Tokio
Die Originalausgabe erschien 2004 unter dem Titel »Tokyo« bei Bantam Press, London, a division of Transworld Publishers Ltd.
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Verlagsgruppe Random House
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Mochenwangen Papier.
1. Auflage Taschenbuchausgabe Januar 2007
Copyright © der Originalausgabe 2004 by Mo Hayder
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2005 by Wilhelm Goldmann Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH Umschlaggestaltung: Design Team München Umschlagmotiv: Ciaire Ward / TW Redaktion: Irmgard Perkounigg AB • Herstellung: Str. Druck und Bindung: GGP Media GmbH, Pößneck
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Printed in Germany
ISBN-10: 3-442-46320-3
ISBN-13: 978-3-442-46320-6
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Buch
Ein unaussprechliches Geheimnis treibt die englische Studentin Grey nach Tokio: Hier hofft sie, den Schlüssel zu einer Tragödie zu finden, die sie seit Jahren verfolgt. Ein Filmausschnitt, der Greuel taten japanischer Soldaten im chinesischen Nanking 1937 zeigt, soll die Lösung des Rätsels enthalten. Doch der Besitzer des Films, der chinesische Wissenschaftler Shi Chongming, weigert sich zunächst, ihr zu helfen. Um sich in der fremden Stadt über Wasser halten zu können, nimmt Grey einen Job als Hostess in einem ex klusiven Nachtclub an, wo sie die Bekanntschaft eines rätselhaften Mannes macht: Junzo Fuyuki, alt, krank und an den Rollstuhl gefesselt, ist trotz seiner Gebrechlichkeit einer der mächtigsten Männer in Tokios Unterwelt. Sein Leben und seine geheimnisvolle Aura verdankt Fuyuki einem schwer bewachten Elixier - einein Elixier, für das andere jeden Preis bezahlen würden. Auch Chongming, der Grey bittet, es für ihn zu beschaffen. Grey ahnt nicht, dass die Geschichte dieses Elixiers eng mit ihrer eigenen Tragödie verknüpft ist
- und dass sich die blutige Spur von den Ereignissen in Nanking bis in die Gegenwart zieht... Von Mo Hayder außerdem bei Goldmann lieferbar:
Der Vogelmann. Roman (45173)
Die Behandlung. Roman (45626)
Weitere Informationen zur Autorin und ihren Büchern unter www.mohayder.net
Mo Hayder
TOKIO
Roman
Aus dem Englischen von Ute Thiemann
GOLDMANN
Prolog
Nanking, China: 21. Dezember 1937
Jenen, die gegen den Aberglauben wettern und wüten, habe ich nur eins zu sagen: Warum? Warum erlaubt ihr euch solchen Hochmut und solche Eitelkeit, dass ihr sorglos die alte Tradition missachtet? Wenn ein Bauer euch erzählt, dass die erhabenen Gebirge des alten China von erzürnten Göttern zertrümmert wurden, dass vor Jahrtausenden das Himmelsgewölbe heruntergerissen und das Land aus dem Gleichgewicht gebracht wurde, warum glaubt ihr ihm dann nicht? Seid ihr so viel klüger als dieser Bauer? Seid ihr klüger als all die Generationen, von denen er abstammt?
Ich glaube ihm. Jetzt, endlich, glaube ich ihm. Ich schreibe dies mit zitternder Hand, doch ich tue es, ich glaube, was der Aberglaube uns sagt. Und warum? Weil es nichts anderes gibt, um die Wechselfälle dieses Lebens zu erklären, kein anderes Instrument, um dieses Unglück zu deuten. Also suche ich Trost im Volksglauben, und ich vertraue dem Bauern, wenn er mir erzählt, dass der Zorn der Götter dafür verantwortlich ist, dass das Land nach Osten hin abfällt. Ja, ich glaube ihm, wenn er mir sagt, dass alles, der Fluss, der Schlamm, die Städte, letztendlich im Meer versinken wird. Selbst Nanking. Eines Tages wird auch Nanking im Meer versinken. Die Reise dieser Stadt mag die langsamste sein, denn sie ist nun anders als andere Orte. Diese letzten Tage haben sie bis zur Unkenntlichkeit verändert, und wenn sie sich in Bewegung setzt, dann ganz langsam, denn sie ist durch ihre unbestatteten Bürger ans Land gekettet und durch die Geister, die sie bis an die Küste und zurück verfolgen werden.
Vielleicht sollte ich mich glücklich schätzen, dass ich erkenne, wie sie jetzt ist. Ich kann durch das hölzerne Gitter dieses winzigen Fensters spähen und sehen, was die Japaner von ihr übrig gelassen haben: ihre ausgebrannten Gebäude, die verlassenen Straßen, die Leichen, die sich in den Kanälen und Flüssen türmen. Dann blicke ich auf meine zitternden Hände und frage mich, warum ich überlebt habe. Das Blut ist inzwischen getrocknet. Wenn ich meine Hände reibe, blättert es
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