Ein Mistkerl zum Verlieben
wenn die Terrasse nicht durch einen Zaun abgetrennt war.
Am besten wäre, so dachte sie, jemand in ihrem Alter, mit dem sie sich gut verstand. Außerdem konnte es nie schaden, Nachbarn zu haben, mit denen man sich nicht auf Kriegsfuß befand, zum Beispiel, wenn sie jemanden brauchte, der ihre Katzen hütete, wenn sie auf Geschäftsreise war. Dies kam zwar nicht allzu oft vor, aber bislang hatte sie immer den Hausmeister gebeten, ihre drei Katzen Rambo, Rocky und Electra zu versorgen, der das zwar genauso ausführte, wie es ihm aufgetragen wurde, der jedoch auch erwähnt hatte, er könne mit Katzen generell nichts anfangen, sodass er, außer sie zu füttern und ihr Katzenklo zu reinigen, weder mit ihnen spielte noch sie sonst irgendwie beschäftigte.
Vicky betrat das helle Vorzimmer ihres Appartements. Electra, kam miauend auf ihr Frauchen zu und schmiegte sich um deren Beine. Dicht hinten ihr kamen die beiden Kater Rocky, ein roter Tiger, und Rambo, ein Brauntiger.
„Hey meine Prinzessin! Na, hast du einen schönen Tag gehabt“, fragte Vicky das getigerte Katzenmädchen mit dem hübschen weißen Latz und den weißen Pfoten, als würde sie tatsächlich auf eine Antwort warten und nahm sie hoch, während sie in die Hocke ging und auch die beiden Kater ausgiebig begrüßte. Nachdem Electra nach etwa fünf Sekunden beschlossen hatte, ihr Schmusetierpensum für den heutigen Tag aufgebraucht zu haben und hinter Rocky und Rambo her quer durchs Wohnzimmer jagte, hängte Vicky ihre Tasche an die Garderobe, zog ihr Handy heraus und sah ihre Post durch.
Ein Brief von New York City Homes, der Hausverwaltung, der der Appartementkomplex gehörte, war dabei. Sie öffnete ihn und wurde darüber informiert, das mit dem Monat Mai das zweite Penthouseappartement verkauft war und dass die Hausverwaltung eine gute Nachbarschaft wünschte und sicher war, dass es mit dem neuen Eigentümer keine Probleme gab, da dieser optimal in die Eigentümergemeinschaft des Komplexes passte.
„Naja, von Ordnung hält er ja schon mal nicht viel“, murmelte sie in den Raum hinein und rieb sich ihr Handgelenk, dass immer noch von dem Sturz beleidigt schien, den es vor kurzem auffangen musste.
Der Abend verlief genauso, wie sie ihn geplant hatte. Sie hatte sich mit ihrem Laptop hinaus auf die Terrasse gesetzt, Pfirsich-Eistee getrunken und zwei Schriftsätze vorbereitet. Dann hatte sie eine Mail an die Staatsanwaltschaft geschrieben und um eine vorherige Besprechung zur Verhandlung von Davis Cutter gebeten, einem jungen Mann, der auf dem Weg zum College war, als die Benzinpumpe seines Wagens kaputt ging. Da er seinen Eltern, die ohnehin nicht mit Reichtum gesegnet waren, nicht auf der Tasche liegen wollte, hatte er nach langem hin und her beschlossen, vor einem teuer aussehenden Restaurant zu warten, einem Gast zu folgen und ihn auszurauben. Für dieses Vorhaben hatte er sich William Torrance ausgesucht, den Vorstand eines Technologiekonzerns, dem er bis zu seinem Wagen, der sich in einer Seitenstraße befand, folgte, ihn mit einer Spielzeugpistole bedrohte und ihm siebenhundertdreiundfünfzig Dollar abnahm. Davis floh, bezahlte seine Werkstattrechnung und fuhr weiter Richtung City College. Dummerweise hatte einer der ermittelnden Polizisten, dem der exakte Betrag von siebenhundertdreiundfünfzig Dollar merkwürdig vorkam, die Idee, bei sämtlichen Handwerkern und Autowerkstätten im Umkreis von fünf Meilen um das Lokal, aus dem William Torrance gekommen war, nachzufragen, ob in den vergangenen Tagen eine Rechnung von exakt diesem Betrag fällig geworden war und ob der Kunde ein schlanker junger Mann von etwa zwanzig Jahren mit kurzen braunen Haaren, einer Brille, und einigen Pickeln gewesen war. Der zweite Fehler, den Davis Cutter begangen hatte, war, bei der Werkstatt seinen richtigen Namen anzugeben. Obendrein seine richtige Adresse in New Jersey. Außerdem hatte er Hal Jennings, dem Betreiber der Werkstatt erzählt, er wäre auf dem Weg zum City College und würde sich schon auf die Sommerferien freuen. So war es für die Cops ein Leichtes, den armen Davis aufzuspüren und ihn zu verhaften. Vicky fand den Jungen sympathisch und war sich sicher, dass er niemand war, der ein Gewohnheitstäter wurde. Er hatte sich zum Tatzeitpunkt in einer Ausnahmesituation befunden und lediglich einen dummen Einfall in die Tat umgesetzt. Der Junge wurde vom gegnerischen Anwalt dargestellt, als wäre er ein mordendes Monster, dabei hatte er sich
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