Ein Gespenst auf Schatzjagd - Sherlock von Schlotterfels ; 1
dass ihr Urahn der Halunke war! Da wäre doch eigentlich eine Entschuldigung fällig.“
„Wie bitte?“, fragte Nepomuk von Au verwirrt.
Schnell schob Max seine Schwester zur Seite.
„Jetzt wissen wir, dass Theresia von Schlotterfels unschuldig war. So, wie es aussieht, hatte ihr Urahn den Stein die ganze Zeit in seinem Besitz“, setzte Max ganz vorsichtig hinzu.
Herzog von Au zog scharf die Luft ein. „Ja, es sieht in der Tat ganz so aus, als hätten wir ein schwarzes Schaf in meiner Familie entdeckt. Äußerst unrühmlich!“
„Also ist die Familie von Schlotterfels durch eine falsche Behauptung ihres Urahns in Verruf geraten“, sagte Max.
Nepomuk von Au nickte betrübt. „Ja. Und das tut mir auch furchtbar leid.“
Mit verschränkten Armen baute sich Sherlock vor dem Herzog auf und schnitt ihm eine Grimasse.
„Irgendwie ist es uns wichtig, dass diese Geschichte bekannt wird“, sagte Paula. „Darum wäre es supernett von Ihnen, wenn Sie öffentlich erklären würden, dass Roderich von Au die Unwahrheit gesagt hat.“
„Und außerdem wäre es gegenüber der Familie von Schlotterfels nur gerecht“, fügte Max hinzu.
Der Herzog legte seine Stirn in Falten. „Wozu soll das denn gut sein? Soweit ich weiß, gibt es keinen von Schlotterfels mehr.“
„Wenn du weiter so palaverst, gibt es auch gleich keinen von Au mehr!“, raunte Sherlock böse, doch leise genug, dass der Herzog ihn nicht hören konnte.
Herzog von Au überlegte einen Moment. „Ja, ihr habt natürlich Recht. Ich werde die Sache umgehend klarstellen. Mein Ehrenwort.“
„Danke“, sagte Paula und zwinkerte Sherlock zu.
Das Gespenst strahlte wie ein frisch gebackener Pfannkuchen.
Am übernächsten Tag erschien tatsächlich ein Artikel in der Zeitung:
Das letzte Geheimnis des Roderich von Au
Der wertvolle Riesendiamant der herzoglichen Familie von Au ist nach über dreihundert Jahren wieder aufgetaucht.
Der legendäre Riesendiamant befand sich lange im Besitz der Familie von Au, bis er im siebzehnten Jahrhundert spurlos verschwand. Der damalige Herzog Roderich von Au beschuldigte seine Verlobte, Theresia von Schlotterfels, den Stein gestohlen zu haben und damit geflüchtet zu sein.
Gestern, über dreihundert Jahre später, erwies sich diese Anschuldigung als falsch.
Wie Nepomuk von Au gegenüber unserer Zeitung erklärte, hat sein Vorfahre aus gekränktem Stolz und Eitelkeit diese Lüge verbreitet, weil Theresia von Schlotterfels ihn nicht heiraten wollte. In Wahrheit hatte der Diamant sein spektakuläres Versteck in der Sternwarte des Herzogs nie verlassen. Mithilfe zweier Jungdetektive namens Max und Paula Kuckelkorn konnte der wertvolle Edelstein gestern sichergestellt werden. Nepomuk von Au möchte sich persönlich und in aller Form für das Fehlverhalten seines Vorfahren bei der Familie von Schlotterfels entschuldigen.
Paula ließ die Zeitung sinken, aus der sie gerade vorgelesen hatte.
Sherlock stieß einen zufriedenen Seufzer aus.
„Da hat das Froschmaul doch tatsächlich Wort gehalten. Meine Familienehre ist wiederhergestellt. Dann heißt es jetzt wohl Abschied nehmen!“
Er nahm Lilly auf den Schoß und blickte zwischen Max und Paula hin und her. „Euch gebührt mein tausendfacher Dank!“ Sherlock erhob sich. „Ich hasse lange Abschiede. Machen wir es also kurz. Gehabt euch wohl!“
Sherlock schloss die Augen und wartete.
Paula schniefte leise. Sherlock und Lilly waren ihr ans Herz gewachsen.
Max erhob sich vom Sofa und verursachte dabei einige Staubwölkchen. Tröstend legte er den Arm um Paulas Schultern.
„Lass das!“, knurrte sie und schüttelte seinen Arm ab.
Lautlos tippte Sherlock mit dem Fuß auf den Boden und blinzelte vorsichtig. War er schon erlöst worden und hatte nur nichts davon mitbekommen?
„Sapperlot noch eins!“, riss Sherlock die Kinder aus ihrer Trauer. „Wie lange soll ich denn noch warten? Wieso funktioniert das nicht?“
Paula und Max schauten auf.
„Das verstehe ich auch nicht“, murmelte Max. „Ihre Aufgabe ist doch erfüllt.“
Enttäuscht ließ sich das Gespenst aufs Bett plumpsen.
„Aber irgendetwas kann noch nicht richtig sein“, überlegte Paula laut. „Irgendetwas Wichtiges muss noch fehlen.“
Es war genau der Moment, in dem ihr Blick zufällig den Vitrinenschrank streifte und ihr ein Gedanke durch den Kopf schoss. „Was ist eigentlich in diesem Schrank, Freiherr von Schlotterfels?“
Sherlock machte eine unbestimmte Handbewegung. „Folianten.
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