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Ein Gespenst auf Schatzjagd - Sherlock von Schlotterfels ; 1

Ein Gespenst auf Schatzjagd - Sherlock von Schlotterfels ; 1

Titel: Ein Gespenst auf Schatzjagd - Sherlock von Schlotterfels ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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seufzte der Freiherr theatralisch und schritt auf eine Sitzgruppe vor dem Kamin zu. Er nahm auf einem der Sessel Platz und deutete einladend auf das Möbel neben sich. „Die Chaiselongue ist ausgesprochen kommod.“
    „Die Schäse-was?“, fragte Paula.
    „Er meint das Sofa“, erläuterte Max.
    Die Kinder huschten hinüber und setzten sich.
    Währenddessen bettete Sherlock Lilly auf seinem Schoß und überprüfte mit geübten Handgriffen den Sitz seiner Perücke.
    „Nun denn“, begann Sherlock Freiherr von Schlotterfels seine Geschichte. „Es ist wohl das Beste, meine Erzählung mit dem Anfang – sprich mit meiner Geburt – beginnen zu lassen.“
    Die Geschwister nickten stumm. Irgendwo im Schloss schlug eine Uhr halb zwei.
    „Ich erblickte das Antlitz dieser Welt im Jahre 1650. Zwei Jahre später schenkte meine Mutter meiner Schwester Theresia das Leben. Gemeinsam verbrachten wir eine formidable Kindheit. Wir piesackten unsere Magister, die ihrerseits versuchten uns mit Französisch und Latein zu quälen. Theresia hatte immer die besten Einfälle. Ihr saß eben der Schalk im Nacken.“
    Bei der Erinnerung an die Streiche seiner Schwester huschte dem Gespenst ein Lächeln über das Gesicht. „Zu Pferde erkundeten wir unsere Ländereien. Im Park und auch im Schloss spielten wir Verstecken. Im Teich angelten wir heimlich nach Großvaters Goldfischen. Und wenn unsere Amme uns zu Bett schicken wollte, eilten wir geschwind durch die Geheimgänge davon.“
    „Geheimgänge?“, rief Paula begeistert. „Max, hast du das gehört? Hier gibt es Geheimgänge!“
    Max piff anerkennend. „Wie in meinen Büchern!“
    „Wir amüsierten uns aufs Vortrefflichste, solange wir uns nicht erwischen ließen“, erzählte Sherlock weiter. „Andernfalls hieß es für Theresia Stubenarrest und ich bekam die Rute zu spüren. Mindestens zehn Hiebe auf das nackte Gesäß. Sapperlot noch eins. Mich schmerzt heute noch der Allerwerteste, wenn ich daran denke.“
    Paula verzog mitfühlend das Gesicht. „Aua …“
    „Schrecklich“, flüsterte Max. „Da hab ich doch lieber Fernsehverbot!“
    „Sei es drum!“, sagte Freiherr von Schlotterfels und wedelte mit der Hand die Erinnerung an die Stockschläge beiseite. „Es gab ständig etwas zu feiern: Maskenbälle, Jagdgesellschaften, Geburtstage et cetera, et cetera pp. Selbstverständlich waren bei solchen Anlässen nur Mitglieder der vornehmsten Familien zugegen.“ Plötzlich verengten sich seine Augen zu Schlitzen.
    Paula stutzte. Irrte sie sich, oder war der ohnehin schon durchsichtige Freiherr plötzlich noch einen Hauch durchsichtiger geworden?
    Sherlocks Stimme bebte: „Ich hatte mich immer auf diese Feste gefreut. Bis zu jenem Tag.“ Das Gespenst verfiel in Schweigen und starrte gedankenverloren auf seine wippende Schuhspitze. Dann fuhr es leise fort: „An jenem Tage hatte mein Vater auch Roderich Herzog von Au geladen.“ Paula und Max mussten sich vorbeugen, um die Worte des Freiherrn von Schlotterfels besser verstehen zu können. „Es wurde viel Aufhebens um den edlen Gast gemacht. Theresia und ich fanden diesen eitlen Gimpel eigentlich bloß amüsant. Er war alt und machte bei jedem Wort so ein widerliches Geräusch mit der Nase. Den Schweinen im Stall hätte er Konkurrenz machen können mit seinem Gegrunze. Unsere Eltern hingegen waren ganz entzückt von ihm. Vor allem sein gesellschaftlicher Stand hatte es ihnen angetan. Bald machte der Herzog meinem Vater seine Aufwartung und hielt um die Hand meiner Schwester Theresia an.“

    Das Gespenst setzte Lilly auf den Boden und erhob sich. Unruhig begann es, vor dem Kamin hin und her zu schweben.
    „Theresia verabscheute den Herzog zutiefst. Dieser Mensch war ein fürchterliches Scheusal. Er hatte kein Herz. Weder für Tiere noch für Menschen. Seinen Hund hat er ständig geprügelt. Seine Pferde hat er zuschanden geritten und Kinder durften seinem Schloss nicht zu nahe kommen. Theresia war ihm gleichgültig. Er wollte sich nur mit ihrer Schönheit schmücken.“ Plötzlich hielt Sherlock inne und schaute Paula und Max durchdringend an. „In der Galerie hängt ein Porträt meiner Schwester. Sicher konntet ihr euch schon selbst davon überzeugen, wie schön sie war!“
    Paula legte die Stirn in Falten. Ja, da gab es das Ölgemälde einer jungen Frau, überlegte sie, aber schön war die nicht! Weil sie Sherlock aber nicht kränken wollte, behielt sie das lieber für sich und schloss sich Max’ Kopfnicken

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