Ein Grieche im 7. Himmel
beschädigen?
Sie wünschte, sie hätte die Zeit, einen Test zur Altersbestimmung durchzuführen. Diese Sandalen waren besser als alle Repliken, die sie jemals gesehen hatte. Sie blickte auf die Uhr auf ihrem Schreibtisch. Oh Gott, nein! Zu viel Zeit war schon vergangen. Penny musste die Sandalen Hermes unbedingt wieder zurückbringen. Doch sie brauchte noch eine letzte Sache: Sie hatte noch keine Fotos gemacht, obwohl sie das als Erstes hätte tun sollen.
Penny rannte in ihr Vorzimmer, schnappte sich die Kamera und eilte zurück, aber bevor sie das erste Bild schießen konnte, öffnete sich die Tür. Ihr Kopf schnellte nach oben. Sie ärgerte sich über sich selbst, dass sie vergessen hatte, die Tür zwischen den Büros abzusperren. Sie erwartete, Hermes mit wutentbranntem Gesicht nun dort stehen zu sehen. Schuldgefühle kamen in ihr auf, und eine Entschuldigung lag ihr schon auf der Zunge, doch es war nicht Hermes, der hereinkam, sondern Kenton.
„Kenton? Was machst du hier?“, fragte sie, überrascht, ihn zu sehen. Er kam nie in ihr Büro. Er sprach ja sogar fast überhaupt nie mit ihr.
Seine Augen wanderten über ihr Kleid, was ihr bewusst machte, dass sie immer noch dasselbe Kleid trug, das sie auf der Party am Abend zuvor getragen hatte. Sie konnte sich nur vorstellen, welchen Eindruck sie damit erweckte.
Kenton sah sie an. „Ich habe dich vorhin vorbeilaufen sehen, und du hast etwas abgehetzt gewirkt. Das hat mich neugierig gemacht. Was ist denn los?“ Seine Augen schweiften weg von ihr und der Kamera in ihren Händen zu den Sandalen, die auf dem Tisch lagen.
„Ich äh . . . “
„Sind das etwa . . . ich traue meinen Augen nicht!“ Er drängte sich vor, um die Sandalen genauer zu betrachten.
Sie hatte keine Gelegenheit, sie vor seinem prüfenden Blick zu verbergen. Außerdem würde sie, wenn sie das tat, nur noch mehr Aufmerksamkeit darauf lenken. Sie musste es gleichgültig angehen lassen. „Unglaubliche Repliken, nicht wahr?“
„Ja.“ Er nahm eine Sandale in die Hand.
Schnell nahm sie ihm diese wieder ab.
„Wo hast du sie her?“
„Von einem Bekannten. Ich wollte nur ein paar Bilder machen, bevor ich sie ihm wieder zurückbringe.“ Sie sagte es so sachlich, dass sie sich nicht sicher war, ob sie ihn oder sich selbst damit überzeugen wollte.
„Natürlich“, sagte Kenton, unfähig seinen Blick abzuwenden.
Sie schoss so schnell sie konnte ein paar Fotos und packte die Schuhe dann in eine Tragetasche. „Also, was machst du hier an einem Sonntag?“, fragte sie, wobei sie versuchte, ungezwungen zu klingen.
„Nur ein paar Dinge, die ich noch erledigen musste.“ Er zeigte auf die Tragetasche. „Sie sehen wirklich echt aus. Wo hat sie dein Bekannter her?“
„Oh, aus einem Secondhandladen. Kannst du das glauben?“
Er starrte sie an, wobei sich seine Augen verengten. „Nein. Kann ich nicht.“
„Also, ich sollte mich wirklich wieder auf den Weg machen“, sagte sie, hing sich die Tragetasche über die Schulter und ging Richtung Tür. Als sie sich umdrehte, stand Kenton immer noch dort und starrte auf den Tisch, wo die Schuhe gelegen waren.
„Kenton?“
„Ja, ja. Komme schon.“ Er drehte sich um und folgte ihr zur Tür hinaus.
***
„Bist du sicher, dass du überall gesucht hast?“, fragte Sophia nochmals.
Hermes stieß ein frustriertes Grollen aus. „Ja, sie sind weder im Haus noch irgendwo auf dem Grundstück.“
Er, Eros, Triton und Sophia hatten sich wieder in der Privatwohnung im zweiten Stock versammelt, nachdem sie ausgeschwärmt waren und Haus und Garten von oben bis unten durchsucht hatten. Seine Sandalen waren nicht aufgetaucht. Aber der Verlust seiner Sandalen war nicht das Einzige, was Hermes durch den Kopf ging. Mit jeder Sekunde, die verstrich, wurde es offensichtlicher, dass Penny ihn überlistet hatte – ihn, den größten Gauner unter den Göttern wie auch den Sterblichen!
Wie konnte er nur so blind gewesen sein? Die Anzeichen waren alle vorhanden gewesen: Sie war Professorin für griechische Geschichte – er war ein griechischer Gott. Sie hatte bemerkt, dass er mit Triton altgriechisch gesprochen hatte, und sie hatte es verstanden. Sie hatte Interesse daran gezeigt, ob Sterbliche immer noch an griechische Götter glaubten; verdammt, sie wollte eine Abhandlung darüber schreiben. Er hatte ihr sowohl seinen als auch Tritons echten Namen gegeben. Als Professorin für griechische Geschichte musste sie wissen, dass dies Namen griechischer
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