Ein Grieche für alle Fälle (Jenseits des Olymps - Buch 1) (German Edition)
Die Hochsaison näherte sich, und die meisten Zimmer waren bereits gebucht, immer mehr Reservierungen kamen täglich herein. Eine Verzögerung der Eröffnung kam nicht in Frage, zumal sie die Einkünfte benötigte, um ihre nächste Hypothekenzahlung zu leisten.
Sophia seufzte und ließ sich auf die Couch in der Rezeption fallen, wodurch sie eine Staubwolke aufwirbelte. Hatte sie sich mit der Renovierung und der Pension zu viel aufgehalst? Sie hatte ja keine Erfahrung im Gastwesen. Aber ihr Heim aufzugeben kam auch nicht in Frage. Sie war hier zusammen mit ihrer Tante und ihrem Cousin nach dem Tode ihrer Eltern aufgewachsen, und es zu verkaufen würde ihr das Herz brechen.
Nachdem Eleni Michael aus dem Haus geworfen und ihm befohlen hatte, nie wieder zu kommen, hatten bis zu ihrem Tode nur noch sie beide hier gewohnt. Nein, sie würde das Haus so lange behalten wie sie konnte.
Sie teilte es lieber mit zahlenden Gästen, als es einem neuen Besitzer zu übergeben. Zumindest konnte sie in einem Teil des Hauses leben. Nachdem die Renovierungsarbeiten abgeschlossen waren, würde sie ein großes Studio auf einer Seite der zweiten Etage bewohnen. In der Zwischenzeit schlief sie in einem der zwei bereits renovierten Zimmer.
Sophia schloss die Augen für einen Moment und versuchte den Berg von Arbeit, der noch vor ihr lag, auszublenden. Wenn sie einen Vorsprung für morgen bekommen wollte, sollte sie wirklich etwas Papierkram erledigen. Sie erhob sich aus dem staubigen Sofa, als sie die alte Standuhr im Flur eins schlagen hörte. Es war spät. Vielleicht war Papierkram doch keine so gute Idee. Es war Zeit zu schlafen.
Nachdem sie sich schnell fürs Bett fertig gemacht hatte, schlüpfte sie unter die Laken. Das weiche Material streichelte ihre nackten Beine, entfachte die Empfindungen, die sie auf der Tanzfläche gespürt hatte, neu. Sie fragte sich, wie es wäre, wenn Trents Hände ihre nackte Haut berührten und ihre Beine erkundeten. Nur daran zu denken, machte sie nass. Sie atmete tief ein und erinnerte sich an seinen Duft. Er hatte nach Strand und Meer gerochen. So vertraut. Sie hatte das Meer schon immer geliebt. Immer wenn sie Probleme hatte, war sie zum Strand gelaufen, hatte ihre Füße von den Wellen umspülen lassen und in die Tiefe gestarrt.
Etwas da draußen hatte sie schon immer angezogen.
Als sie sich unter den Laken wandte, schmiegte sich der Stoff um ihren Körper wie die Wellen des Ozeans und wiegten sie in den Schlaf.
Ein kratzendes Geräusch erreichte Sophias Bewusstsein und zog sie aus ihren Träumen. Eingehüllt in Dunkelheit setzte sie sich im Bett auf. Die digitale Uhr auf ihrem Nachttisch zeigte drei Uhr siebzehn an. Sie hatte kaum zwei Stunden geschlafen.
Da war das Geräusch wieder. Da sie jetzt wach war, wusste sie, dass sie unmöglich wieder einschlafen konnte, solange sie dieses verflixte Geräusch nicht abgeschaltet hatte – falls sie herausfand, was es war.
Mit einem frustrierten Schnauben schwang sie ihre Beine aus dem Bett. Ohne sich die Mühe zu machen, ihre Hausschuhe zu suchen, ging sie barfuß durch ihr Zimmer und spähte in den Flur. Das Geräusch wurde lauter.
Sie drückte den Lichtschalter, aber nichts geschah. Er hatte funktioniert, bevor sie zu Bett gegangen war. Sophia verfluchte leise den Handwerker. Es wäre nicht das erste Mal, dass es einen Kurzschluss gab, weil der Handwerker sich nicht die Mühe gemacht hatte, den Sicherungskasten mit der ausreichenden Stromstärke aufzurüsten. Nun, das war dann wohl eine Rechnung, die sie nicht bezahlen würde, bis der Mann den Fehler behoben hatte. Zumindest konnte sie ihn damit ranhalten. Geld war immer ein Druckmittel.
Die Holzdiele fühlte sich grob unter ihren Füßen an, während sie sich dem Geräusch entgegentastete. Mondlicht schien durch eine der offenen Zimmertüren und half ihr, sich zurechtzufinden. Der Staub, der von ihren Bewegungen aufgewirbelt wurde, schien in dem trüben Licht zu tanzen. Sie fragte sich, ob sie wohl jemals den Schmutz wieder aus dem Haus herausbekommen konnte. Er schien in jede Ritze und in jedes Zimmer geraten zu sein.
Mit ihrem nächsten Schritt traf Sophia auf ein Hindernis und stieß sich ihre große Zehe an.
„Autsch! Verdammte Idioten!“ Ihre Flüche hallten durch das leere Haus. Das unheimliche Geräusch ließ sie in ihrem T-Shirt zittern. Sie hatte keine Pyjamahose angezogen, weil die Temperatur bei Mitte Dreißig Grad lag, und der Ventilator über ihrem Bett nicht funktionierte.
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