Ein Herzschlag danach
seid ihr wirklich sehr gut.«
Seine Miene war schwer zu deuten. Hass, Verbitterung oder vielleicht nur Ungeduld? Schon sprach er weiter. »Unser Hauptziel ist Demos. Und seine Leute.«
»Warum? Warum gerade Demos? Du hast behauptet, dass die Einheit sich nicht für den Mörder meiner Mutter interessiert.«
»Das stimmt auch. Unser Auftrag lautet, ihn dingfest zu machen. Aber es geht um etwas ganz anderes.« Er redete schnell weiter. »Als Jack und ich in die Armee eintraten, hatten wir nur eins im Sinn: Wir wollten Gerechtigkeit für das, was deiner Mutter angetan worden war. Aber nach einer Weile wurde mehr daraus. Als wir begriffen, wozu Demos fähig war und was er plante, ging es nicht mehr um unseren privaten Rachefeldzug. Wir müssen ihn unschädlich machen, bevor er noch viel Schlimmeres anrichten kann.«
Ich schluckte. Was konnte schlimmer sein als Mord? »Was hat er vor? Hat es etwas damit zu tun, warum er meine Mutter tötete? Hat er deshalb auch den Senator umgebracht?«
Alex schaute mich überrascht an. »Du weißt über den Senator Bescheid?«
»Ja.« Ich ignorierte die Frage, die in seinem Blick lag. »Warum hat er sie getötet? Was plant Demos?«
Alex biss sich auf die Unterlippe und schüttelte langsam den Kopf, während er mich mit eigenartigem Gesichtsausdruck betrachtete. »Soll ich dir mal was verraten? Ich dachte, ich wüsste es. Aber jetzt weiß ich nicht mal mehr, ob das, was mir in der Einheit erzählt wurde, die Wahrheit ist oder eine einzige gigantische Lüge.«
Ich schaute ihn verblüfft an. Schließlich fand ich die Sprache wieder. »Was haben sie dir denn erzählt?«
»Lila, das wird dir total verrückt vorkommen.«
»Ja, sicher – wo doch mein ganzes Leben im Moment völlig normal ist«, sagte ich sarkastisch. »Versuch’s einfach mal.«
»Na gut. Die Einheit ist sozusagen mit Terrorismusbekämpfung beauftragt – aber mit einem gewissen Extra.«
»Terrorismus?«
»Ja.«
»Und? Was willst du damit sagen? Dass Demos ein Terrorist ist? Sorry, aber das kapiere ich nicht.«
»Die Spezialeinheit wurde zum ersten Mal auf Demos aufmerksam, als er einen seiner Gefolgsleute auf einen Senator ansetzte, der mit nuklearen Abwehrwaffen zu tun hatte. Demos’ Mann war ein Telepath und sollte Informationen über das Atomwaffenprogramm beschaffen. Das geschah vor Jahren, als Bush junior noch Präsident war. Erinnerst du dich an die Gerüchte über ein neues Atomwaffenprogramm, die nach den Terroranschlägen vom 11. September aufkamen?«
Ich schaute ihn nur verständnislos an.
»Vielleicht warst du damals noch zu jung. Wie auch immer – an den Gerüchten war was dran. Es gab ein solches Projekt, aber es war so geheim, dass am Anfang nur ganz wenige Leute an der Projektentwicklung beteiligt waren. Ein kleines Team, das im Ministerium für innere Sicherheit arbeitete.«
»Und meine Mutter …?«
»Nein, in diesem frühen Stadium hatte deine Mutter noch nichts mit der Entwicklung des Atomwaffenprojekts zu tun. Aber die Gerüchte, dass man solche Waffen bauen wollte, verbreiteten sich damals in Washington und auch anderswo. Es ist schwierig, ein so großes Vorhaben lange geheim zu halten. Deine Mutter bekam im Jahr 2004 zum ersten Mal damit zu tun – sie wurde in ein Komitee einberufen, das sich mit der Lagerung der Waffen befasste.«
»Meine Mum? Aber ich verstehe trotzdem nicht …«
»Ab diesem Zeitpunkt werden unsere Informationen dünner. Irgendwie kam sie dahinter, was Demos plante. Dass er einen seiner Telepathen einsetzte, um an Informationen über die Lagerung der Atomwaffen heranzukommen.«
»Wozu braucht Demos Informationen über ein Atomwaffenlager?«
»Warum braucht überhaupt jemand Informationen über Atomwaffenlager? Um Kontrolle auszuüben und um Macht zu gewinnen. Wenn er Zugriff auf ein ganzes Atomwaffenlager besitzt, braucht er nur mit den Fingern zu schnippen und kann damit eine Katastrophe auslösen.«
»Das klingt, als wäre Demos total durchgeknallt. Warum will er so was tun?«
»Vielleicht geht es ihm auch um Geld, aber ganz bestimmt geht es ihm um Macht.«
»Aber niemand kann sich so einfach eine Atombombe unter den Arm klemmen und damit die Welt bedrohen. Worauf feuert man eine Atombombe?«
Ein Lächeln zuckte um seine Mundwinkel. Plötzlich wollte ich ihn einfach nur ansehen. Er lächelte mich an. Erst umarmte er mich, nun lächelte er mich sogar an. Vielleicht hasste er mich doch nicht. Vielleicht konnte ich ihn davon überzeugen, dass ich
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