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Ein Kapitän von 15 Jahren

Ein Kapitän von 15 Jahren

Titel: Ein Kapitän von 15 Jahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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dann sicher, daß das Wild nicht mehr fern ist.
    – Ist denn das möglich, fragte Jack, daß solche kleine Thiere so große ernähren können?
    – Ei, mein Söhnchen, antwortete Kapitän Hull, geben denn die Grieskörnchen, das Mehl, die Stärkekörnchen nicht etwa auch eine gute Suppe? Die Natur hat es eben so gemacht. Schwimmt ein Walfisch inmitten dieser röthlichen Wellen, so ist die Suppe für ihn aufgetragen, er braucht nur seinen ungeheuren Rachen zu öffnen. Myriaden von Crustaceen dringen sofort hinein; die zahllosen Barten des Fischbeins in der Rachenhöhle dieses Thieres spannen sich dann auf wie Fischernetze, so daß nichts mehr den Rückweg findet, und bald verschwindet die ganze Menge der Eindringlinge in dem weiten Magen des Walfisches, ganz ebenso wie die Suppe in dem deinigen.
    – Du mußt nämlich bedenken, lieber Jack, setzte Dick Sand hinzu, daß Madame Walfisch die Zeit nicht damit verschwendet, die Schalen jener Krustenthiere zu entfernen, wie Du, wenn Du z.B. Krabben ißt!
    – Dazu kommt für uns, fuhr Kapitän Hull fort, daß man sich dem gewaltigen Gourmand, gerade wenn er in dieser Weise beschäftigt ist, weit mehr nähern kann, ohne seine Aufmerksamkeit zu erregen. Das ist also der günstigste Augenblick, ihn mit Erfolg zu harpuniren.«
    In demselben Augenblicke erscholl, wie um des Kapitäns Worte zu bekräftigen, die Stimme eines Matrosen.
    »Ein Walfisch vor Backbord!« rief jener.
    Kapitän Hull hatte sich umgedreht.
    »Ein Walfisch!« wiederholte er und eilte, wie getrieben von seinem Fischerinstincte, nach dem Vordercastell des »Pilgrim«.
    Mrs. Weldon, Jack, Dick Sand und selbst der Vetter Benedict folgten ihm sofort nach.
    In der That verrieth in der Entfernung von etwa vier Seemeilen das Brodeln des Wassers, daß sich ein solches Seesäugethier in jenen rothen Wellen tummelte. Ein Walfischfänger konnte sich hierin nicht täuschen.
    Dennoch war die Entfernung jetzt noch allzu groß, um zu entscheiden, welcher Art von Säugethieren jenes Exemplar angehören möge, und es giebt bekanntlich sehr von einander abweichende Arten derselben.
    War dort nun jener eigentliche Walfisch, welchen die Fischer der nördlichen Meere mit Vorliebe suchen? Diese Cetaceen, denen die Rückenflosse fehlt, deren Haut aber eine dicke Specklage überdeckt, können wohl eine Länge von 25 Meter erreichen, obwohl sie im Mittel nur gegen 19 Meter messen; doch auch dann liefert ein solches Ungeheuer leicht bis hundert Tonnen Thran.
    Oder hatte man es hier mit einem »Hump-back« zu thun, der zu der Species der Balänopteren gehört – eine Bezeichnung, welche doch gewiß der Aufmerksamkeit des Entomologen werth gewesen wäre? Diese besitzen Rückenflossen von weißer Farbe und halb so lang wie ihr Körper, so daß sie fast Flügeln ähnlich sind – etwa so etwas wie ein fliegender Walfisch.
     

    Er gab Beweise seiner Geschicklichkeit. (S. 61.)
     
    Sollte es vielleicht aber, und das war das Wahrscheinlichste, ein »Schnabelfisch« sein, ein Säugethier, das allgemein unter dem Namen des »Jubart« bekannt ist, und dessen Länge der des eigentlichen Walfisches nicht selten gleichkommt?
     

    Ach, Du möchtest jenen Walfisch haben? (S. 67.)
     
    Diese Fragen vermochten vorläufig weder Kapitän Hull noch seine Leute zu beantworten, doch schauten sie Alle mit weit mehr Begierde als Bewunderung nach dem Thiere.
    Wenn es wahr ist, daß ein Uhrmacher sich nicht in einem Zimmer mit einer Uhr befinden kann ohne das unwiderstehliche Verlangen, dieselbe aufzuziehen, wie viel mehr muß einem Walfischfänger in Gegenwart einer Cetacee der gebieterische Wunsch kommen, sich derselben zu bemächtigen! Die Jäger auf Hochwild sollen ja, sagt man, auch leidenschaftlicher sein als die auf niederes Wild. Je größer ein Thier ist, desto mehr scheint es die Lüsternheit zu reizen. Was müssen also die Elefantenjäger und die Walfischfänger empfinden! Hier kam nun noch die Enttäuschung der Schiffsbesatzung des »Pilgrim« hinzu, mit einer unvollständigen Ladung zurückzukehren.
    Inzwischen bemühte sich Kapitän Hull, das Thier zu erkennen, welches ihm signalisirt worden war. In dieser Entfernung war es nur wenig sichtbar. Immerhin konnte ja das geübte Auge eines Walfischfängers über gewisse charakteristische Einzelheiten nicht lange im Unklaren bleiben.
    Zunächst erregte der Schaum-und Wasserstrahl, den der Walfisch durch die Luftlöcher auswarf, die Aufmerksamkeit des Kapitäns Hull, da dieser ihn am leichtesten

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