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Ein Kapitän von 15 Jahren

Ein Kapitän von 15 Jahren

Titel: Ein Kapitän von 15 Jahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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war der Jubart, wie man vorhergesehen, nach der Oberfläche des Meeres zurückgekehrt, um Athem zu schöpfen, wobei sich die in seiner Seite festsitzende Harpune zeigte. Er hielt einige Augenblicke an, als wolle er sein Junges erwarten, das bei diesem Schnelllaufe ihm nicht zu folgen vermocht hatte.
    Kapitän Hull ließ wiederum mit allen Kräften rudern, um jenen zu erreichen, und bald lag nur noch eine kleine Entfernung zwischen dem Thiere und dem Boote.
    Zwei Ruder wurden eingenommen und zwei Matrosen bewaffneten sich, gleichwie der Kapitän, mit langen Spießen, um das Thier zu verwunden.
    Howick versah getreulich seinen Posten und hielt sich bereit, die Jolle schnell zu wenden, im Fall der Walfisch auf diese zustürzen sollte.
    »Achtung! rief Kapitän Hull, stoßt nicht vergeblich zu! Zielt gut, Jungens! Alles fertig, Howick?
    – Alles, Herr, antwortete der Hochbootsmann, aber eins gefällt mir nicht, daß die Bestie, nachdem sie zuerst so rasch entfloh, jetzt so ruhig geworden ist.
    – Das kommt mir selbst verdächtig vor, Howick.
    – Seien wir also auf unserer Hut!
    – Ja wohl, aber vorwärts müssen wir!«
    Der Kapitän wurde nach und nach hitziger.
    Das Boot glitt noch näher heran. Der Jubart drehte sich nur langsam auf der Stelle. Der junge Walfisch war noch nicht nachgekommen; vielleicht suchte er ihn zu finden.
    Plötzlich machte er eine Bewegung mit dem Schweife, die ihn um dreißig Schritte entfernte.
    Schickte er sich noch einmal zu fliehen an und sollte diese endlose wilde Jagd über das Wasser zum zweiten Male beginnen?
    »Achtung! rief Kapitän Hull, der Walfisch holt zum Angriff aus und wird sich auf uns stürzen! Leg’ um, Howick, weich aus!«
    In der That hatte sich der Jubart so gewendet, daß er der Jolle gerade gegenüber stand. Dann peitschte er das Meer mit seinen gewaltigen Flossen und schoß pfeilschnell vorwärts. Der Hochbootsmann hatte diesen directen Angriff vorausgesehen und steuerte so geschickt, daß der Jubart an der Jolle vorüberflog, ohne diese jedoch zu berühren.
    Kapitän Hull und die beiden Matrosen brachten ihm mit den Lanzen drei kräftige Stiche bei, wobei sie möglichst lebenswichtige Organe desselben zu treffen suchten.
    Der Jubart hielt an, spritzte zwei Säulen mit blutgetränktem Wasser hoch empor und wendete sich auf’s Neue gegen das Boot, indem er wüthend halb aus dem Wasser heraussprang.
    Es gehörten wahrlich so geübte und beutegierige Fischer dazu, wie die Leute vom »Pilgrim« es waren, um hierbei den Kopf nicht zu verlieren.
    Howick wich auch diesem Angriffe kaltblütig aus und lenkte die Jolle rechtzeitig zur Seite.
    Noch einmal brachten die Anderen dem Jubart drei weitere Lanzenstiche bei. Im Vorüberschwimmen schlug er aber das Wasser so furchtbar mit dem riesigen Schweife, daß eine ungeheure Woge sich erhob, welche überstürzend die Jolle halb mit Wasser füllte.
    »Die Eimer! Die Eimer!« rief Kapitän Hull.
    Die beiden letzten Matrosen verließen die Ruder und beeilten sich, das Boot auszuschöpfen, während Kapitän Hull die jetzt offenbar überflüssig gewordene Leine kappte.
    Nein, das durch den Schmerz vor Wuth aufschäumende Thier dachte gar nicht daran, zu fliehen. Im Gegentheil, es wiederholte seine Angriffe, welche dem Boote gefährlich zu werden drohten.
    Zum dritten Male kehrte es zurück und stürmte gegen die Jolle an. Das vom Wasser noch immer zum Theil erfüllte Boot vermochte nicht mehr so schnell wie vorher auszuweichen – wie würde es dem drohenden Stoße nun entgehen können? Wenn es dem Steuer nicht mehr gehorchte, so konnte es natürlich noch weniger eilig entfliehen.
    Doch so schnell die Ruder es auch je hätten treiben können, der furchtbare Jubart hätte es allemal mit einigen Bewegungen eingeholt. Jetzt handelte es sich also nicht mehr darum, anzugreifen, sondern nur, sich zu vertheidigen.
    Kapitän Hull erkannte das recht gut.
    Schon der dritte Angriff konnte nicht mehr ordentlich parirt werden.
    Im Vorüberstreichen glitt die enorme Rückenflosse desselben über die Jolle hin, und das mit solcher Gewalt, daß Howick von seiner Bank gestürzt ward.
    In Folge der heftigen Bewegungen des Bootes verfehlten die drei Lanzen diesmal ihr Ziel.
    »Howick! Howick! rief Kapitän Hull, der selbst Mühe gehabt hatte, sich an seiner Stelle zu erhalten.
    – Hier!« antwortete der Hochbootsmann, sich erhebend.
    Da bemerkte er aber, daß sein Riemen beim Fallen mitten entzwei gebrochen war.
    »Ein anderes Ruder! befahl Kapitän

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