Verliebt in den besten Freund
PROLOG
Mehr als dreißig Jahre zuvor
Die drei Frauen hatten sich in dem eleganten Salon rings um den exquisiten Chippendale-Tisch niedergelassen. Zwei saßen auf dem Sheraton-Sofa, die dritte in einem imposanten Lehnsessel. Der Tee in der blitzenden Silberkanne, die von der Hausherrin nur für ganz besondere Gäste aus dem Schrank geholt wurde, war lauwarm geworden.
Gespannte Erwartung lag in der Luft, bevor eine der drei Frauen endlich wieder das Wort ergriff: „Ich glaube, es wäre die beste Lösung für alle Beteiligten“, erklärte sie und lächelte, um ihre Nervosität zu überspielen. Zum Glück war sie auf die Idee gekommen, die beiden Frauen zusammenzubringen! Prüfend blickte sie ihre Freundin an, die neben ihr auf dem Sofa saß. Ja, es würde klappen, davon war sie überzeugt.
„Ich bin ganz deiner Meinung, meine Liebe“, erwiderte ihre Freundin, die älteste der drei. Man merkte ihr sofort an, dass sie ein hochkarätiges Internat besucht hatte. „Ich verspreche dir, dem Kind wird es an nichts fehlen, wenn du deine Zustimmung gibst“, sagte sie zu der Jüngsten. „Es wird alles bekommen, was es sich nur wünschen kann, die besten Ärzte und eine hervorragende Ausbildung. Geld spielt dabei keine Rolle. Vor allem aber wird es Eltern bekommen, die ihn oder sie von ganzem Herzen lieben werden.“
Sie sah Tränen in den Augen ihrer Freundin glänzen und blinzelte, um die eigene Rührung zu unterdrücken. Es war einfach die perfekte Lösung. Und wem schadeten sie schon damit? Niemandem. Sonst hätte sie dieses Treffen ja auch gar nicht arrangiert.
„Ich … ich weiß, ihr habt beide recht“, stimmte die junge Frau zögernd zu. Sie war gerade achtzehn, ledig und schwanger und völlig verzweifelt. Der Vater des Kindes war spurlos verschwunden, wahrscheinlich sogar tot. „Es ist nur so schrecklich schwer.“ Tränen liefen über ihre blassen Wangen. Sie legte die Hand auf ihren noch flachen Bauch und schien all ihren Mut zu sammeln. „Aber es ist wohl am besten so. Das ist mir schon klar. Mein Kind wird es bei euch besser haben.“ Sie lächelte schwach. „Also, was tun wir jetzt?“
Die älteste der drei Frauen strahlte. „Zerbrich dir nicht länger den Kopf, liebes Kind, wir kümmern uns schon um alles. Du wirst dir nie wieder Sorgen machen müssen.“
1. KAPITEL
Er hatte keine andere Wahl.
Zum ersten Mal in seinem Leben würde Zach Ashton sein Privatleben über das Berufsleben stellen, und das fiel ihm nicht leicht. Normalerweise kam die Karriere für ihn immer zuerst, alles andere war zweitrangig. Das war seit jeher ein ehernes Gesetz für die Ashtons.
„Sind zwei Wochen auch wirklich kein Problem?“ Zach, der nervös auf und ab gegangen war, blieb stehen und warf einen prüfenden Blick auf Victoria Colby, die Chefin der angesehenen Anwaltskanzlei, für die er seit Jahren arbeitete.
„Ja, ganz im Ernst. Nimm dir so viel Zeit, wie du brauchst. Wir kommen hier schon zurecht.“
Er stützte sich auf einen der beiden Lehnstühle, die den Schreibtisch aus massiver Eiche flankierten, und seufzte. „Johnson und Wilks haben ja so weit alles unter Kontrolle. Und für Notfälle lasse ich dir die Telefonnummer meiner Mutter da.“
Victoria schaute ihn prüfend an und traf mit ihrer Frage den Nagel auf den Kopf: „Wen musst du hier eigentlich überzeugen, Zach – mich oder dich?“
„Mich selber vermutlich.“ Zach ließ sich seufzend in einen der Sessel fallen. „Sie ist alles, was ich von meiner Familie noch habe, und außerdem hänge ich an ihr. Ich kann sie nicht im Stich lassen, schon gar nicht an ihrem Geburtstag.“ Mit dieser Entscheidung hatte er sich die ganze Nacht gequält. „Ich muss zu ihr. Aber müssen es gleich zwei Wochen sein?“ Er schüttelte den Kopf. „Kann ich zwei Wochen leben, ohne einen meiner großen Coups vor Gericht zu landen?“
Victoria hob beschwichtigend die Hände. „Du hast selbst gesagt, zwei Wochen wären das allermindeste. Für deine Mutter war es schon der zweite Herzanfall, und das in ihrem Alter!“
Zach nickte. „Fünfundsiebzig Jahre – das ist schon ein wichtiger Meilenstein. Ihr Herzanfall war ein ziemlicher Schock für mich. Nein, zwei Wochen muss ich schon investieren. Ich weiß nur noch nicht, wie wir es anstellen sollen, uns nicht gegenseitig die Köpfe einzuschlagen. Wir sind es beide gewöhnt, unseren Willen zu kriegen.“
Victoria lächelte mitfühlend. Sie wusste nur zu gut, wie schwer es Zach fiel, ein Nein zu akzeptieren, wenn
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