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Ein Hauch von Kirschblüten

Ein Hauch von Kirschblüten

Titel: Ein Hauch von Kirschblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Marcuse
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und
löste sein Sparbuch auf. Knapp fünftausend Euro mussten für den Trip genügen.
Er würde in Hostels und im Zelt übernachten, in den Garküchen essen und
vielleicht konnte er zwischendurch auf den Reisfeldern der Bauern arbeiten. In
einem Buchladen kaufte er sich zwei Reiseführer und einen Bildband. Sehr zum
Leidwesen der Friseurin blätterte er darin herum, während sie versuchte, ihm
die Haare zu schneiden. Immer wieder schimpfte sie, da er den Kopf zu weit
senkte. Jan grinste sie durch den Spiegel hindurch an. Nichts konnte die
Euphorie bändigen.
    Dann machte er sich auf den Weg,
seine restlichen Sachen zu holen.
    Es war seltsam, die Wohnung zu
betreten. Noch gestern war hier sein Zuhause gewesen. Jetzt fühlte sich alles
fremd an. Selbst zu seinem eigenen Zimmer fand er keinen Bezug mehr. Schnell
verstaute er seine Klamotten in zwei Taschen, ein paar Papiere in eine
Klappbox. Sein Reisepass war momentan das Wichtigste für ihn. Die Bücher, den
Computer und den Schreibtisch würde er morgen holen. Alles, was er nicht
brauchte, ließ er zurück. Es hatte etwas Befreiendes an sich. Der ganze
angesammelte Ballast fiel von ihm ab, wie der Schnickschnack, den er in die
Tonne warf. In der Leere seines Herzens hatte sich ein Gefühl von Freiheit
ausgebreitet.
    Einerseits war es erschreckend,
wie leicht er Florians Entscheidung akzeptierte, sich damit abfand.
Andererseits war das wohl auch der Beweis dafür, wie wenig er noch an der
Beziehung gehangen hatte. Im Grunde musste er Florian dankbar sein. Wer weiß,
wie viel Verachtung und Frust sich zwischen ihnen aufgebaut hätte? So konnten
sie sich vielleicht in die Augen sehen, sollten sie sich eines Tages über den
Weg laufen.
    Jan schrieb ein Paar Zeilen an
Florian, ohne Groll, ohne Vorwürfe. Er wünschte ihm alles Gute und dankte ihm
für die schöne Zeit, die sie miteinander gehabt hatten.
    Er ließ los!
     
    Katja die Nachricht zu überbringen
war furchtbar. In ihren Augen schimmerten Tränen.
    „Zwei Monate? Dann bist du ja an
deinem Geburtstag gar nicht hier?“
    „Ich komme zwei Tage später
zurück. Nicht traurig sein, Hase. Wir feiern ganz groß, sobald ich wieder da
bin. Ich bring dir was Schönes mit.“
    Auch dieses Versprechen brachte
ihre Tränen nicht zum versiegen. Sie kuschelte sich auf dem Sofa an ihn, als
würde er für immer verschwinden. Während er ihr in dem gekauften Bildband
erklärte, was er sich alles ansehen wollte, schnäuzte sie ein Taschentuch nach
dem anderen voll.
    „Du könntest deine
überschwängliche Freude ruhig ein bisschen besser verbergen. Ich hab ja
begriffen, dass du nicht bei mir wohnen willst. Dafür reist du sogar ans Ende
der Welt.“
    „Red keinen Unsinn.“ Jan lachte
und kitzelte ihre Leisten. „Ich weiß genau, dass du mir vor ein paar Jahren
gesagt hast – sollte ich dir noch einmal von dem Traum erzählen, kaufst du
persönlich das Ticket für mich, und zwar Oneway.“
    Katja hielt mitten in der
Bewegung inne. Auch ihr kreischendes Lachen verstummte. „Du hattest den Traum?
Willst du deshalb jetzt nach Japan?“
    Jan schloss sie in die Arme und
küsste ihr Haar. Sie lag mit dem Rücken gegen seine Brust gelehnt und
streichelte über seine Unterarme.
    „Ja, ich hatte wieder diesen seltsamen
Traum. Und jetzt fang nicht von Prophezeiungen und Vorahnungen an. Es ist
einfach eine günstige Gelegenheit. Die Reise lenkt mich von Florian ab, ich
habe das Geld übrig und die Zeit. Ich werde nie wieder zwei Monate am Stück
Urlaub bekommen, und bis zu meiner Rente will ich nicht warten. Du weißt, wie
lange ich mir diese Reise wünsche.“
    „Seit du diese blöde
Dokumentation über Geishas gesehen hast. Wie alt warst du da, zehn?“
    „Ich war zwölf, und die Geishas
wecken nun wirklich nicht mehr so sehr mein Interesse wie früher.“ Sie lachten
beide und Jan genoss ihre Reaktion aus vollem Herzen. Es war erstaunlich, dass
Katja es geschafft hatte, seine Homosexualität zu akzeptieren und ihre
Freundschaft daran nicht zerbrochen war.
    „Dann siehst du dir also lieber
einen Sumoringkampf an?“
    „Wenn sich die Gelegenheit
ergibt ... Ich befürchte allerdings, dass die Eintrittspreise mein Budget
übersteigen werden.“
    „Bäh!“, platzte es aus Katja
heraus. „Diese dicken Fleischberge will ich gar nicht sehen.“
    So alberten sie noch bis tief in
die Nacht. Katja schlief irgendwann in seinen Armen ein. Jan trug sie in ihr
Schlafzimmer. So klein und zierlich, wie sie war, wog sie fast nichts. Er

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