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Ein Gesicht in der Menge

Ein Gesicht in der Menge

Titel: Ein Gesicht in der Menge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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nach, und er fiel wieder in seinen Sessel. Das Polster quietschte müde. Er holte tief Luft, stieß den Atem aus und fühlte sich dann etwas kräftiger. Diesmal kam er hoch und schleppte sich in die Küche. Er holte den Teppichreiniger unter der Spüle hervor und las die Gebrauchsanweisung. Ellie hätte das nicht nötig gehabt. Sie hätte bloß eine halb verärgerte, halb belustigte Bemerkung gemacht (
Aus einem Esel kann man kein Rennpferd machen
war ihr Lieblingsspruch) und sich dann um die Schweinerei gekümmert.
    «Das war nicht Lennie Wheeler», sagte er dem leeren Wohnzimmer, als er zurückkam. «Völlig ausgeschlossen.»
    Die Ente war verschwunden, ersetzt durch einen Mann und seine Frau, die auf einer Terrasse knutschten. Schon bald würden sie nach oben gehen und mit Hilfe von Viagra miteinander schlafen, weil man heutzutage weiß, wie man Probleme bewältigt. Evers, der ebenfalls wusste, wie man Probleme bewältigte (schließlich hatte er die Gebrauchsanweisung auf der Dose gelesen), ließ sich auf die Knie nieder, räumte sein triefendes Abendessen Stück für Stück wieder auf das Tablett und sprühte dann eine kleine Wolke Resolve auf die Überreste, wohl wissend, dass wahrscheinlich ein Fleck zurückbleiben würde.
    «Lennie Wheeler ist so tot wie Jacob Marley. Ich war auf seiner Beerdigung.»
    Das stimmte, und obwohl er ein angemessen ernstes, bekümmertes Gesicht gemacht hatte, hatte er das Ganze genossen. Lachen mochte die beste Medizin sein, aber Dean Evers war davon überzeugt, dass seine Feinde überleben die beste Rache war.
    Evers und Wheeler hatten sich beim Wirtschaftsstudium kennengelernt und, nachdem Wheeler «ein klaffendes Loch von der Größe des Sumner-Tunnels» im Markt von New England entdeckt hatte, mit geringen finanziellen Mitteln die Mietwagenfirma Speedy Truck gegründet. Anfangs hatte sich Evers nicht an Wheelers arrogantem Auftreten gestört, das perfekt von einem Schild an seiner Bürowand zusammengefasst wurde: WENN ICH MEINE MEINUNG HÖREN WILL , FRAGE ICH SIE DANACH . Damals, als Evers seinen eigenen Weg noch nicht gefunden hatte, hatte er diese Art Attitüde gebraucht. Wheeler, so dachte er manchmal, war sein Rückgrat gewesen. Doch junge Männer werden erwachsen und entwickeln ihre eigenen Ideen.
    Nach zwanzig Jahren war Speedy die größte unabhängige LKW -Vermietung in New England, eine der wenigen, die weder mit dem organisierten Verbrechen noch mit der Steuerbehörde Probleme hatten. Das war der Moment, als Leonard Wheeler – nie Lennie, außer wenn Evers und seine Frau wohlbehalten im Bett lagen und kicherten wie zwei Kinder – beschloss, dass es Zeit war, landesweit zu expandieren. Jetzt stellte sich Evers auf die Hinterbeine und erhob Einspruch. Nicht behutsam, wie bei früheren Meinungsverschiedenheiten, sondern in entschiedenem Ton. Sogar lauthals. Zweifellos hatten alle im Büro sie gehört, trotz der geschlossenen Tür.
    Während er darauf wartete, dass das Resolve einzog, wurde das Spiel wieder gezeigt. Hellickson warf immer noch für die Rays, und er war gut. Wenn auch nicht so gut wie Hernandez, und an jedem anderen Abend hätte Evers ihm ein paar unterstützende Gedanken geschickt. Aber nicht heute. Heute hockte er vor seinem Sessel auf den Fersen, die knochigen Knie zu beiden Seiten des Flecks, den er entfernen wollte, und starrte auf die Tribüne hinter der Home Plate.
    Da war Wheeler, immer noch auf demselben Platz, mit der einen Hand führte er ein Bier zum Mund, und in der anderen hielt er ein Handy. Schon der Anblick des Handys löste bei Evers Empörung aus. Nicht weil in Baseballstadien Handys genau wie das Rauchen verboten sein sollten, sondern weil Wheeler, lange bevor diese Dinger allgemein in Gebrauch kamen, an einem Herzinfarkt gestorben war. Er hatte kein Recht darauf!
    «Oh-ooh, das ist aber ein laaaanger Ball!», brüllte DeWayne Staats. «Justin Smoak hat es aaalllen gezeigt!»
    Die Kamera folgte dem Ball zu den fast leeren Rängen und verweilte, um zu beobachten, wie sich zwei Jungen darum stritten. Einer blieb siegreich, winkte damit in die Kamera und schob auf ungemein obszöne Weise das Becken vor und zurück.
    «Fick dich!», rief Evers. «Du bist im Fernsehen, na und?»
    Solche Ausdrücke benutzte er eigentlich nie, aber hatte er bei dem Streit über die Expansion nicht dasselbe zu seinem Partner gesagt? Ja. Und es war nicht bloß
Fick dich
gewesen, sondern
Fick dich, Lennie
.
    «Und was ich getan hab, hast du verdient.» Bestürzt

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