Ein Killer für Rockford
damit sagen, daß du keine Waffe bei dir hattest, als ich mit Jerry Grimes gegangen bin?«
»Nein, warum?«
»Und wenn er versucht hätte, mich zu vergewaltigen?« fragte sie wütend.
»Er hat es eben nicht versucht. Das macht die Frage akademisch.«
»Rockford!«
»Ich habe keine Erlaubnis, eine Waffe zu tragen. Ich dachte, das hätte ich dir gesagt.«
»Ich weiß nicht mehr, ob du es mir gesagt hast oder nicht. Jedenfalls bist du ein Privatdetektiv.«
»Du müßtest einmal sehen, was du alles anstellen mußt, um die Erlaubnis zum Tragen einer verdeckten Waffe zu bekommen«, sagte Rockford. »Es ist unmöglich. Niemand hat eine Lizenz.«
»Hey, warte mal! Was war mit der Pistole, die du letzte Nacht benutzt hast?«
»Yeah, das war eine Schande, nicht wahr? Ich hing wirklich an dieser Waffe. Ich habe sie den Cops verdammt ungern überlassen.«
»Aber du hast der Polizei erzählt, daß du sie aus dem Wagen von diesem Burschen genommen hast.«
»Ich habe gelogen«, sagte er und warf ihr verstohlen einen Blick zu.
»Warum hattest du diese Pistole nicht bei dir, als ich meine Show mit Grimes abgezogen habe?«
»Man kann nicht mit einer illegalen Feuerwaffe in der Gegend herumfahren«, sagte Rockford. »Man kriegt wahrscheinlich Ärger.«
»Und heute?«
»Wir kriegen wahrscheinlich Ärger«, sagte er und zuckte die Schulter. Dann steckte er die Pistole und die Munition in das Handschuhfach.
»Manchmal glaube ich dir nicht.«
»Mein Vater sagt das auch immer.«
»Rockford, was verlangst du vom Leben?« wollte Sara wissen und sah ihn von der Seite an.
»Ich habe schon alles.«
»Hast du wirklich? Du bist der einzige Mensch, den ich kenne, der jemals so etwas gesagt hat.«
»Ja, und es stimmt zufällig«, bestätigte Rockford. »Obwohl es zur Zeit sehr in Mode ist unglücklich zu sein, bin ich es nicht. Ich bin glücklich, ich bin hoffentlich nicht neurotisch, ich verschwende nicht sehr viel Zeit auf Grübeln und Brüten. Ich tue mehr oder weniger, was ich will. Ich habe keine Geldschwierigkeiten, die es wert sind, darüber nachzudenken. Natürlich nur, weil ich nie den Ehrgeiz hatte, reich zu werden. Ich habe einen Beruf, der mir gefällt, der mich ausfüllt und der, glaube ich, etwas zur Verbesserung der Menschheit beiträgt. Mir gefällt der Ort, an dem ich lebe. Mir macht es Spaß, viel im Freien zu sein. Beantwortet das deine Frage?«
»Aber du lebst allein?«
»Ich habe die körperliche Anwesenheit eines anderen Menschen nie gebraucht, um glücklich zu sein. Ich sage nicht, daß mir die Gesellschaft anderer Menschen keinen Spaß macht; besonders wenn es sich um weibliche Gesellschaft handelt. Ich will nur sagen, ich habe mir mein eigenes Glück geschaffen.«
»Aber eine Frau könnte dir helfen, noch glücklicher zu werden«, sagte sie.
»Bin ich ein Vielfraß? Ich führe ein ziemlich gutes Leben. Du magst nur keine Junggesellen, das ist alles. Du glaubst, daß jeder, der achtunddreißig Jahre alt und noch nicht unter der Haube ist, ein wenig verdreht wird.«
»Ich glaube, du hast recht«, sagte sie nachdenklich.
»Hast du die Absicht, um meine Hand anzuhalten?« fragte er spöttisch.
»Nein!« erwiderte sie entrüstet. »Du willst mich nur wegen meinem Geld.«
Rockford lachte und legte sich auf seinem Sitz zurück. »Was dagegen, wenn ich ein paar Stunden schlafe?« fragte er.
»Ja«, sagte sie, aber es war zu spät. Seine Augen waren geschlossen, und nach wenigen Minuten war er eingeschlafen. Sie sah ihn eine Sekunde lang liebevoll an, dann wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder der Straße zu.
»James Bond hätte nie zugelassen, daß ihn ein Mädchen nach Vegas fährt,« murmelte sie und lächelte.
Es war kurz vor fünf, als Sara Rockfords Wagen auf einen Parkplatz hinter dem Gebäude der Stadtverwaltung steuerte. Las Vegas, dem oft vorgeworfen wird, daß es alles andere als seriös ist, übertraf sich selbst, indem sie das Clark-County-Gerichtsgebäude nicht in der Nähe des Strips baute. Aber die Stadt blieb ihrem Stil treu und stellte es an eine Straße, die Casino Center Boulevard heißt. Es befindet sich in der Nähe des Eisenbahndepots der Union Pacific, nur einen Sprung von der Route 15.
Las Vegas prickelte vor Erregung, wie üblich an einem Samstagnachmittag im Juli. Das ist zwar nicht der Höhepunkt der Touristensaison, aber es war so heiß, daß die meisten Touristen in den Häusern blieben und die Spielautomaten in Gang hielten. Viel Geld würde an diesem Abend wieder durch
Weitere Kostenlose Bücher