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Ein Mann will nach oben

Ein Mann will nach oben

Titel: Ein Mann will nach oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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Wetter ist das!« Und sein Kopf sank schon wieder schläfrig vornüber.
    Die Kinder waren bereits im Winkel bei den leeren Säcken. Ja, da lag auf ihnen der Maurer Busch und schlief fest, den toten Schlaf des Betrunkenen schlief er. Langsam, röchelnd ging der Atem. Das mit Straßendreck und Kalkstaub beschmutzte Gesicht sah finster verschlossen aus. Eine Blutkruste an der Stirn bewies, daß auch der Maurer Busch in der Dunkelheit seinen Weg nicht gleich gefunden hatte. In der Hand hielt der schlafende Mann einen Maurerhammer. »Er hat sein Werkzeug gesucht«, flüsterte Karl Siebrecht.
    »Kannst ruhig laut reden«, sagte Rieke. »Der wacht so bald nich uff, Karl.« Sie setzte sich neben den Vater auf die Säcke.»Den kriegen wa so nich nach Haus, Karl. Vielleicht zu morgen. Fahr jetzt nach Haus, Karl, jetzt kriegste noch ’ne Elektrische. Ich bleib bei Vata’n.«
    »Dann bleibe ich auch hier, Rieke!«
    »Det hat doch keenen Sinn nich, Karl! Zu wat denn? Is jenug, wenn eener nich schläft! Wat kannste hier noch nützen?«
    »Und was hat es für Zweck, daß du bei Vater sitzt, Rieke? Hilft das was? Ändert das was?«
    »Ick weeß nich! Nee, jloobe ick; bloß, ich bin seine Tochter.«
    »Und ich bin dein Freund, dein richtiger Freund, Rieke!«
    »Ick weeß, Karl. Na, denn setze dir nahe bei mir, eene halbe Stunde, aber nich länger! Denn mußte in de Betten.«
    »Warte, ich werde erst noch Kohlen nachlegen.« Dann kam er zurück. »Das ist auch eine Nummer Nachtwächter«, berichtete er. »Wegen dem können sie den ganzen Bau wegtragen! Er ist nicht mal aufgewacht, als ich Kohlen auflegte!«
    »Wat weeßte, wat der Olle sich am Tage schindet? Laß ihn man schlafen, wir haben det Jute davon. Wenn er wach wäre, schmiß er uns valleicht raus aus de Bude!«
    »Da hast du recht, Rieke!«
    Eine Weile saßen sie schweigend. Um die Bude brauste der Wind, auf das Teerpappendach prasselte der Regen. Der Ofen fauchte. Der Schläfer röchelte schwer, den Maurerhammer hielt er in der Hand. Das Mädchen schauerte zusammen. »Mir friert, Karl! Friert dir nich?«
    »Nein«, log der Junge. »Komm, leg deinen Kopf in meinen Schoß, Rieke. Hier sind Säcke genug, ich decke dich warm zu. So …«
    »Det is jut, Karl. Du bist jut, det biste! So’n bißken verwöhnen is fein. Hat se dir ooch verwöhnt, deine Erika?«
    »Das war alles so anders, Rieke.«
    »Det vasteh ick. Se ist doch ’ne Pastorsche. ’ne Pastorsche is mächtig fein, wat, Karl?«
    »Ach Gott, Rieke, sie ist ja noch so jung …«
    »Wie alt ist se denn?«
    »Erst vierzehn.«
    »Da is se noch een bißcken älter als ick! Aba se weeß wohl noch nischt –«
    »Nein, sie weiß noch nichts –«
    »Haste ooch noch nischt jewußt, bis du bei uns kamst, Karl?«
    »Doch, ein bißchen, Rieke. Weißt du, Rieke, mein Vater hat nämlich Pleite gemacht …«
    »Det is komisch mit uns beede, Karl«, sagte Rieke langsam. »Wa passen. Du hast keene Mutta nich, wie ick. Und dein Vata jenau wie meina – darum passen wa.«
    »Ja, das ist wirklich komisch, daß ich gerade dich in der Bimmelbahn treffen mußte.«
    »Jloobst de, Karl, jloobst de, det’t mit Vata’n noch mal anders wird?«
    »Ich weiß nicht, Rieke. Vielleicht, wenn er richtige Arbeit findet?«
    »Na, schließlich is’t egal. Vata is nu mal Vata! Leicht hat der Mann det ooch nich. Morjen früh jeh ick mit Vata uff ’ne Baustelle, ick weeß schon eene, und seh, det er wieda Arbeet kriegt. Vata kann nich reden, det kann ick. Aba mauern kann Vata! Se saren uff ihn, er macht de beste Fuge von alle Berliner Maurer – nie een Loch, nie een Spritzer.«
    »Mein Vater war auch tüchtig. Vater war nur zu gutmütig. Ich werde nicht gutmütig sein wie Vater, Rieke!«
    »Du bist so jutmütig wie dein Vata, Karl! Du bist jutmütig wie een Schaf! Wenn de nich so jutmütig wärst, läg ick hier nich mit dem Kopp in deinem Schoß. Det liegt sich jut so, Karl! Mir wird schon wärmer.«
    »Das ist ganz etwas anderes, Rieke. Mit dir ist es ganz etwas anderes. Bei dir kann ich so sein, du nützt es nicht aus.«
    »Det denkste! Ich nütze dir ooch aus!«
    »Und ich dich! Ich wäre ja ganz verlassen und verloren in dieser Stadt, Rieke, ohne dich!«
    »Denkste det wirklich, Karl?«
    »Ganz wirklich, Rieke!«
    »Det is jut, Karl. Denn lieg ick noch mal so jerne in deinem Schoß!« Eine ganze Weile schwiegen sie. Sie gaben sich dem Gefühl von Entspannung, Wärme und Zufriedenheit hin, das sich langsam in ihnen ausbreitete. In dieser grauen,

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