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Ein gefährliches Werkzeug

Titel: Ein gefährliches Werkzeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Christie Murray
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Reuben Gale aber entschließt, mit den Dieben gemeinschaftliche Sache zu machen, so weiß er auch, was mitdem gestohlenen Gut zu thun ist. Er wird die Hälfte Anteil verlangen, die Steine schneiden lassen und beinahe ohne Schwierigkeiten auf den Markt bringen. Wenn Sie mich beauftragen, ihn zu erkaufen, ehe er sich an die andern machen kann, dann erhalten Sie vielleicht Ihr Eigentum zurück – lassen Sie ihm aber Zeit, so ist alles verloren.«
    »Woher wissen Sie,« fragte Wyncott seinen Platz am Fenster verlassend, »daß dies das Werkzeug ist?«
    »Es entspricht den Spuren an dem Schränkchen.«
    »Haben Sie es versucht?«
    »Nein, das hatte ich nicht nötig; aber wir wollen es sogleich versuchen, wenn es Ihnen recht ist.«
    Die beiden verließen das Zimmer und gingen hinauf. Während ihrer Abwesenheit sagte Elphinstone zu Janet: »An Ihrer Stelle, liebes Kind, würde ich alles in die Hände der Obrigkeit legen. Ich habe eine hohe Meinung von diesem Detectiv bekommen.«
    »Offenbar dürfen wir nicht mehr an den betrübten Vater glauben,« erwiderte Janet mit kläglichem Lachen.
    »Ich denke, wir können es Prickett überlassen, die Thränen dieses ›Vaters‹ zu trocknen; er wird ihm gewiß die Augen auswischen, wenn er Gelegenheit dazu hat.« Dieses Witzchen entsprach so gar nicht dem gewöhnlichen Wesen des Doktors. Er schien sich aber gerade um der Seltenheit willen selbst am meisten darüber zu freuen.
    »Prickett hat recht,« rief Wyncott noch vor der Thür; »es ist unzweifelhaft das Werkzeug, mit dem der Einbruch ausgeführt worden ist.« In lebhafter, beinahe aufgeregter Weise sprach er fort: »Der Mann, der dies Werkzeug angefertigt hat, ist ein Klient von mir, den ich erst vor wenigen Tagen aus einer sehr gefährlichen Lage errettet habe. Er war sehr dankbar, und ich genoß das seltene Vergnügen, nach seiner Freisprechung mit ihm zu Nacht zu essen.«
    »Wyncott!« klang es in äußerstem Erstaunen von den Lippen der alten Dame.
    »Wahrhaftig, Tantchen, er kam in den ›Hahnen‹, setzte sich an den gleichen Tisch mit mir und wollte mir fünfzigPfund geben für meine erfolgreiche Verteidigung. Ich glaube, einigen Einfluß auf ihn ausüben zu können und mochte daher vorschlagen, daß Prickelt und ich zu ihm gehen und versuchen, was aus ihm herauszulocken ist.«
    »Das hat einiges für sich,« sagte Prickelt nachdenklich. »Es kann sein, daß hinter Reuben Gate noch andere stehen, mit denen zu verhandeln wäre, und wenn dies der Fall ist, so trauen sie sich nicht in meine Nähe.«
    »Wenn Fräulein Pharr Prickett und mich beauftragen wollte, mit diesem Gate zu verhandeln,« sagte Esden lebhaft und heiter, »so könnten wir vielleicht die Steine retten. Es wäre die größte Schwäche, das Geld den wirklichen Thätern zu bezahlen.«
    »Sie haben carte blanche , Herr Esden,« rief Janet, »aber bitte, thun Sie alles, was Sie können, um eine Verfolgung zu verhindern.«
    »Haben Sie gehört, Prickett?« sagte Wyncott. »Wir wollen mit dem nächsten Zug zusammen nach London fahren und sehen, was wir thun können.«
    Es stellte sich heraus, daß vor einer Stunde kein Zug ging, und in der Zwischenzeit schien sich Esden in Unruhe zu verzehren. Er bestand darauf, sich von Prickett die Stelle zeigen zu lassen, wo er das Werkzeug gefunden hatte, und packte nachher – noch fast eine Stunde vor der Zeit – hastig seine Reisetasche und kam dann die Treppe herabgestürmt, als gälte es, keinen Augenblick zu versäumen.
    »Sie gehen ja in dieser Angelegenheit los wie ein Bluthund, Wyncott,« sagte der Doktor. »Ich habe Sie heute nacht wohl gesehen, mein Junge.«
    »Mich gesehen?« fragte Esden, sich rasch nach ihm umwendend. »Wo haben Sie mich gesehen?«
    »Auf mein Wort, Janet,« lachte Elphinstone, »er schämt sich seines berufsmäßigen Instinkts. Ich habe ihn heute nacht im Mondenschein über eine Stunde hin und her laufen sehen wie ein Hund, der eine verlorene Fährte wieder aufzuspüren sucht.«
    »Ich bitte um Vergebung, Herr Doktor,« unterbrach ihn Prickett, »aber wie steht's mit dem Frauenzimmer?«»Es ist vorderhand nichts mit ihr anzufangen,« erwiderte der Arzt. »Ein recht merkwürdiger Fall! Sie thut nichts als weinen, und wir können sie nicht dazu bringen, Nahrung zu sich zu nehmen.«
    »Sie hält sich für verdächtigt,« sagte die Erbin, »und ist in Verzweiflung darüber, daß sie sich nicht erklären kann.«
    »So wird's wohl sein, gnädiges Fräulein,« erwiderte Prickett mit

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