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Ein glücklicher Tag im Jahr 2381

Ein glücklicher Tag im Jahr 2381

Titel: Ein glücklicher Tag im Jahr 2381 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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sich mit der Galaxis zu vereinen. Der Urbmon ist nicht das Universum, murmelt er. Jenseits dieser Wände liegt eine erschreckende Weite, die Gott ist. Laß dich von ihm aufnehmen und dich heilen. Verlange danach. Verlange. Verlange. Aber Siegmund verspürt kein Verlangen, keine Sehnsucht. Er fragt sich, ob ihm der Gottesmann nicht besser eine Droge gegeben hätte, einen Multiplexer oder so etwas, um es ihm leichter zu machen, sich dem Universum zu öffnen. Aber der Gottesmann weist das weit von sich. Man kann ohne chemische Unterstützung zu Gott gelangen. Du brauchst dich nur in die Betrachtung zu vertiefen. Meditiere. Blicke mit weitgeöffneten Augen hinaus in die Unendlichkeit. Suche nach der göttlichen Ordnung. Gott ist in uns und um uns. Verlange. Verlange. Verlange. »Ich spüre es noch immer nicht«, sagt Siegmund. »Mir ist, als wäre ich eingeschlossen in meinem eigenen Kopf.« Der Gottesmann redet mit einer Spur von Ungeduld weiter. Was stimmt denn mit dir nicht, scheint er sagen zu wollen. Warum kannst du es nicht? Es ist eine schöne religiöse Erfahrung. Aber sie nützt ihm nichts. Nach einer halben Stunde steht Siegmund auf, schüttelt resigniert den Kopf. Seine Augen schmerzen, so lange hat er die Sterne angestarrt. Er kann den mystischen Sprung nicht schaffen. Er autorisiert eine Überweisung auf das Konto des Gottesmannes, dankt ihm und verläßt die Kapelle. Vielleicht war Gott heute woanders.
    Der Trost des Beraters. Ein rein säkularer Therapeut, der sich weitgehend auf Anpassungen der Stoffwechselfunktionen verläßt. Siegmund zögert, zu ihm zu gehen; er hat diejenigen, die zu einem Berater gehen mußten, immer als irgendwie fehlerhaft betrachtet, und es schmerzt ihn, daß auch er jetzt zu dieser Gruppe gehört. Aber er muß seinen inneren Aufruhr überwinden. Und Mamelon besteht darauf. Der Berater, den er aufsucht, ist überraschend jung, vielleicht dreiunddreißig, mit einem schmalen, finsteren Gesicht und frostigen, unfreundlichen Augen. Er kennt die Art von Siegmunds Beschwerden, noch bevor er sie ihm beschrieben hat. »Und als du bei dieser Party in Louisville warst«, fragt er, »welche Wirkung hatte es da auf dich, als du erfahren mußtest, daß deine Idole nicht das waren, wofür du sie gehalten hast?«
    »Es hat mich leer gemacht«, sagt Siegmund. »Es hat mir meine Ideale, meine Werte, meine Leitbilder genommen. Zu sehen, daß sie sich aufführen wie geile Greise. Ich hatte mir nie vorgestellt, daß sie das könnten. Ich glaube, damit fing der ganze Ärger an.«
    »Nein«, sagt der Berater, »dadurch kam es nur an die Oberfläche. Es war schon vorher da. Tief in dir hat es darauf gewartet, eines Tages zum Vorschein zu kommen.«
    »Was muß ich tun, um damit fertig zu werden?«
    »Nichts. Du selbst kannst nichts tun. Du mußt zu einer Therapie überwiesen werden. Ich muß dich an die Ethikingenieure übergeben. Du hast eine Realitätsanpassung dringend nötig.«
    Er fürchtet sich davor, verändert zu werden. Sie werden ihn in einen Behälter stecken und ihn Tage oder Wochen darin treiben lassen, während sie sein Bewußtsein mit geheimnisvollen Substanzen umwölken, ihm Dinge zuflüstern, seinen schmerzenden Körper bearbeiten und sein Gehirn mit einem neuen Programm versehen. Und er wird gesund und stabil, aber völlig verändert wieder herauskommen. Eine neue Persönlichkeit. Mit der Seelenqual wird auch der alte Siegmund verschwinden. Er erinnert sich an Aurea Holson, die das Los zur Besiedlung des neuen Urbmon 158 bestimmte und die nicht gehen wollte, schließlich aber von den Ethikingenieuren davon überzeugt wurde, daß es gut und richtig war, den Urbmon zu verlassen, in dem sie aufgewachsen war. Und sie kam fügsam und zufrieden wieder aus der Kammer heraus, formbares Material anstelle einer widersetzlichen Neurotikerin. Das soll mir nicht passieren, denkt Siegmund.
    Es wäre auch das Ende seiner Karriere. Louisville will keine Männer, die ihre Krisen hatten. Sie werden einen mittleren Posten in Boston oder Seattle für ihn finden, eine weniger bedeutsame Verwaltungsaufgabe, und ihn dann vergessen. Ein einstmals vielversprechender junger Mann. Monroe Stevis erhält jede Woche einen vollständigen Bericht über seine Realitätsanpassung. Stevis wird es Shawke und Freehouse sagen. Habt ihr gehört, was mit dem armen Siegmund los ist? Zwei Wochen in der Kammer. Eine Art von Zusammenbruch. Traurig, ja. Sehr bedauerlich. War so vielversprechend, der Junge. Natürlich, wir werden

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