Ein Hauch von Kirschblüten
ihm?
Der Zufall kam ihm zu Hilfe. Sie
bestellten beide ein Wasser und einen doppelten Espresso. Als der Kellner
verschwunden war, sagte Tom lächelnd: „Ich glaube, wir haben eine Menge
gemeinsamer Vorlieben.“
„Das kann gut möglich sein“,
entgegnete Daniel verhalten. Tom bildete sich ein, ein sanftes Vibrieren in der
Stimme zu hören. Daniel hatte eine Augenbraue hochgezogen. Tom kannte diese
Geste und wusste, dass er nervös war.
„Ich war geschockt, als mein
Vater mir sagte, dass er Sie entlassen hat, und aus welchen Gründen.“
Daniel sagte nichts, sah ihn
aufmerksam an.
„Es wundert mich, dass Sie ihn
nicht wegen Diskriminierung beim Arbeitsgericht angezeigt haben.“
„Glauben Sie wirklich, ich will
unter diesen Umständen zurück in die Company?“
„Nein, aber es wäre Ihr gutes
Recht.“
„Was wollen Sie wirklich, Herr
Richter?“
Der Kellner brachte ihre
Getränke. Das verschaffte Tom etwas Zeit. Er wollte so vieles sagen. Womit
sollte er beginnen? Ein vertrauensvolleres Verhältnis war ihm vorerst wichtig.
Auf der Basis würde es sich besser reden lassen.
„Um ehrlich zu sein, bin ich
ziemlich nervös. Auch mir fällt dieses Gespräch nicht leicht.“
„Sie haben doch darum gebeten?“
„Ja, habe ich. Mann, Sie könnten
es mir wirklich leichter machen.“
„Da ich nicht weiß, was Sie
wollen, wüsste ich nicht warum.“
Tom musste lachen und hätte fast
den Espresso verschüttet. Da war der typische Schalk in Daniels Stimme gewesen,
den er vermisst hatte. Sie grinsten sich an und das Eis war gebrochen.
„Zum einen, ich bin Tom. Was ich
zu sagen habe, geht mir auf dieser Basis leichter über die Lippen.“
Sie reichten sich die Hände.
Daniel hielt seine etwas länger fest. War da wirklich ein Streicheln mit dem Zeigefinger?
Nein, das würde er doch nicht ... Unangebrachterweise kribbelte Daniels
Wärme Toms Arm hinauf und beschleunigte seinen Atem. Als hätte er sich
verbrüht, ließ er los.
Nun zog Daniel beide Augenbrauen
hoch. „Ich glaube, es wird Zeit, dass du sagst, warum du mich hierher bestellt
hast, bevor noch unnötige Missverständnisse entstehen.“
„Du hast das schon richtig
erkannt.“ Tom holte tief Luft. „Mann, ist das schwierig.“
„Augen zu und durch. Irgendwann
musst du es sagen.“
„Müsste ich nicht. Du weißt es
doch schon.“
„Ich ahne es bereits seit einer
ganzen Weile, aber ich will es aus deinem Mund hören.“
Toms Herz raste. Seine Hände
waren von Angstschweiß feucht und er spürte seine Wangen glühen. Es gab kein
Zurück mehr. Jetzt oder nie. Jan, gib mir Kraft.
„Ich bin schwul.“
Ihn traf nicht der Blitz. Auch
das Herz blieb ihm nicht stehen. Zum ersten Mal in seinem Leben hatte er es
laut ausgesprochen.
„Na, war doch gar nicht so
schwer.“
„Doch, war es.“ Tom lächelte
erleichtert. Allerdings trugen Daniels funkelnde Augen nicht dazu bei, dass er
ruhiger wurde. „Und ich lebe in einer festen Beziehung.“
„Oh! Das ist schade.“
Tom spürte doch tatsächlich, dass
er rote Ohren bekam. Das wurde ja immer verrückter.
„Und warum bin ich dann hier?“
„Weil ich dir einen Job anbieten
will.“
„Ich bin ganz Ohr.“
Von da an war es leicht, Daniel
zu begeistern. Sie wussten, dass sie ein eingespieltes Team waren, gemeinsam
hervorragende Arbeit leisteten. Als Tom von Steffen Zankow sprach, war Daniel
nicht mehr zu bremsen.
Gestern hatten sie sich zum
ersten Mal zu dritt getroffen. Steffen hatte Zeter und Mordio geschrien, dass
er nicht nach Hamburg kommen würde, doch natürlich war er pünktlich gewesen.
Die letzte Hürde war genommen.
Daniel und Steffen mochten sich auf Anhieb. Sie hatten den gleichen beißenden
Humor. Tom hatte sich ein paar Mal gedacht, dass er zwei Geister gerufen hatte,
die er nicht mehr loskriegen würde. Und das wollte er auch nicht. Sie hatten
viel miteinander gelacht. Es würde ein schönes und vor allem entspanntes
Arbeiten werden.
Jetzt musste er seinen Vater
davon überzeugen, dass er die Bereiche ausgliederte. Anderenfalls würde Tom das
Unternehmen verlassen. Der Gedanke war noch immer unangenehm, jedoch nicht mehr
so furchteinflößend. In den letzten Tagen hatte er seine Finanzen geregelt und
überrascht festgestellt, dass er ein beachtliches Polster im Rücken hatte.
Sollte die neue Firma Anlaufschwierigkeiten haben, würden sie dennoch ein gutes
Jahr durchhalten. Geld für Räumlichkeiten und Gehälter waren vorhanden. Tom
würde nach wie vor der Chef sein,
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