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Ein gefährliches Werkzeug

Titel: Ein gefährliches Werkzeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Christie Murray
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seiner Hand vollends zu seiner Pfeife zu führen und betrachtete den Fremden mit neuem Interesse.
    »Wie heißen Sie, junger Mann?«
    »White ist mein Name – James White.«
    Die Augen fest auf seinen Gast gerichtet, zündete Prickett nachdenklich sein Streichholz an.
    »Nun,« sagte er nach einer Weile, »es mag sein. Sie müssen es am besten wissen, aber ich hätte es nicht gedacht.«
    Bei diesem für seine persönliche Erscheinung ziemlich zweifelhaften Kompliment lächelte White mit Humor. Dies Lächeln war so klug, als sein sonstiger Gesichtsausdruck einfältig war.
    »Mir geht es wie dem Mädchen in einem alten Lied, Herr Prickett,« erwiderte er. »›Mein Gesicht ist mein einziger Besitz‹.«
    Bei diesen Worten war der nordische Accent beinahe ganz verschwunden, und seine grauen Augen zwinkerten.
    »Setzen Sie sich, White,« sagte Prickett plötzlich vertraulich werdend; »ich freue mich, Sie zu sehen. Wenn meine Meinung irgend welchen Wert für Sie hat, so lassen Sie sich sagen, daß nicht bald etwas besser durchgeführt worden ist als die Fieldingsche Sache.«
    »Danke schön, Herr Prickett; von niemand höre ich das so gerne als von Ihnen.«
    »Gut, wenn Sie so genügsam sind und Ihre Zeit hier nicht verlieren wollen, so kann ich Ihnen zu etwas verhelfen, das Ihnen immerhin eine Zehnpfundnote einbringen kann.«
    »Um was handelt es sich?« fragte White.
    »Haben Sie die Morgenblätter gelesen? Nun, ich habe diesen Einbruch in Wootton Hill zu verfolgen. Ich habe schon eine Spur gefunden; das Werkzeug, mit dem es ausgeführt worden, ist in meiner Hand, und ich kenne den Mann, der es verfertigt hat. Heute nacht hatte ich ihn festgenommen, allein er hat sein Alibi nachgewiesen, und ich mußte ihn wieder springen lassen. Allein das Werkzeug hat er verfertigt und er weiß, an wen er es verkauft hat. Wenn es sich nur um eine Kleinigkeit handelte, würde er eben seinem Kumpan seine Bedingungen vorschreiben, so aber handelt es sich um dreißigtaufend Pfund, und er wird halbpart verlangen. Nun handelt es sich darum, diesen Mann, der einer der ältesten und geriebensten Gauner Londons ist, ganz genau zu beobachten. Wer dies übernimmt und tatsächlich fertig bringt, der leistet ein Stück Arbeit, das dem gewandtesten Mann Ehre machen würde. Ich hätte mich selbst an die Aufgabe gemacht, aber er kennt mich so genau, als ob ich sein Bruder wäre.«
    »Was ich brauche, ist eine Gelegenheit, mich in London auszuzeichnen, Herr Prickett,« sagte der Gast.
    »Die haben Sie also gefunden,« antwortete Prickett, »aber Sie müssen Ihren Mann kennen lernen. Wenn Sie ihn ansehen und mit ihm sprechen, so kommt er Ihnen so mild und harmlos vor wie ein neugeborenes Kind; in Wahrheit ist er aber so verschlagen wie Garrick und so grausam wie der Teufel und scheut vor niemand und nichts zurück. Noch vor kurzem hat er beinahe einen Mord begangen, und wenn er es für zweckmäßig hält, jagt er Ihnen so unbefangen eine Kugel durch den Leib, als er Sie ansieht.«
    »Ich habe den Fall gelesen, in dem Sie mit ihm zu thun hatten. Die Sache unterlag wohl keinem Zweifel –«
    »Zweifel?!« rief Prickett zornig. »Doch einerlei,« fügte er gelassen hinzu; »die Karten sind frisch gemischt – ein neues Spiel beginnt, und wir wollen sehen, wer gewinnt. Wenn Sie Lust haben, White, so können Sie sich gleich an die Aufgabe machen. Sie sind doch in London bekannt? Gut. Wenn Sie an Chancery Lane vorbei Holborn hinuntergehen,so kommen Sie auf der linken Seite an Stamford Castle, ein konzessioniertes Haus. Gates Laden – ein Werkzeugladen – mit einem Schild, liegt gegenüber. Dort werden Sie einen Burschen finden mit rötlichem Schnurrbart und weißem Hut. ›Speck‹ sagen Sie, ›Bohnen‹ antwortete er: Sie fragen ›Französisch?‹ Er sagt: ›Vollkommen‹ und dann weiß er, daß er gehen soll, und Sie wissen, daß Sie ihn ablösen. Noch einen Augenblick. Ich habe drei Bilder in ganzer Figur von Herrn Reuben – von vorne, von hinten und von der Seite. Sie werden ihn wieder erkennen, nicht wahr?«
    »Ihn erkennen? Ueberall. Wo finde ich Sie, falls ich etwas entdecke?«
    »Telegraphieren Sie in den Yard. Und nun eilen Sie – man weiß nicht, wie bald er sich aufmacht. Je dichter Sie ihm auf den Fersen bleiben können, je besser ist es. Wenn es nach meinem Willen gehen könnte, dürfte er keinen Atemzug unbeachtet thun, aber Sie müssen aufpassen, daß Sie die Sache nicht übermachen, denn bei dem Schatten eines Verdachtes stellt er

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