Ein leises boeses Fluestern
neue Schwärmer heraus. Max sah, wie sie versuchte, ein Streichholz anzuzünden.
Und dann schien sich trotz des Summens und Murmelns des Sommers ein undurchdringliches Schweigen auf alles herabzusenken. Sogar die Vögel hörten auf zu singen, und neben Clarissa nahm ein dunkler Schatten Gestalt an und beugte sich vor, um ihr beim Anzünden des Streichholzes zu helfen. Es war das verwischte Bild eines Jungen in dunklen Knickerbocker, schwarzen Schuhen und Strümpfen, und in dem zitternden Schatten berührte die Hand des Jungen Clarissas Arm in einer liebkosenden Gebärde.
Max eilte auf die Außentreppe. Da oben blieb er stehen und sah erfüllt von Furcht und Entsetzen hinunter. Und dann hob der Junge den Kopf und begegnete Max’ Blick mit dunklen, glanzlosen Augen. Ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel, und in diesem Lächeln lag eine solche Herausforderung, daß Max’ Herz eine Sekunde lang aussetzte.
Clarissa entzündete das Streichholz und brannte den Schwärmer an. Der Junge reichte ihr einen zweiten Schwärmer, dann noch einen. Die ganze Zeit hielt er mit beständigem Lächeln die Augen auf Max gerichtet. Clarissa hielt vier, fünf Metallstäbe in den Händen, die alle sprühten und sich erhitzten, und der Junge steckte ihr noch einen zu.
Max setzte sich in Bewegung. Er rannte und stolperte die Treppe hinunter und über die Zufahrt. Er erreichte Clarissa, als sich die Schwärmer zu einer einzigen auflodernden Flamme vereinigten, und riß sie ihr aus den Händen. Sie trat zurück und erschrak. Die heißen Metallstäbe fielen auf die Erde. Und in dem grünen Schatten sah Max, wie sich der Mund des Jungen zu einem lautlosen Gelächter öffnete. Seine dunklen Augen waren voller Hohn über Max’ Schmerz, seine verbrannte Hand.
»Max …« Clarissa flüsterte seinen Namen. Sie drückte sich an den Baum. Ihre Augen waren vor Furcht weit aufgerissen. Noch einmal begann sie: »Max … was ist passiert?«
Max hielt die verletzte Hand an seine Brust. Sein Körper bebte vor Qual. Er bemerkte ihren ahnungslosen Gesichtsausdruck, und dann sah er, daß sie allein waren. Der Junge war gegangen. »Allmächtiger Gott«, stieß er wütend hervor, »was hast du getan?«
Sie starrte ihn nur an.
»Ist das Mädchen auch daran beteiligt? Seid ihr drei zusammen?«
Clarissas glattes Gesicht verzog sich.
»Ich dachte, du brauchtest mich. Ich glaubte dir. Ich glaubte, sie könnten dir nichts antun … könnten es nicht … ohne deine Zustimmung. Ich glaubte, sie würden weggehen, wenn es jemanden gab, dem es am Herzen lag, dich zu beschützen, jemanden, der dich liebte.« Er fiel im Schatten auf die Knie und bebte vor Hitze und Wut und dem Schmerz in seiner Hand. »Ich sage dir, wenn du das Grundstück noch einmal allein verläßt oder ihnen erlaubst, dir nahezukommen oder wenn du auch nur mit ihnen sprichst … dann, Gott helfe mir, werde ich dich verprügeln.« Schweiß lief ihm über das Gesicht und in die Augen. »Hast du mich verstanden?«
Sie starrte ihn an.
»Um Jesu Christi willen, antworte mir! Hast du mich verstanden?«
Sie nickte. Ihr Gesicht war tränennaß.
Max ließ sie stehen und ging über die Zufahrt an den Fischteich. Die Oberfläche des Wassers glitzerte im Sonnenschein und blendete seine Augen mit schmerzendem weißem Licht. Er ließ seine verletzte Hand ins Wasser sinken. Dabei sah er zurück zu der Stelle, wo Clarissa sich im Schatten an den Baumstamm drückte. Dann ging er schnell über die untere Veranda ins Haus.
In der Küche strich Max sich Butter auf seine verbrannte Hand.
»Hast du dich verletzt?« fragte Louise besorgt. »Laß mich mal sehen.«
»Ich habe mich an den Schwärmern verbrannt.«
»Genauso hatte ich es mir vorgestellt.« Louise faßte sein Handgelenk. »Ich wußte gleich, einer von euch beiden würde sich daran verbrennen.«
»Das ist es nicht allein.« Max band sich eine weiße Leinenserviette um seine Hand. »Ich habe sie gesehen. Oder richtiger gesagt, ich habe den Jungen gesehen.«
Ungläubig lachte Louise kurz und nervös auf.
»Ich bin zu dem Schluß gekommen – «, Max verknotete die Serviette, »- daß sie wirklich sind … und böse. Aber sie wollen mehr als Clarissa.« Er hielt die Augen auf die Serviette und seine Hand gerichtet. »Sie wollen Böses über uns alle bringen.«
Louise hielt den Atem an. Dann preßte sie die Hände auf die Ohren und schrie, kreischte in kurzen, heftigen Worten, er solle aufhören. Ihr Mund war ein häßlicher Schlitz in ihrem
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