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Ein kalter Tag im Paradies – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Ein kalter Tag im Paradies – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Ein kalter Tag im Paradies – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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gewesen.
    Der Wind verfolgte mich den ganzen Weg nach Hause, und selbst noch in der Hütte spürte ich, wie er durch die Ritzen blies. Ich löschte alle Lichter aus und kroch unter mein dickstes Deckbett. In der völligen Finsternis hörte ich, wie die Nacht mit mir flüsterte.
    Ich schlief. Ich weiß nicht wie lange. Dann ein Geräusch. Das Telefon.
    Es klingelte mehrmals, bis ich es erreichte. Als ich es aufnahm, hörte ich eine Stimme: »Alex.«
    »Hallo?«
    »Alex, ich bin es, Edwin.«
    »Edwin? Mein Gott, wie spät ist es denn?«
    »Ich weiß nicht«, sagte er. »Ich glaube, etwa zwei Uhr morgens.«
    »Zwei Uhr mor… um Gottes willen, Edwin, was ist los?«
    »Ja, ich hab hier ein kleines Problem, Alex.«
    »Was für ein Problem?«
    »Alex, ich weiß, daß es sehr spät ist, aber kannst du vielleicht hier rauskommen?«
    »Wohin? Zu deinem Haus?«
    »Nein, ich bin im Soo.«
    »Was? Vor zwei Stunden warst du doch noch nach an der Bar.«
    »Ja, ich weiß. Ich war auf dem Weg hierher.«
    »Edwin, was zum Teufel ist los?«
    Eine kleine Ewigkeit stand ich zitternd da, lauschte auf den Wind draußen und ein fernes Summen in der Telefonleitung.
    »Alex, bitte«, sagte er endlich. Seine Stimme versagte fast. »Bitte komm hierher. Ich glaube, er ist tot.«
    »Wer ist tot? Wovon sprichst du überhaupt?«
    »Ich glaube wirklich, daß er tot ist, Alex. Ich meine, das Blut …«
    »Edwin, wo bist du?«
    »Das Blut, Alex.« Ich konnte ihn kaum noch verstehen. »Ich habe noch nie so viel Blut gesehen.«

Kapitel 2
    Ich stand morgens um 2   Uhr   30 in einem billigen Motelzimmer gerade innerhalb der Stadtgrenzen vom Soo und blickte auf einen Mann hinunter, der in dieser Nacht gestorben war, einen Mann, der anscheinend jeden Tropfen Blut aus seinem Körper verloren hatte.
    Das Blut war überall. Leuchtend rot hob es sich vom weißen Boden des Bades ab; wo es in den Teppich gesickert war, war es dunkler, fast schwarz. Es war an den Wänden, in großen Flekken, groß genug, um von dort bis auf den Boden zu tropfen. Und auch der Mann selber war voller Blut … Er sah aus, als habe man ihn hineingetaucht, wie ein Osterei.
    Der Anblick des Blutes ließ die Angst zurückkommen. Ich weiß alles über Angst, woher sie kommt, warum ein Mensch sie empfindet. Aber das zu wissen, machte den Umgang mit der Angst nicht leichter. Ich fühlte, wie sie in mir aufstieg, aus dem Bauch zu einem Punkt hinter meinen Augen. Und ich konnte sie nicht aufhalten.
    »O mein Gott«, sagte ich, kaum flüsternd. »O mein Gott.«
    Es war ein großer Mann. Ich wußte nicht, ob ich ihn je zuvor gesehen hatte. So weit konnte ich gar nicht denken. Sein Hals klaffte von Ohr zu Ohr. Zusätzlich hatte man ihm ins Gesicht geschossen. Ob er zuerst erschossen worden war oder ob man ihm als erstes die Kehle durchschnitten hatte, konnte ich nicht sagen. Ich konnte nicht einmal den Versuch wagen, darüber nachzudenken. Später nahm ich an, daß er vermutlich zuerst erschossen worden ist und daß ihm die Kehle durchschnitten wurde, während er niederstürzte; aber in diesem Moment konnte ich an nichts denken als an den Anblick seines Blutes und was der mir antat.
    Die Tür zum Badezimmer, offen. Hose und Unterhemd, keine Schuhe. Die Augen noch offen. Ein Teil des Gesichts fehlte, unterhalb eines Auges. Im Zimmer alle Lichter an. Der Fernseher neben dem Bett an. Irgendein alter Film in Schwarz-weiß, ohne Ton. Beide Betten ungemacht, die Bettücher in einem Knäuel auf dem Boden. Das Blut erreicht gerade die Bettücher. Eine Ecke ist schon rot.
    Ich weiß nicht, wie lange ich dagestanden habe. Ich konnte mich nicht bewegen. Schließlich blickte ich auf und sah mich selbst im Spiegel. Faß nichts an. Verlasse den Raum. Faß nichts an. Raus hier, raus hier, auf der Stelle raus hier.
    Ich ging hinaus und schloß die Tür. Wie ich mich fühlte, war ich sicher, daß ich mich übergeben müßte, bis mir eine Böe des Novemberwinds direkt vom See ihre Klauen ins Gesicht schlug. Edwin stand zitternd unter einer billigen Leuchtröhre. In der fahlen Grausamkeit dieses Lichts wirkte er verletzlich und fehl am Platze.
    Er war noch immer so aufgedonnert, wie ich ihn in der Kneipe gesehen hatte. Jetzt mußte mir einfach auffallen, daß sein Schal auf den Ton genau blutrot war.
    »Ist er tot?«
    »Was?« sagte ich.
    »Ist er tot?«
    »Ist er tot? Hast du mich gerade gefragt, ob er tot ist?«
    Edwin zog sich den Mantel enger um den Leib. »O Gott«, sagte er.
    »Was ist passiert?«
    »Ich

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