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Ein Hauch von Kirschblüten

Ein Hauch von Kirschblüten

Titel: Ein Hauch von Kirschblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Marcuse
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etwas anmaßend gegenübertrat. Das verunsicherte den von
sich eingenommenen Herrn Kaiser gewaltig. Jan hätte nicht gedacht, dass ihn
Toms Arroganz mal erfreuen könnte.
    Nach knapp zwei Stunden saßen sie
wieder im Auto.
    „Dir gefällt die Wohnung also?“
    „Das spielt keine Rolle, Tom. Ich
kann sie mir nicht leisten und ich werde mich von dir nicht aushalten lassen.“
    „Jetzt hör mir mal gut zu: Ich
habe mir in den letzten Jahren nie etwas gegönnt, immer nur gearbeitet. Vor
einem Monat dachte ich noch, das Geld sei ein guter Puffer, um die Agentur
langsam aufzubauen. Doch es wird kein langsam geben. Dieser Südafrikaauftrag
wird uns etablieren. Auch mit den kleineren, die wir bereits haben, kommen wir
über die Runden. Dieses Geld, was ich durch Demütigung erwirtschaftet habe,
möchte ich in unsere gemeinsame Zukunft investieren. Ich will gar nicht, dass
du etwas dazugibst. Wenn es zu deinem Seelenheil beiträgt, übernimm die
laufenden Kosten.“
    Es war unfair von Tom, seine
erduldete Nichtbeachtung seitens seines Vaters und die ständigen Schikanen in
die Waagschale zu werfen. Was konnte Jan dem entgegensetzen? Nichts!
    Die Veränderung, die Tom nach dem
Bruch mit seinem Vater durchlaufen hatte, war bemerkenswert. Er war viel ruhiger,
ausgeglichen, schlief manchmal sogar durch. Die Kopfschmerzen waren gänzlich
verschwunden. Er sprühte vor Lebensfreude und Enthusiasmus.
    Da Jan in seinen Gedanken
festhing und nicht antwortete, sah sich Tom wohl genötigt, einzulenken. „Ich
habe mich noch für ein zweites Objekt vormerken lassen. Sieh es dir wenigstens
an. Und solltest du partout nicht wollen, bleiben wir in deiner Wohnung und ich
miete ein Büro in der Stadt.“
    Jan nickte und sie fuhren zu dem
zweiten Haus. Es lag in Blankenese. Jan wäre am liebsten gar nicht
ausgestiegen. Ja, das Haus sah sehr einladend aus, hatte einen wundervollen,
parkähnlichen Garten, aber – es lag drei Straßen von der Familienvilla Richter
entfernt. Jan konnte nicht begreifen, warum Tom sich das antat. Dessen Anspannung
war deutlich zu spüren, und während sie zur Eingangstür gingen, bemerkte Jan,
dass Tom sich mehrfach umsah, als fühlte er sich verfolgt.
    Es dauerte eine halbe Stunde, bis
sie für einen Moment allein waren, da der Makler telefonieren musste.
    „Ich begreife nicht, was du hier
willst, Tom. Warum so nah?“
    „Es ist behindertengerecht und
wir müssten nichts umbauen. Die Lage ist repräsentativ. Die Büroräume werden
auch ein Aushängeschild für die Agentur sein.“
    Jan war einerseits gerührt, dass
Tom bei allem auch immer an Steffens Handicap dachte. Andererseits machte es
ihn wütend, dass ihm seine eigene Gesundheit wieder einmal nichts bedeutete.
Und die würde er hier aufs Spiel setzten. Toms nächste Reaktion zeigte das ganz
deutlich.
    Der Makler kam zurück. Das laute
Klicken der harten, energischen Schritte auf dem Natursteinboden ließ Tom
zusammenzucken.
    „Raus hier, sofort“, zischte Jan
Tom leise ins Ohr. „Du bist ja wahnsinnig.“
    Jan gebot dem Makler durch eine
Geste, auf Abstand zu gehen. Er brachte Tom in den Garten.
    „Ich habe keine Ahnung, was mit
mir los ist. Als ich letzte Woche hier war, hat mich die Nähe zu meinem Vater
völlig kalt gelassen.“
    „Das kann ich dir genau sagen: Es
liegt an der Mail von vorgestern. Du solltest da wirklich nicht hingehen.“
    „Ich muss das tun – für mich –
für uns.“
    Tom hatte vor zwei Tagen eine
E-Mail in seinem Postfach gefunden. Es war eine Einladung an den Vizechef der
VRC zum vierzigjährigen Firmenjubiläum. Fassungslos hatte Tom fast eine halbe
Stunde den Bildschirm angesehen. „Ich werde hingehen“, hatte er dann gesagt,
den Laptop ausgeschaltet und kein Wort mehr darüber verloren.
    Jan spürte, dass es auch jetzt
keinen Sinn machte, mit ihm zu diskutieren.
    „Kann ich dich einen Moment allein
lassen? Ich werde den Makler verabschieden.“
    Mehr als ein Nicken kam von Tom
nicht. Er ging mit kraftlosen Schritten zum Wagen.
    Ein paar Minuten später stieg Jan
auf der Fahrerseite ein. „Möchtest du noch mal ins Penthouse?“
    Toms Kopf schnellte zu ihm rum.
„Es gefällt dir doch?“
    „Ich weiß, ich werde es
irgendwann bereuen, dir immer deinen Willen zu lassen, aber ich kann dir
einfach nichts abschlagen. Ich begleiche die Nebenkosten und den Unterhalt.
Darüber lasse ich nicht mit mir diskutieren. Außerdem habe ich durchaus
registriert, dass sich die Praxis von Doktor Paulis im ersten Stock

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