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Ein magischer Walzer

Titel: Ein magischer Walzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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sie, solange sie in Grau verpackt war, mein persönliches kleines Geheimnis. Aber jetzt..."
    „Du bist eifersüchtig auf die anderen Männer, die sie ansehen?“ Sebastian konnte es kaum glauben. „Du?“ „Mitleiderregend, nicht wahr? Ich habe keinen eigenen Willen, keine Kontrolle, nicht einmal einen Rest von Würde, wenn es um diese Frau geht. Ich bin vernarrt - ein gefühlsduseliger Waschlappen. Wie konnte es nur so weit mit mir kommen?“ Sebastian lächelte. „Ich glaube, man nennt es Liebe.“
    „Ich dachte, Liebe sei ein Spiel.“
    „Und ich hielt es für ein Märchen, das man kleinen Kindern auftischt, aber wir haben uns beide geirrt.“
    „Ja.“ Giles holte seine Taschenuhr hervor und schaute darauf. „Ich fürchte, meine Uhr ist stehen geblieben.“
    „Nein, ist sie nicht.“
    „Sind sie zu spät?“
    „Nein, höchstens eine Minute. Wir waren sehr früh hier, wenn du dich erinnerst.“ Gemeinsam starrten sie auf die mächtigen Eichenportale, aber sie bewegten sich nicht, kein Anzeichen einer nahenden Braut war zu erkennen. Nach einer Weile sagte Sebastian: „Also hat Lady Elinore auf Dauer ihren grauen, formlosen Gewändern abgeschworen?“
    „Mhm. Sie hat entdeckt, dass sie nicht funktionieren, weißt du.“ In seiner Stimme schwang ein Anflug von Selbstgefälligkeit mit.
    „Ach so ... Bist du dir wirklich ganz sicher? Sie ist wenigstens zehn Jahre älter als du.“ Sebastian war wild entschlossen, Giles für jedes einzelne Wort büßen zu lassen.
    „Es sind nur sechs.“ Giles grinste verwegen. „Aber was mir an Jahren fehlt, mache ich mit Erfahrung wett.“
    „Ich habe gehört, sie sei unscheinbar und uninteressant.“ Sein Freund machte ein angewidertes Gesicht. „Habe ich das wirklich gesagt? Was für ein blinder Narr ich doch war. Sie sieht nicht gewöhnlich aus, aber nachdem sie erst einmal aufgehört hatte, ihr Haar so straff nach hinten zu dem scheußlichen Knoten zu frisieren ..." Er stützte seinen Kopf in beide Hände. „Sie ist die süßeste kleine Schönheit, Bastian.“
    Sebastian amüsierte sich köstlich. „Aber du hast doch einmal mit ihr getanzt. Und sie fand dich abstoßend. Dich!“ Selbstgefällig schaute Giles an sich hinab. „Sie hat ihre Meinung geändert“, erklärte er glatt.
    Sebastian schüttelte gespielt betrübt den Kopf. „Und ich habe sie immer für eine Frau mit Geschmack gehalten.“
    „Das ist sie auch. Schließlich hat sie dich ja nicht genommen. Sie wollte mich. Wenn das kein Zeichen eines überlegenen Geschmackes ist, weiß ich auch nicht.“
    „Pah!“ Sebastian machte eine wegwerfende Geste. „Soweit ich mich entsinne, gilt ihre ganze Leidenschaft guten Taten. Zählst du als gute Tat?“
    „Weit gefehlt.“ Giles hob mahnend den Finger und erklärte selbstzufrieden: „Du vergisst ihre Schwäche für wissenschaftliche Forschungen.“
    „Ich weiß. Aber was hast du mit wissenschaftlichen Forschungen zu tun?“
    Giles erklärte süßlich: „Lady Elinore plant, während der kommenden Jahrzehnte einige der Theorien ihrer hoch geschätzten Mutter gründlicher zu untersuchen. Und ich werde ihr einziger Assistent dabei sein.“
    Sebastian fielen auf Anhieb wenigstens ein Dutzend von Lady Ennismores hirnverbrannteren Theorien ein, von denen keine einzige mehr als einen flüchtigen Blick verdiente. „Du machst Witze. Welche Theorie?“
    Giles sah aus wie eine Katze, die den Kanarienvogel verspeist hatte und eine Schüssel Sahne obendrein. „Die, die sich mit dem Erregen unkontrollierbarer männlicher Leidenschaft beschäftigt.“
    Sebastian verschluckte sich fast.
    „Ich werde ihr einziges Studienobjekt sein“, erläuterte Giles bescheiden. „Es wird eine erschöpfende Aufgabe sein, das weiß ich, aber alle Bemertons tragen einen starken Hang zum Edelmut in sich, und wir wachsen immer mit den Anforderungen. Außerdem weißt du ja, dass ich Wissenschaft stets überaus fesselnd fand.“
    Die Eichentüren öffneten sich, und die Köpfe beider Männer waren mit einem Mal wie leer gefegt. Die Orgelmusik schwoll, und Sebastian und Giles nahmen ihre Plätze vor dem Altar ein.
    Vier Brautjungfern, wunderschön in ihrer frischen Jugend, schritten feierlich den Gang hinab. Erst Dorie und Cassie, dann Faith und Grace.
    Hope betrat die Kirche, eine Vision in cremefarbener Seide und Spitze, ging am Arm ihres Onkels, und Sebastians Sicht verschwamm; er nahm niemand anderen wahr außer der Frau, die er liebte und die auf ihn zuschwebte. Seine

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