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Ein Gott der keiner war (German Edition)

Ein Gott der keiner war (German Edition)

Titel: Ein Gott der keiner war (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Gide , Arthur Koestler , Ignazio Silone
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einflußreichen Staatsmannes, der auf die Bitte von Y's Mutter die Führung der Brigade gebeten hatte, Y nicht in ein Gefecht zu schicken.
    Infolge einer Indiskretion erwähnte ich, als ich in Spanien war, Y gegenüber, daß sein Onkel dies getan habe. Y, der ein tapferer Kerl war, wurde wütend. Er desertierte von der Brigade und ließ sich wieder gefangennehmen, wobei er darum bat, man solle ihn zur Strafe ins Gefecht schicken. Diese Bitte war erfolgreich. Er kämpfte in der Schladit von Morata mit. Während der wenigen Tage, in denen er im Gefängnis war, wurde er mit mehreren anderen Häftlingen in einer sehr kleinen Zelle untergebracht. „Doch das war gar nichts", sagte er mir. „Andere Häftlinge kamen in unsere Zelle, die für sie ein freier, weit offener Raum war. Sie waren achtundvierzig Stunden hintereinander in Zellen eingeschlossen gewesen, die die Größe von Kleiderschränken hatten." Y war nicht besonders erschüttert über diese Verhältnisse, sie änderten auch nichts an seiner allgemeinen Einstellung der Republik gegenüber. Im ganzen gesehen betrachtete er seine Erlebnisse als ziemlich amüsant.
    Auf einer Versammlung der kleinen Gruppe kommunistischer Schriftsteller in London erzählte ich diese Geschichten aus einem Grunde, den ich mit folgenden Worten erklärte: „Natürlich verstehe ich, daß ihr keinen Grund habt, diese besonderen Begebenheiten zu glauben. Doch ich weiß genug, um zu wissen, daß sie charakteristisch sind. Deswegen werde ich, wenn ihr nicht glaubt, was ich für typisch halte, wissen, daß ihr in Unkenntnis über Tatsachen seid, die ihr nach meiner Meinung bestimmt wissen solltet. Für mich ist es von äußerster Wichtigkeit geworden, ob ihr sie wißt oder nicht, und ob ihr sie abstreitet oder nicht. Denn wenn ihr in Unkenntnis darüber seid oder sie sogar untereinander abstreitet, dann werde ich das Gefühl haben, daß die Zugehörigkeit zu einer Partei, deren Mitglieder keine Kenntnis von den Handlungen ihrer Partei haben, eine Verantwortung darstellt, die ich nicht länger auf mich nehme. Wenn ihr andererseits sie zugebt, und wenn ihr behaupten solltet, es sei notwendig, sie öffentlich abzuleugnen, dann werde ich das Gefühl haben, daß ihr ernsthaft seid und werde vielleicht euren Gesichtspunkt respektieren."
    Als ich fertiggesprochen hatte, stand ein Schriftsteller auf und sagte: Es ist typisch für die bourgeoise Mentalität des Genossen Spender, daß er diese Art von Geschichten erfindet." Dann sagte ein anderer: „Selbst wenn das, was der Genosse Spender sagt, nicht völlig erfunden ist, dann ist es charakteristisch, daß er die Aufmerksamkeit auf diese Begebenheiten lenkt, die ganz unbedeutend sind, nur um sich selber dagegen zu wehren, den wirklichen Ursachen ins Gesicht zu sehen." Ein Dritter, der mir wohlgesonnen war, sagte: „Sieh mal, Spender, du solltest doch daran denken, daß, da dein Freund Y selber in dem Gefängnis war, wo diese Dinge nach seiner Behauptung geschehen sein sollen, er zwangsläufig dazu neigen muß, eine verbitterte Haltung einzunehmen. Daher solltest du diesem Zeugnis keine Bedeutung beilegen."
    Es war zwecklos, zu sagen, daß Y nicht im geringsten verbittert war und daß dies mein Grund war, diese Geschichte aus der Reihe mehrerer anderer Geschichten herauszugreifen, die ich ebenfalls hätte zitieren können. Es würde auch nichts geholfen haben, zu sagen, daß entsprechend den soeben von uns gehörten Argumenten wir alle nichts von den sämtlichen Verbrechen des Faschismus wüßten, ob sie entweder im Hinblick auf die geschichtlichen Leistungen Hitlers ohne Bedeutung seien oder sonst nur auf den Bekundungen von Leuten beruhten, die, da sie selber geschlagen, schikaniert und gequält worden waren, verbitterte und voreingenommene Zeugen seien. Ich hatte herausgefunden, daß diese Leute sich nicht überlegten, daß sie in irgendeiner Weise verantwortlich für die Handlungen der Sache waren, die sie unterstützten.
    Ich fing an mich zu fragen, wieviel die Kommunisten eigentlich vom Kommunismus wußten. Ich frage mich immer noch. Andere Kommunisten sagen ihnen nicht: „Wir haben Sklavenlager in Rußland." Ganz im Gegenteil, wenn ein Mitkommunist dies auch nur andeutete, dann würde man ihm vorwerfen, daß er sich mit unwichtigen Kleinigkeiten beschäftige, wenn man ihm nicht vorwirft, ein Faschist zu sein. Zu welchem Zeitpunkt seiner Karriere kann ein Parteigenosse der Komintern oder Kominform Mr. Pollitt je beiseite genommen und ihm

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