Ein Kuss Vor Mitternacht - Historical Gold Bd 221
nicht heirate? Ich verstehe Sie nicht, Mylord, und Sie haben keine Ahnung, wer ich bin. Sie können mich nicht kaufen. Ich verschachere meinen unbescholtenen Namen nicht für Gold und Juwelen.“
Sie machte auf dem Absatz kehrt, ging zur Tür und wandte sich dann noch mal um. „Ich habe nicht die Absicht, Ihren Sohn zu heiraten“, sagte sie mit blitzenden Augen. „Ich würde Dominic niemals in eine Ehe zwingen, die er nicht will. Aber ich würde ihn auch niemals für Geld aufgeben oder um Ihnen einen Gefallen zu tun. Leben Sie wohl, Mylord. Ich reise so bald wie möglich ab.“
Constance verließ das Zimmer, eilte den Korridor entlang und kämpfte gegen Tränen der Wut an. Sie fühlte sich beschmutzt und gedemütigt und hätte dieses Haus am liebsten sofort verlassen.
Aber sie hatte immer noch keine Idee, wie sie das anstellen sollte. Wenn nötig würde sie zu Fuß ins Dorf gehen. Doch dann wusste sie nicht weiter. Es blieb ihr wohl keine andere Wahl, als Francesca um Geld für die Postkutsche zu bitten, obgleich sie sich scheute, die Fragen der Freundin beantworten zu müssen. Aber vielleicht würde Francesca sie in Ruhe lassen, wenn sie sich weigerte, ihr den Grund zu nennen …
Und wenn die Postkutsche morgen nicht durchs Dorf fuhr? Was dann? Wenn Dominic erfuhr, dass sie das Haus verlassen hatte, würde er ihr vermutlich nachreiten. Er würde ihr verbieten, ihren Ruf zu riskieren. Aber sie musste fort – weit fort, und zwar so schnell wie möglich.
Sie hastete mit gesenktem Kopf die Treppe hinauf und den Flur entlang. Doch dann hielt sie jäh inne, überlegte kurz, bevor sie ein Stück den Flur zurücklief, an einer Tür klopfte und abwartete, bis eine Frauenstimme sie aufforderte, einzutreten. Constance öffnete die Tür und stand Muriel Rutherford gegenüber.
16. KAPITEL
Muriel zog hochmütig die Brauen hoch. „Was haben Sie hier zu suchen? Wollen Sie mich verhöhnen?“
„Nein“, entgegnete Constance mit fester Stimme. „Ich brauche Ihre Hilfe.“
„Du liebe Güte, was denken Sie sich?“, rief Lady Rutherford, die in einem Lehnstuhl am Fenster saß. „Wie kommen Sie darauf, wir würden Ihnen helfen, nachdem Sie meine Tochter zum Gespött aller Gäste gemacht haben?“
Constance bemühte sich, die Fassung zu bewahren. „Lady Rutherford, ich habe nichts getan, was Sie oder Ihre Tochter kränken könnte.“ Sie hielt es allerdings für klüger, nicht zu erwähnen, dass Muriel sich selbst zum allgemeinen Gespött gemacht hatte. „Ich weiß, dass Sie nicht gut auf mich zu sprechen sind, könnte mir aber vorstellen, dass Sie bereit wären, mir diesen einen Gefallen zu tun.“
Lady Rutherford verengte die Augen zu schmalen Schlitzen. „Und aus welchem Grund?“
„Weil ich glaube, dass meine Bitte sich mit Ihren Interessen deckt.“
„Wovon reden Sie eigentlich?“, fauchte Muriel feindselig.
„Wie ich höre, beabsichtigen Sie, Redfields morgen zu verlassen. Stimmt das?“
„Ja“, antwortete Muriel bitter. „Wir reisen bei Tagesanbruch ab. Je weniger Gäste davon wissen, umso besser. Aber was hat das mit Ihnen zu tun?“
„Ich bitte Sie, mich nach London mitzunehmen.“
Die beiden Frauen starrten Constance an, als habe sie den Verstand verloren.
„Wie bitte? Sind Sie verrückt geworden?“, fragte Muriel.
„Soll das ein schlechter Scherz sein?“, fügte ihre Mutter spitz hinzu.
„Ich habe nicht den Wunsch, dass Lord Leighton durch mich zu Schaden kommt“, antwortete Constance. „Ich bin darüber informiert, dass er eine Geldheirat eingehen muss. Er hat sich mir gegenüber sehr großzügig und ehrenvoll verhalten. Aber er darf nicht den Rest seines Lebens dafür büßen, dass er sich in einer heiklen Situation als wahrer Gentleman erwiesen hat.“ Allerdings wollte sie den Rutherfords nicht auch noch erklären, dass sie Dominic nicht heiraten konnte, weil er sie nicht liebte. Das wäre einfach zu viel verlangt gewesen.
„Sie wollen ihn also nicht heiraten?“, fragte Muriel fassungslos.
„Ich tue das, was das Beste für alle Beteiligten ist“, erwiderte Constance tonlos.
„Treiben Sie etwa ein falsches Spiel mit uns?“, murmelte Lady Rutherford argwöhnisch.
Constance blickte ihr direkt in die Augen. „Ich habe keine Ahnung, was Sie meinen.“
Lady Rutherford musterte sie gründlich. Constance hatte das unbestimmte Gefühl, sie wäge die Chancen ab, die sich durch die neue Sachlage für Muriel ergeben könnten. Wenn Constance Redfields vor der offiziellen
Weitere Kostenlose Bücher