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Ein diebisches Vergnügen

Ein diebisches Vergnügen

Titel: Ein diebisches Vergnügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Mayle
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1. Kapitel
    D anny Roth nahm einen letzten Klecks Feuchtigkeitscreme und massierte ihn in seine Kopfhaut ein, die bereits wie eine Speckschwarte glänzte. Jeden Zentimeter unterzog er einer akribischen Prüfung, um sich zu vergewissern, dass auch nicht die kleinste Spur eines Haarstoppels zu sehen war. Vor geraumer Zeit, als die Haut die Haare von ihrem angestammten Platz zu verdrängen begann, hatte er erwogen, sich einen Pferdeschwanz zuzulegen – oft die erste Amtshandlung eines Mannes, dessen Haupthaar sich zu lichten droht. Doch Michelle war von dieser Idee alles andere als begeistert gewesen. »Merk dir eines, Danny«, hatte sie gesagt. »Unter einem Pferdeschwanz verbirgt sich meistens ein Arschloch.« Die deutlichen Worte seiner Frau hatten ihn bewogen, sich mit Haut und Haaren dem Billardkugel-Look zu verschreiben, und seither hatte er mit dem größten Vergnügen festgestellt, dass er sich in guter Gesellschaft befand, da diverse Stars, ihre Bodyguards und handverlesene Mitglieder ihres Trosses diesem Trend folgten.
    Während er in den Spiegel spähte, nahm er sein linkes Ohrläppchen in Augenschein. Immer noch war er mit sich uneins, ob ein Ohrring angebracht sein könnte: Wenn ja, dann vielleicht ein Dollarzeichen in Gold oder ein Haifischzahn in Platin. Beide wären durchaus angemessen als Markenzeichen
seiner beruflichen Aktivitäten, blieb jedoch die Frage, ob sie auch als persönliches Merkmal markant genug waren. Eine schwierige Entscheidung. Sie würde warten müssen.
    Er trat vom Spiegel zurück und trottete in sein Ankleidezimmer, um die Garderobe für den heutigen Tag auszuwählen, die ihn formvollendet durch die morgendlichen Besprechungen mit Mandanten, das Mittagessen im Ivy und eine private Filmveranstaltung bringen musste. Am besten etwas Konservatives (immerhin war er ja Rechtsanwalt), aber mit einem Hauch Lässigkeit, der besagte, dass er sich einen Teufel um die Etikette scherte, denn schließlich hatte er sich ja als Anwalt in der Unterhaltungsindustrie einen Namen gemacht.
    Ein paar Minuten später, in einem dunkelgrauen Anzug aus feinstem Kammgarn, einem weißen Seidenhemd mit offenem Kragen, Gucci-Slippern und Socken in Butterblumengelb, nahm er sein Blackberry-Smartphone vom Nachttisch, warf seinem schlafenden Ehegespons eine Kusshand zu und stieg in die niederen Gefilde seines Hauses hinab, in das puristische Ambiente seiner aus Granit und Edelstahl bestehenden Küche. Eine Kanne frisch gebrühter Kaffee und Variety , The Hollywood Reporter und die Los Angeles Times warteten bereits an der Frühstücksbar, von der Haushälterin für ihn ausgelegt. Die Morgensonne verhieß einen weiteren glorreichen Tag. Die Welt war so, wie sie ein Angehöriger der professionellen Elite Hollywoods erwarten durfte.
    Roth konnte sich kaum über die Karten beklagen, die ihm das Schicksal ausgeteilt hatte. Er hatte eine junge, blonde, modisch magere Frau, eine florierende Kanzlei, eine Zweitwohnung in New York, eine Skihütte in Aspen und das Haus, das er als sein Hauptquartier bezeichnete: einen
dreigeschossigen Gebäudekomplex aus Stahl und Glas in einer abgeschirmten und gesicherten Wohnanlage in Hollywood Heights. In dieser Trutzburg bewahrte er seine Schätze auf.
    Wie viele seiner Zeitgenossen hatte er eine Anzahl gesellschaftlich beeindruckender Accessoires gesammelt. Dazu zählten Diamanten und Schränke voller Statusroben für seine Frau, drei Warhols und ein Basquiat für seine Wohnzimmerwände, ein versprengter Giacometti für seine Terrasse und ein perfekt restaurierter Gullwing-Sportwagen, ein originaler Flügeltüren-Mercedes für seine Garage. Sein Augapfel jedoch – und in gewisser Hinsicht leider auch Ursache einiger Frustrationen – war seine Weinsammlung.
    Es hatte ihn etliche Jahre seines Lebens und eine Stange Geld gekostet, sich einen der besten Privatkeller weit und breit zuzulegen, wie kein Geringerer als Jean-Luc, sein Weinberater, befunden hatte. Vielleicht den besten Privatkeller überhaupt. Er enthielt kalifornische Rotweine bester Qualität und eine breit gefächerte Palette höchst renommierter weißer Burgunder. Er nannte sogar drei Kisten des grandiosen Yquem Jahrgang 1975 sein Eigen, der zu den berühmtesten und teuersten Weißweinen der Welt gehörte. Doch die Kronjuwelen seiner Sammlung – und verständlicherweise eine Quelle unermesslichen Stolzes – waren ungefähr fünfhundert Flaschen Claret Premier Cru aus Bordeaux – ein Prädikat, mit dem sich nur die

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