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Ein Kuss Vor Mitternacht - Historical Gold Bd 221

Ein Kuss Vor Mitternacht - Historical Gold Bd 221

Titel: Ein Kuss Vor Mitternacht - Historical Gold Bd 221 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Candace Camp
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verdutzt, wusste nicht, was sie von diesem seltsamen Auftritt halten sollte. Nach kurzem Zögern setzte sie sich in Bewegung und wollte die Bibliothek verlassen. Aus dem Flur waren eilig trippelnde Schritte zu hören, und dann tauchte eine untersetzte, füllige Dame in einem roséfarbenen Satinkleid mit einem sandelholzfarbenen Gazeüberwurf auf der Schwelle auf.
    Weder der modische Stil noch die Farben passten zu der üppigen Person, deren Jugendblüte bereits verblichen war. Und ihre verdrießliche Miene trug nicht dazu bei, ihr Aussehen vorteilhafter erscheinen zu lassen.
    Sie maß Constance vorwurfsvoll von Kopf bis Fuß. „Haben Sie den Viscount gesehen?“, fragte sie schroff.
    „Hier? In der Bibliothek?“ Constance zog die Brauen fragend hoch.
    Die Dame wirkte unschlüssig. „Tja, das scheint eher unwahrscheinlich.“ Sie warf einen Blick in den Flur zurück und dann wieder in die Bibliothek. „Aber ich könnte schwören, dass Lord Leighton diese Richtung eingeschlagen hat.“
    „Vor einer Minute ging ein Herr den Flur entlang“, log Constance in aller Liebenswürdigkeit. „In die andere Richtung. Vermutlich ist er in den Hauptkorridor abgebogen.“
    Der Blick der korpulenten Dame schärfte sich. „Aha. Er wollte in den Rauchsalon, das kann ich mir denken.“
    Sie machte auf dem Absatz kehrt und nahm die Verfolgung ihres Opfers wieder auf.
    Als ihre Schritte verklungen waren, tauchte der Mann aus seinem Versteck auf, schloss dabei den Türflügel und stieß einen theatralischen Seufzer der Erleichterung aus.
    „Verehrteste, ich stehe tief in Ihrer Schuld“, erklärte er und lächelte unbefangen.
    Constance lächelte ebenfalls. Der Fremde hatte eine gewinnende Art, war groß, athletisch gebaut und schlank. Er trug einen formellen schwarzen Frack und eine Brokatweste, die breite Seidenkrawatte war zu einem modischen Knoten gebunden, allerdings ohne Rüschen und Spitzenbesatz, wie sie Dandys neuerdings bevorzugten. Seine Augen leuchteten tiefblau wie ein sommerlicher See, seine vollen Lippen waren elegant geschwungen, sein Kinn wies ein reizendes Grübchen auf. Wenn er lächelte wie jetzt, blitzten seine Augen belustigt, als sei ihm daran gelegen, seine Mitmenschen mit seiner guten Laune anzustecken. Das dunkelblonde, von sonnengebleichten Strähnchen durchzogene Haar war etwas länger, als es korrekt gewesen wäre, und leicht zerzaust, was vermutlich auf die Unachtsamkeit des Mannes selbst zurückzuführen war und nicht auf die seines Kammerdieners.
    Alles in allem, dachte Constance, ein Mensch, der bereits auf den ersten Blick sympathisch wirkte, eine ungewöhnliche Anziehungskraft ausstrahlte und sich seiner angenehmen Wirkung auf Frauen gewiss bewusst war. Constance hatte Mühe, das verräterische Flattern in ihrer Magengegend zu verdrängen und sich gegen das gewinnende Lächeln des gut aussehenden Herrn zu wappnen. Ein Flirt war undenkbar und kam für sie nicht infrage, da sie sich schließlich nicht auf dem Heiratsmarkt befand.
    „Lord Leighton, nehme ich an?“, fragte sie.
    „Der bin ich, bedauerlicherweise“, antwortete er mit einer untadeligen Verneigung. „Und Ihr Name, Mylady?“
    „Bitte nur Miss“,antwortete sie.„Und es wäre unschicklich, einem völlig Fremden meinen Namen zu nennen.“
    „Aber längst nicht so unschicklich, wie mit einem Fremden allein zu sein“, konterte er schlagfertig. „Und sobald Sie mir Ihren Namen verraten, sind wir einander nicht mehr fremd, und alles verläuft in gesitteten Bahnen.“
    Seine seltsame Schlussfolgerung brachte sie zum Lachen. „Ich bin Miss Woodley, Mylord. Miss Constance Woodley.“
    „Miss Constance Woodley“, wiederholte er, trat näher und fügte vertraulich hinzu: „Und nun müssen Sie mir Ihre Hand reichen.“
    „Tatsächlich? Muss ich das?“ In Constances Augen tanzten Funken. Sie entsann sich nicht, wann sie sich zum letzten Mal mit einem Mann amüsiert hatte.
    „Aber ja“, entgegnete er mit großem Ernst. „Wie sonst sollte ich mich darüberbeugen?“
    „Aber Sie machten bereits eine höfliche Verbeugung“, betonte sie.
    „Zugegeben. Allerdings ehe ich die Ehre hatte, Sie angemessen zu begrüßen“, wandte er ein.
    Constance streckte ihm zögernd die Hand entgegen. „Sie scheinen ein beharrlicher Charakter zu sein.“
    Er nahm ihre Hand, neigte sich darüber und hielt sie einen Moment länger, als es nötig gewesen wäre. Als er sie freigab, lächelte er wieder, und Constance spürte die Wärme seines Lächelns

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