Tinte verwässert. Ich möchte behaupten, daß dieser Brief von einem Mann geschrieben ist, der eine höhere Stellung in der Welt einnimmt, als er sich den Anschein gibt, daß die Schreibfehler mit Absicht gemacht und diese Buchstaben mit der linken Hand geschrieben worden sind.«
    »Das ist eine sehr scharfsinnige Beurteilung, Prickett, und ich neige sehr zu Ihrer Ansicht, aber dies hat mit der Hauptsache nichts zu thun. Diese Leute befinden sich – vorausgesetzt, daß der betrübte Vater und der irrende Sohn keine Erfindung sind – im Besitz der Edelsteine, und Fräulein Pharr ist gewillt, die hier erwähnte Summe zu bezahlen, um sie zurückzuerhalten.«
    »Wohl,« erwiderte Prickett mit feierlicher und gewichtiger Miene, »aber wenn Fräulein Pharr meiner Meinung Gehör schenkt, so wird sie für den Augenblick nichts

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