Ein Idiot kennt keinen Schmerz: Der Star aus Jackass
meiner Mutter oder in der ständigen Abwesenheit meines Vaters zu suchen ist. Ich glaube vielmehr, dass es mir nach all den Umzügen, die wir hinter uns gebracht hatten, allmählich dämmerte, dass das Problem nicht mein Wohnort, die Schule, meine Lehrer oder meine Freunde oder auch meine Familie waren. Ich selbst war das Problem.
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Wahre Liebe, dein Name ist …
JVC VHS-C Camcorder
Ich hatte gerade die Hälfte des achten Schuljahrs hinter mir, da wurde Papa Präsident der Internationalen Abteilung des Nabisco-Markenkonzerns und wir zogen zurück nach London in ein fünfstöckiges Haus im vornehmeren Viertel St. John ’ s Wood, das an einer Straße direkt gegenüber dem Regent ’ s Park stand. Ich schrieb mich wieder an der American School in London ein, meine Schwester aber blieb lieber im Internat in Toronto, als kurz vor ihrem Abschluss wieder umzuziehen. Das hieß, dass ich mit Mama und Papa, der beruflich ständig unterwegs war, allein lebte. Damit kam eine deprimierende Familiendynamik in Gang: Das Haus wurde größer, während die Familie kleiner wurde.
Ich weiß, dass meine Eltern für mich taten, was sie konnten, doch da gibt es ein paar Entscheidungen, die sie getroffen haben, bei denen ich mich rückblickend frage: Was zum Teufel haben sie sich dabei eigentlich gedacht? Nehmen wir nur mal als Beispiel die Entscheidung, ihrem außer Kontrolle geratenen Teenager-Sohn zu erlauben, sich in der ausgedehnten Kellerwohnung jenes fünfstöckigen Hauses in London einzurichten.
Es war perfekt für mich: Das Souterrain war ursprünglich als Unterkunft für das Dienstpersonal hergerichtet worden, entsprechend gab es, abgesehen von einem großen Schlafzimmer und einem Bad, auch eine Küche, einen Waschraum und ein zweites Schlafzimmer, das in ein Spielzimmer mit Poolbillardtisch umgewandelt worden war. Ich hatte da unten meinen eigenen Telefonanschluss und auch eine separate Eingangstür, musste also den Rest der Familie nur dann sehen, wenn es mir passte. Einen Großteil der Zeit, die ich in meiner Kellerwohnung verbrachte, war Mama also drei Stockwerke über mir mit ihrer Trinkerei allein, während Papa auf Reisen war. Mein wichtigster Lebensgefährte in diesen unteren Gemächern war ein Hamster namens Doyle. Ich hatte Mama dazu gezwungen, ihn mir als Haustier zu kaufen. Mehrfach hatte sie meine Bitte nach einem Hamster schon abgelehnt, doch als sie mal wieder betrunken war, drückte ich ihr ihr Portemonnaie in die Hand, woraufhin sie mir schwankend das Geld für das Tier gab. Natürlich waren diese Wohnverhältnisse für mich ein Traum, doch jeder einigermaßen sensible Mensch hätte diese Konstellation schon von Weitem als todsicheres Rezept für einen Teenager-Untergang identifiziert.
Zunächst jedoch gewann ein wiedererstandenes Interesse am Skateboarden die Oberhand über mein jugendliches Delinquententum. Als ich nach eineinhalb Jahren in Toronto nach London zurückkam, stellte ich fest, dass all meine Freunde im Gegensatz zu mir das Skaten nicht aufgegeben hatten. Während ich kurz nach meiner Ankunft auf dem Pausenhof der Schule herumstand, beobachtete ich, wie ein Junge mit seinem Skateboard über einen Rucksack sprang. Das hat mich echt umgehauen. Es war das erste Mal, dass ich sah, wie jemand so einen Sprung – einen Ollie – machte. Und dieser Junge hatte ungefähr zur gleichen Zeit wie ich mit dem Skaten angefangen, es aber nie aufgegeben. Schlagartig begriff ich, dass ich es vermasselt hatte, weil ich damit aufgehört hatte. Ich musste mich also gehörig anstrengen, um die verlorene Zeit wieder aufzuholen. Als ersten Punkt setzte ich auf die Tagesordnung, mir selbst beizubringen, wie man einen Ollie hinbekommt.
Von nun an war ich ständig am Üben, oft in meiner Kellerwohnung, denn hier genoss ich den Luxus, mit meinem Skateboard rumknallen zu können, ohne jemanden im Haus damit zu stören. Es ist schwer zu beschreiben, aber irgendwie musste ich unbedingt diesen Sprung schaffen. Das war in etwa das gleiche Gefühl, wie ich es vier Monate zuvor verspürt hatte, als ich entschlossen war, Mötley Crüe zu treffen. Nur dauerte diese Sache erheblich länger. Ich fing mein Training mit einer zerdrückten Getränkedose an, die ich auf den Boden legte und mit dem Skateboard zu überspringen versuchte. Ich übte so lange, bis ich eine nicht zerquetschte Dose überspringen konnte, dann eine, die aufrecht stand, und schließlich schaffte ich, kurz bevor das neunte Schuljahr begann, einen Ollie über
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