Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein kalter Strom

Ein kalter Strom

Titel: Ein kalter Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
Vom Netzwerk:
Sonderkommandos, als sich über Petras disziplinloses Verhalten zu ärgern. Nach einem so guten Ergebnis konnte sie es sich auch leisten, nachsichtig zu sein, dachte Petra.
    Marijke war am nächsten Morgen gleich nach Köln geflogen. Sie und Petra hatten es im Lauf der chaotischen Nacht geschafft, eine knappe Stunde miteinander allein zu sein, aber sie waren beide von den Ereignissen so mitgenommen, dass sie zu nichts weiter als einer etwas wirren, zerstreuten Unterhaltung fähig waren. Petra hatte das schreckliche Gefühl, sie würden nie wieder zu ihrem früheren, lockeren Umgang zurückfinden, und bedauerte diesen Verlust schon jetzt.
    Still ging sie zum Wohnzimmer durch, wo Tony aufrecht auf dem Sofa saß. »Hi«, sagte sie.
    »Guter Tag gewesen heute?«
    Sie streifte ihre Lederjacke ab und warf sie auf einen Stuhl. »Harte Arbeit. Wir haben den ganzen Tag über Radeckis Handlanger festgenommen und versucht, genug Leute zu ihrer Vernehmung zu finden. Selbst nachdem allen der Urlaub gestrichen wurde, haben wir noch Mühe damit.«
    »Aber wenigstens hast du das Gefühl, dass ihr weiterkommt«, sagte er.
    »Oh ja, wir machen gute Fortschritte.«
    »Das ist mehr, als man von Marijke behaupten kann.«
    Petra sah ihn fragend an. »Hast du heute mit ihr gesprochen?«
    Er nickte. »Sie hat am Nachmittag angerufen. Sie muss morgen noch einmal nach Köln, und sie wollte wissen, ob sie über Berlin kommen könnte. Sie konnte dich im Büro oder auf deinem Handy nicht erreichen, also hat sie hier angerufen.«
    »Was hast du ihr gesagt?«
    Tony lächelte. »Ich habe ihr gesagt, sie sollte sich besser ein Hotelzimmer nehmen, da ich dich aus deinem Bett geschmissen hätte und nicht glaube, dass ihr beide euch die Couch teilen wolltet.«
    Petra stieg die Röte vom Hals hoch ins Gesicht. »Wann kommt sie denn hier an?«
    Tony sah auf die Uhr. »Sie wird jeden Moment hier reinspazieren.«
    Sie schaute ihn bestürzt an. »Oh Mist! Ich muss duschen, ich sehe ja schrecklich aus.«
    »Ich glaube, das wird ihr nichts ausmachen.«
    »Aber mir!« Petra steuerte auf das Badezimmer zu, aber bevor sie dort ankam, klingelte es schon. »Ach Mist«, wiederholte sie.
    »Zu spät!« Tony rutschte auf dem Sessel nach vorn und zuckte zusammen, als sich bei der Bewegung seine Rippen schmerzhaft meldeten. »Ich geh mal und lege mich hin.«
    »Nein, bleib hier«, befahl Petra und sah besorgt aus. Sie drückte auf den Türöffner und wischte sich den Mund mit dem Handrücken ab. »Ach Gott, bin ich nervös.« Sie schluckte heftig und ging, um die Wohnungstür zu öffnen. Dann lehnte sie an der Türöffnung und horchte auf die Schritte, die im Treppenhaus hallten.
    Plötzlich stand Marijke da und grinste von einem Ohr zum anderen. »Hallo«, sagte sie. »Macht es dir etwas aus?«
    Petra breitete die Arme aus und drückte sie an sich. »Ich bin so froh, dich zu sehen«, murmelte sie in ihr Haar.
    »Ich habe ein Zimmer gebucht, wie Tony sagte. Aber ich wollte vorher mit euch beiden sprechen«, sagte Marijke und löste sich von Petra, um ihr einen Kuss auf den Mundwinkel zu geben.
    »Mit uns beiden?«
    Marijke nickte. Petra nahm sie bei der Hand und führte sie hinein. Die drei begrüßten sich, und während Petra eine Flasche Wein öffnete, wurden Tonys Verwundungen bedauert. »Also«, sagte sie. »Worüber wolltest du mit uns beiden sprechen?«
    »Ich muss nach Köln fliegen, um zu besprechen, was wir mit Mann machen«, sagte Marijke. »Sie haben ihn jetzt vier Tage beobachtet, und er hat absolut nichts Verdächtiges getan. Sie haben mir mitgeteilt, dass der Rhein morgen wieder schiffbar sein und es schwierig sein wird, ihn zu überwachen, wenn die
Wilhelmina Rosen
unterwegs ist.«
    Petra lachte. »Damit meinen sie, dass es zu viel kosten wird. Mein Gott, ich hasse diese knickerigen, blöden Provinzler.«
    »Vielleicht haben sie auch Angst, dass sie ihn verlieren und er wieder einen Mord begehen und sie ins Feuer der Medienkritik geraten könnten«, erklärte Tony.
    »Ich glaube nicht, dass sie die Überwachung abbrechen wollen. Aber wir wissen jetzt, dass Rotterdam der nächste Anlegeplatz der
Wilhelmina Rosen
sein wird. Es muss Mann klar sein, dass er hier in Deutschland mit einer Großfahndung gesucht wird, aber bis jetzt haben wir es geschafft, dass niemand in den Medien ihn mit unserem Fall in Leiden in Verbindung gebracht hat. Deshalb wird er sich in Holland sicherer fühlen und wird eher dort töten.«
    »Du wirst also die Überwachung fortsetzen,

Weitere Kostenlose Bücher