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Ein Hauch Vanille (German Edition)

Ein Hauch Vanille (German Edition)

Titel: Ein Hauch Vanille (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Berg
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den
Kopf.               
„Wir sind sechzehn!“ erwiderte ich patzig und wandte den Blick von ihr ab. Mit
den Augen suchte ich Roberts Bestätigung, der mit Michi auf dem Arm zu kämpfen
hatte, der, seit er den Spielplatz entdeckt hatte, nun kaum noch zu bändigen
war. Immer wieder schob er Robert von sich weg. Als dies nicht fruchtete,
setzte er abermals seinen Ur-Schrei ein, doch Robert ließ ihn nicht los. 
„Nein du bleibst hier! Wir gehen jetzt ins Haus“, sagte er unwirsch.     
Michi, am Ende seines Repertoires angekommen, gab den Widerstand auf und fügte
sich schließlich.
    Die
braune alte Holztür öffnete sich nach einem Tropfen Öl lechzend und sofort
strömte mir ein muffig feuchter Geruch entgegen.   
Angewidert verzog ich das Gesicht. Hassfalten breiteten sich auf meiner Stirn
aus, während ich den rechten Arm schützend vor meine Nase hielt und langsam
einen Fuß vor den anderen setzte.          
„Hier riecht es wie in einem alten Koffer. Man kann das Alter des Hauses
förmlich riechen“, brummte ich hinter meinem Arm hervor und ging nur
widerwillig weiter, mir noch den Rest des Hauses ansehen zu müssen.   
Drinnenwar es überraschend kühl, obwohl draußen so ein herrlich
wolkenloser und heißer Sommertag war. Allerdings war der Flur erschreckend
düster, weil es keine Fenster gab, die natürliches Licht hätten hineinlassen
können.
    Ich
stupste Robert an und wies ihn auf die Hinterlassenschaften der Mäuse auf dem
Holzdielen Fußboden hin. Gut, dass ich keine Angst vor Mäusen und Spinnen
hatte, sonst hätte ich wahrlich keinen Fuß in diese Hütte gesetzt. Angeekelt
verzog er das Gesicht.        
„Igitt!“ Michi beugte sich zu mir hinüber und wechselte von Roberts, auf meinen
Arm. Doch weil er mir zu schwer wurde, ließ ich ihn zu Boden und nahm ihn an
die Hand. Gemeinsam gingen wir zur Treppe, die nach innen bereits ganz
abgetreten und mindestens das dritte Mal gestrichen war. Missmutig über unser
Erscheinen ächzte jede Stufe unter unserer Last und brachte uns dennoch wider
Erwarten unversehrt nach oben. Wo ich in jedem Zimmer, trotz meiner geringen
Größe von nur einem Meter und sechzig, ohne Probleme mit der Hand die
Zimmerdecken berühren konnte. Die Wände schmückten, falls überhaupt, vergilbte
Tapeten von anno dazumal, deren Vielschichtigkeit bereits erahnen ließ, wie oft
die Zimmer schon neu bezogen wurden.    
Doch vollends die Sprache verschlug es mir erst beim Toilettengang nach unten.
Als ich das einzige Badezimmer  des Hauses im Untergeschoß aufsuchte, das nicht
nur klein, sondern winzig war. Waschbecken. Aber wer sollte das schon wollen? Da
im Laufe der Jahre der Schimmel von der Decke zur Badewanne hinab gewandert war
und sich sein Schwarz sogar in den Fugen der Fliesen niederschlug, roch es auch
dementsprechend. Mein Harndrang war aber erst dann wie weggeflogen, als ich die
Haare unserer Vorgänger im und um das WC herum sichtete. Dicke, kurze Haare!
Ich schüttelte mich vor Ekel.   
Als ich Roberts Stimme vernahm, konnte ich mich endlich von diesem Anblick
lösen und ging geschockt wieder nach oben, wo Robert mich bereits sehnsüchtig
erwartete. Als er mich erblickte, bemerkte er sofort, dass etwas nicht in
Ordnung war.     
„Was ist denn los?“ fragte er und starrte mich entgeistert an.
„Das willst du gar nicht wissen“, erwiderte ich und schüttelte nur den Kopf. Und
schon hatte er es abgehakt und ging wieder zur Tagesordnung über.
„Kann ich das Zimmer hier haben, Lilly?“ Erwartungsvoll sah er mich an und
deutete auf den Raum gegenüber der Treppe zum Dachgeschoß.                
„Von mir aus“, nickte ich teilnahmslos. Welches Zimmer ich bekommen würde, war
mir völlig egal. Für mich sahen sowieso alle gleich aus. Eines so schrecklich
wie das andere. Jedes besaß alte, von Holzwürmern zerfressene, unebene
Holzdielenböden, bauchige Wände und verputzte Deckenbalken. Die seien
irgendwann verputzt worden, weil es modern war, erklärte uns Anne fachmännisch.
Als würde das Jemanden interessieren. Modern… Achtzehn Hundert Schnee
vielleicht. Hier war so gar nichts modern. Ich mochte keines der Zimmer, keines
hatte oder hätte mich begeistern können und so ging ich nur desinteressiert
durch die Räume. Ich war noch nicht wirklich angekommen und wollte mich nicht
in mein Schicksal fügen, dass dies hier nun mein neues zu Hause sein sollte.
Dafür hatten wir das pulsierende

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