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Ein Mann will nach oben

Ein Mann will nach oben

Titel: Ein Mann will nach oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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stille, Ernst!« sagte Rieke Busch energisch. »Du kannst det, du kannst zehne haben, und wenn de de elfte siehst, rennste schon wieda wie Franz Piependeckel! Aber Karl is nich so – wat, Karl, du bist nich so?«
    »Nein, bestimmt nicht!«
    »Na, Jott sei Dank! Det wäre ja ooch noch schöner, wenn du und hättest ooch mit Oojenverdrehen anjefangen! Wenn du wüßtest, wie du aussiehst, Ernst! Na, nu mach man, Lotte wartet – se wartet doch?«
    »Ach die! Na ja, wenn’t so is, Karl. Denn nischt für unjut, Rieke. Natürlich biste noch een Schulmädchen, bloß, det een anderer det manchmal vajißt …« Er quasselte sich aus der Elektrischen.
    »So ein Schmachtfetzen!« sagte Rieke hinter ihm drein.»Wat der sich inbildet, det möchte ich bloß am Sonntagmittag sind. – Aber det ist doch wahr, Karl, mit deine Erika?«
    »Doch, Rieke, das ist wirklich wahr.«
    »Und haste wirklich keen Bild von ihr?«
    »Nein, wirklich nicht.«
    »Is se dunkel oder hell, Karl?«
    »Ich weiß nicht mal, Rieke. Doch, ich glaube, sie ist hell.«
    »So seid ihr alle, ihr Männer, det wißt ihr nie! Is se denn sehr fromm, weil se vom Pastor is?«
    »Ich weiß eigentlich nicht, Rieke. Wir haben nie darüber geredet. Fromm ist sie wohl.«
    »Küßt se dir denn?«
    »Doch, ja, sie hat mir schon einen Kuß gegeben.«
    »Na, denn is’t jut, Karl. Ick dachte schon, dafür wäre se zu fromm, det wäre ooch nich det richtige! Aber so is’t jut, Karl, wenn se dir küßt.«
    »Nächste Haltestelle müssen wir raus, Rieke«, sagte Karl, dem etwas ungemütlich bei diesem Verhör geworden war. Rieke war imstande, noch herauszubringen, daß es sich nur um einen einzigen Kuß gehandelt hatte. Sie war so verdammt kaltschnäuzig und sachlich!
    »Ja, det müssen wa!« sagte Rieke mit Seufzen und stand auf. »Schade, det war janz jemütlich hier! Der Ernst war zu drollig, wat? Und dann deine Erika – Erika ist ein feiner Name, wat? Von die mußte mir noch alles erzählen, Karl, wat?«
    »Du weißt doch schon alles, Rieke!«
    »Ja nischt weeß ick! Det bißcken Küssen – aber bis et so weit war, da liegt et! Weeßte, Karl, det is komisch bei mir, det erkläre mir bloß: von Liebe will ick jar nischt wissen. Aber wenn ick so ’n Schmöker zu fassen kriege, von irgend so ’ne Liebe, und die Ollen wollen partuh nich, und ihr bricht det Herze – da heule ick mir weg wie ein Wasserhahn. Wie kommt det, Karl?«
    »Wir müssen raus, Rieke!«
    »Recht haste, Karl. Also rin in det Unwetta! Hoffentlich sitzt Vata noch im Grünen Baum!«

13. Suche nach Vater

    Der Grüne Baum, so voll er auch war, beherbergte doch den alten Busch nicht mehr, sie mochten noch so sehr in jedem Winkel nach dem stillen Trinker Ausschau halten. Hier wäre Karl Siebrecht nun schon am Ende seiner Suche gewesen, Rieke Busch aber wandte sich entschlossen zur Theke: »Wart ’nen Oogenblick, Karl«, flüsterte sie. »Die müssen hier doch Vata’n kennen –!«
    Vor der Tonbank standen die Männer in Doppelreihen, aber auch das konnte Rieke nicht hindern. Sie schlüpfte dahinter, dorthin, wo der schwarzbärtige wortlose Wirt und seine um so wortreichere Wirtin in Seidenbluse mit viel Schmuck ihres Amtes walteten. Es waren die richtigen reich gewordenen Berliner Budiker: sie ganz Majestät mit viel Brust und viel Lippe, die Sorte falschverstandener Dame, von der man in einem Alpdruck träumen kann; er noch etwas unsicher in seinem neuerworbenen Reichtum, aber beide gleich erbarmungslos, gleich gierig. »Was willst du?« herrschte sie sofort schrill die Rieke Busch an, während er vom Zapfhahn her einen giftigen Blick auf das Mädchen schoß.
    »Können Se ma nich sagen, wann Vata weg is? Vata is der olle Busch. Vom Bau von dem Kalubrigkeit.«
    »Da hätten wa ja ville zu tun, wenn wa uff alle Väta uffpassen wollten!« rief sie und goß mit unglaublicher Sicherheit eine Runde Korngläser voll. Und »Hier kommt keen Busch!« grollte der Budiker.
    »Doch kommt er!« beharrte Rieke entschlossen. »Heut mittag hat er erst hier jesessen.«
    »Wenn de det weeßt, is’t ja jut, mach dir dinne!« schalt der Wirt.
    Und seine Gnädige zu den Trinkern an der Theke: »Immer det Jefrage von die Mächen! Wenn de Leute bloß besser uff ihre Männer uffpassen möchten! Aba wir sollen allet wissen! Sind wir Auskunft?«
    Die Trinker enthielten sich jeden Urteils, der Wirt aberfühlte sich bemüßigt, mit dem Fuß in der Richtung gegen Rieke zu stoßen, freilich nur drohend. »Hau ab, du!« sagte

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