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Ein Kuss für die Ewigkeit: Roman (German Edition)

Ein Kuss für die Ewigkeit: Roman (German Edition)

Titel: Ein Kuss für die Ewigkeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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gesellschaftlichen Elite, den Schönen, Reichen und Mächtigen gelebt. Da musste er sie doch für ein grässliches Provinzei halten!
    Sie machte Anstalten, sich ihre Bücher wieder in den Arm zu klemmen. »Ich möchte Sie nicht länger aufhalten …«
    »Tun Sie auch nicht. Ich hab heute sowieso keine Vorlesung mehr. Eigentlich wollte ich noch irgendwo einen Kaffee trinken gehen. Wie wär’s, haben Sie Lust mitzukommen?«
    Ihr Herz trommelte in einem wilden Wirbel. »Danke, nein, Mr. Chapman, ich …«
    Lachend fiel er ihr ins Wort. »Also wirklich, Shelley. Nennen Sie mich einfach Grant, ja? Wir sind schließlich erwachsen und nicht mehr an der Highschool.«
    »Sicher, aber Sie sind immer noch mein Dozent«, gab sie zu bedenken, leicht pikiert, da er sich augenscheinlich über sie lustig machte.
    »Ein Glück für mich. Sie sind ein Gewinn für meine Vorlesungen. Heute noch mehr als früher.« Er wurde ernst und sah sie eindringlich an. Das war fast noch schlimmer als sein unbekümmertes Lachen. »Also bitte, vergessen Sie die Kategorie Universitätsprofessor, abgemacht? Darunter stelle ich mir nämlich immer einen angestaubten, älteren Herrn mit wirrer, schlohweißer Mähne vor. Und wie er verzweifelt in den ausgebeulten Taschen seines abgetragenen Tweedsakkos nach der Brille sucht, die er sich irgendwie abwesend auf sein ergrautes Haupt geschoben hat.«
    Shelley kicherte. »Vielleicht sollten Sie kreatives Schreiben unterrichten. Das war sehr bildhaft umschrieben.«
    »Der Punkt geht an Sie. Nennen Sie mich Grant, okay?«
    »Ich werd’s versuchen«, versprach sie lahm.
    »Ich bitte darum.«
    Sie kam sich vor wie eine Dreijährige, die zum ersten Mal auswendig »Backe, backe Kuchen« vorträgt. »Tja … ähm … ich …«
    »Na los, fassen Sie sich ein Herz«, ermunterte er sie.
    »Also gut.« Sie seufzte. »Grant.« Es klappte besser, als sie vermutet hätte. Hatte sie ihn in ihren heimlichen
Fantasien eigentlich so genannt? »Grant, Grant«, wiederholte sie. Der Name ging ihr mühelos über die Zunge.
    »Sehen Sie? Es geht doch. Und was ist mit unserem Kaffee? Sie haben jetzt bestimmt keine Vorlesung mehr, oder? Und wenn, wären Sie mordsmäßig spät dran, also…«
    Sie zögerte noch. »Hmmm, ich …«
    »Es sei denn, Sie wollten lieber nicht mit mir zusammen gesehen werden.« Sie sah ihn mit großen Augen an, denn seine Stimme klang schlagartig verändert. Sachlich zwar, aber mit einem Hauch von Bitterkeit.
    Unvermittelt kapierte sie. »Sie meinen wegen der Sache in Washington?« Statt einer Antwort musterte er sie beschwörend aus undefinierbar graugrünen Tiefen. Hastig schüttelte sie den Kopf. »Um Himmels willen, nein, natürlich nicht, Mr.… ähm … Grant. Wie kommen Sie denn darauf?«
    Er schien merklich erleichtert, stellte Shelley verblüfft fest. »Hätte ja sein können.« Mit seinen langen, sehnigen Fingern raufte er sich unschlüssig die Haare. »Und, kommen Sie jetzt mit?« Er blieb trotzdem hartnäckig.
    Die Verletzlichkeit in seinem Blick und die jungenhaft verlegene Geste bewogen sie schließlich, ihn zu begleiten. Shelley nickte. »In Ordnung«, hörte sie sich selbst wie aus der Pistole geschossen sagen.
    Grinsend schnappte er sich ihren Stapel Bücher sowie seinen Aktenkoffer und scheuchte Shelley in Richtung Tür. Dort griff er hinter sie und tastete nach dem Lichtschalter. Als er mit seinem Arm ihren Rücken streifte, hielt sie unwillkürlich die Luft an.
    Einen Herzschlag lang fühlte sie seine Hand im Nacken,
ehe diese zu ihrer Wirbelsäule glitt. Es war nichts weiter als eine höflich-zuvorkommende Geste, mit der er sie sanft in den Flur schob. Und dennoch, als sie über den Campus schlenderten, spürte sie seine Finger elektrisierend intensiv auf ihrem Strickpullover.
    Bei Hal’s, dem sozialen Mikrokosmos, wie er auf dem Campus jeder Universität zu finden ist, war es wie üblich laut, verraucht und voll. Neil Diamond beklagte eben seine Einsamkeit aus Lautsprechern, die strategisch geschickt in die Wände eingelassen waren. Kellner mit roten Emblemen an den weißen, langärmeligen Hemdmanschetten trugen Krüge mit frisch gezapftem Bier an überfüllte Tische. Studenten aller Nationalitäten und Fakultäten, gestylte Studienanfängerinnen, politisch engagierte Emanzen, bärtige Intellektuelle sowie muskelbepackte Kumpeltypen mischten sich unter das bunte, ausgelassene Treiben.
    Grant fasste sie am Arm und zog sie an einen relativ ruhigen Tisch im hinteren Teil der Kneipe.

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